Phasing in World of Warcraft ist eine nützliche Sache – zumindest dann, wenn es nicht den Spielspaß ruiniert und exploitet wird.
Mit dem Launch von Battle for Azeroth hatte mich in World of Warcraft seit langem die Lust auf Open-PvP gepackt. Ich laufe quasi immer im Kriegsmodus herum und gehe vielen Scharmützeln auch nicht aus dem Weg, wenn der Feind nicht gerade ein mir bekannter Rollenspieler ist. Doch je mehr Zeit ich mit PvP verbringe, desto stärker frustrieren mich Mechaniken, die eigentlich gut und sinnvoll sind.
Es soll heute um Phasing und Sharding gehen.
Was genau ist Phasing? Beim Phasing gibt es verschiedene „Varianten“ eines bestimmten Gebietes. Ein Beispiel ist etwa Brennadam im Gebiet Sturmsangtal. Zu Beginn sehen alle Spieler die Phase, in der Brennadam noch intakt ist, doch sobald das entsprechende Cinematic ablief (mit dem Betreten der Brücke), wird man immer in die neue Phase gesteckt, in der Brennadam angegriffen wurde. Nur Spieler, die vom Verlauf der Quests gleichauf sind, können die gleiche Phase betreten und miteinander interagieren.
Was ist Sharding? Sharding ist von seiner Auswirkung ähnlich wie Phasing, hat aber andere Gründe. Bei einem Shard kann man von einer zweiten Instanz eines Gebiets sprechen, die benötigt wird, wenn zu viele Spieler anwesend sind. Wenn sich gerade etwa 300 Spieler im Sturmsangtal tummeln, dann könnte die WoW-Technik das Ganze einfach in zwei separate Sturmsangtäler aufteilen, sodass alle in Ruhe questen können.
Das Sharding bemerkt man eigentlich nur, wenn gerade viele Spieler aus der eigenen Umgebung verschwinden oder zahlreiche neue Spieler auftauchen.
Wenn Spieler einer Gruppe beitreten, landen sie übrigens im Shard des Gruppenanführers. Das ist die einzige Möglichkeit, „gezielt“ einen Shard zu wechseln.
Der Nutzen von Phasing ist offensichtlich, denn es erlaubt den Entwicklern, die Welt zu verändern und in unterschiedlichen Zuständen zu zeigen. Dadurch können Quests besondere Wirkung entfalten, große Angriffe dargestellt oder bewegende Ereignisse in Szene gesetzt werden. Die Welt fühlt sich lebendiger an, wenn sich wirklich etwas verändert.
Doch die Nebenwirkungen sind so verdammt frustrierend.
Phasing im PvP als „I Win“-Button
Wer im Kriegsmodus regelmäßig ein bisschen PvP betreibt, der wird die folgende Situation bereits kennen: Man trifft einen feindlichen Spieler, haut sich die Köpfe ein und positioniert sich dabei immer wieder neu. Zusätzliche Mobs werden gepullt, der Kampf zieht sich.
Eine von beiden Seiten erkennt, dass sie unterliegen wird und versucht zu fliehen. Das gelingt auch, denn der Fliehende löst sich einfach in Luft auf. Während man sich verwundert die Stirn reibt steht mitten auf dem Bildschirm der Name irgendeiner kleinen Sub-Zone, die man gerade betreten hat und es dämmert: Wir wurden in unterschiedliche Phasen gesteckt.
Den meisten Spielern unterstelle ich hier keine böse Absicht. Immer wieder kann das Phasing vorkommen und nervt, wenn dadurch ein spannender Kampf abrupt beendet wird.
Ätzend wird es jedoch dann, wenn besonders „engagierte“ Spieler damit beginnen, dieses System auszunutzen. Denn wer ein bisschen aufpasst, der erkennt genau die Grenzen der Spielwelt und kann klar feststellen, ab wo eine andere Phase beginnt. Wer das einmal verinnerlicht hat, kann quasi permanent „an der Grenze“ zu der Phase stehen und im richtigen Moment einfach die Flucht antreten.
Weniger zu kontrollieren ist hier auch das Sharding. Denn das kann genau so funktionieren. Wer sich gerade mitten in einer heißen PvP-Schlacht wiederfindet, der kann – und das mitten im Kampf – einfach in einen anderen Shard gesteckt werden. Auch diese Erfahrung ist frustrierend, kommt aber viel seltener vor.
Ankerkraut und Schatzkisten sind meine Endbosse
Ähnlich nervig wie verschwindende Spieler sind aber auch andere Spielinhalte, die von Phase zu Phase unterschiedlich sind. Ich bin mir sicher, jeder Kräuterkundler kennt die folgende Szene: Auf der Minimap wird das Symbol für ein Ankerkraut angezeigt, das aktuell wertvollste Pflänzlein von BfA. Reitet man jedoch zum Kraut hin, verschwindet es genau vor der Nase, als hätte ein anderer Spieler es schon abgebaut. Frustriert reitet man nun wieder zurück, nur um zu sehen, dass das Ankerkraut erneut auftaucht – es hängt in einer anderen, aktuell unerreichbaren Phase.
Das gleiche gilt übrigens auch für Schatzkisten, die man minutenlang sucht, um erst dann festzustellen, dass auch hier das Phasing dafür sorgt, dass die Schatzkiste unerreichbar bleibt und einen immer wieder beim Vorbeireiten verspottet.
Ich mag, was Phasing und Sharding in der Theorie bewirken und wie sie Quests lebendiger und die Spielwelt interessanter machen. Aber die ganzen „Nebenwirkungen“ sind mir einfach zu viel. Das ist einer er ganz wenigen Punkte, bei denen ich wirklich sagen kann „Also das war früher in Classic besser“ – und das sage ich nicht oft.
Wie sind eure Erfahrungen mit dem Phasing? Findet ihr es in der aktuellen Form gut, weil es Quests spannender macht? Oder ist das eher nervig und störend?