Das neue Cinematic in World of Warcraft kam bei vielen Spielern nur „so mittel“ an. Gerade Fans der Horde tun sich schwer, jetzt noch ihrer Fraktion treu zu bleiben.
Gestern haben wir darüber berichtet, dass Blizzard ein neues Cinematic zu World of Warcraft veröffentlicht hat. In „Kriegsbringer Sylvanas“ wurden die Spieler nicht nur Zeuge von Sylvanas‘ Vergangenheit, sondern auch vom Brand auf Teldrassil und wie es dazu kam. Besonders Spieler der Horde sind enttäuscht und regelrecht wütend auf Blizzard. Für sie steht fest: die Horde unter Sylvanas ist nur noch böse.
„Morally Grey“? – Eher stockfinster
Viele Spieler haben sich an die Aussagen der Entwickler geklammert, dass Sylvanas‘ Taten einen „moralischen Grauton“ hätten – also auf der einen Seite zwar verwerflich und finster seien, darin aber etwas positives, nachvollziehbares liegen würde.
All diese Hoffnungen wurden mit dem Cinematic zerschmettert.
Für viele Spieler ist Sylvanas nun nur noch ein „Garrosh 2.0“. Sie kennt keine Gnade und richtet einen Genozid an den Nachtelfen an, während die Horde hinter ihr steht und das geschehen lässt.
Für einige Spieler der Horde ist das ein Schritt in die falsche Richtung und nicht mehr „ihre Horde“, der sie angehören wollen.
Das lässt sich auch auf YouTube wunderbar sehen. Während „Warbringers: Jaina“ nur 2% negative Bewertungen bekommen hat, kratzt „Warbringers: Sylvanas“ an knapp 25% negativen Bewertungen.
Argumente für Sylvanas‘ Verhalten
Allerdings gibt es auch einige Spieler, die der Meinung sind, dass Sylvanas‘ Verhalten ihrem Charakter vollends entspricht. Ihr Ziel war es, Teldrassil einzunehmen und Malfurion zu töten, um die Allianz vom Azerit abzuschneiden und den Willen der Nachtelfen nachhaltig zu brechen.
Da ihr Malfurion entwischt (oder sie ihn eher entkommen lässt, so wie es dargestellt wird), ist Teldrassil nur wenig wert, denn die Elfen hätten stets die Hoffnung auf Rückeroberung.
Also fasst sie den einzigen Entschluss, der sinnvoll ist, um Teldrassil und die Nachtelfen auf Kalimdor langfristig unschädlich zu machen: Sie zündet den Teldrassil an und ruiniert die Stadt damit für beide Fraktionen.
Ein Geheimnis blieb aus
Ein weiterer Grund für den Frust ist die Tatsache, dass es nun keine große, dramatische Enthüllung und unerwartete Wendung gab. Viele Spieler hatten spekuliert, dass der Teldrassil nicht durch Sylvanas‘ direkten Befehl brennt, sondern es zu einem anderen Zwischenfall kommt. Es gab viele Theorien, wer denn tatsächlich für den Brand verantwortlich sein könnte, wie etwa das Wirken der Naga.
Dass die Antwort nun die offensichtlichste Lösung ist, das enttäuscht viele Fans – obwohl Blizzard niemals explizit gesagt hat, dass es ein großes Geheimnis wäre.
Auf Reddit regnet es Memes
Es dauerte nur wenige Stunden, dann waren Reddit und die sozialen Medien voll mit Memes und zynischen Kommentaren, die Blizzard, Sylvanas und Spieler der Horde durch die Mangel genommen haben. Etwa eine Erinnerung an Blizzard, was denn genau „morally grey“ sei:
Andere meinen Blizzards Erzählweise zu erkennen und haben einen immer wiederkehrenden Kreislauf erstellt – natürlich mit passender „Sie befinden sich hier“-Angabe (Klicken zum Vergrößern).
Natürlich dürfen auch die Vergleiche mit Garrosh nicht ausbleiben:
Darüber hinaus gibt es etwa Beiträge mit dem Titel „Hier ist eine Abhandlung darüber, wieso Sylvanas Taten doch als ‚moralisch grau‘ anzusehen sind“. Nach einem Klick gibt es den kurzen Text: „Blizzard ist farbenblind.“
Christie Golden erfährt Hass – völlig zu Unrecht
Ein weiteres Opfer dieses Shitstorms ist die Autorin Christie Golden, die seit einigen Monaten für Blizzard arbeitet. Direkt nach der Veröffentlichung des Videos gab es auf Twitter zahlreiche Flames und hasserfüllte Aufforderungen, die sogar in Aussagen wie „Bring dich doch einfach um, schreiben kannst du nicht“ endeten. Die meisten dieser Aussagen sind inzwischen wieder gelöscht.
Ganz davon abgesehen, dass es nicht nur ziemlich absurd ist, einem Menschen den Tod zu wünschen, nur weil ein fiktiver Charakter nicht das tut, was man gerne hätte, trifft Golden in dieser Sache keine Schuld. Denn sie stellte schnell klar, dass sie an den „Kriegsbringer“-Videos nicht mitgearbeitet habe. Die waren schon lange in Produktion, bevor Golden zu Blizzard wechselte.
All the Warbringer pieces where well into development before I came on board.
— Christie Golden (@ChristieGolden) July 31, 2018
Wenngleich viele der Reaktionen der Fans übertrieben, unangemessen und unreflektiert sind, lässt sich jedoch deutlich erkennen: Sylvanas‘ Entscheidung und der Story-Verlauf, den Blizzard für die Horde vorgesehen hat, trifft nicht auf viel Gegenliebe. Zahlreiche Spieler wenden sich von der Horde ab.
Ein letzter Hoffnungsschimmer ist das noch ausstehende Cinematic „Kriegsbringer: Azshara“, das womöglich Punkte aufzeigt, die bisher noch verborgen sind. Für viele ist diese Hoffnung aber schon so ausgelöscht worden, wie der Teldrassil von Sylvanas.
Wie findet ihr den Werdegang der Story in World of Warcraft und Sylvanas‘ Entscheidung? Steht ihr hinter der Horde und findet die Entscheidung geht? Versteht ihr gar die Beleidigungen, die Entwickler über sich ergehen lassen müssen?