Früher waren PvP und PvE in MMORPGs verbunden. Doch inzwischen ist das nicht mehr so. Wann haben sich diese „Welten“ getrennt und warum?
Wie sahen MMORPGs früher aus? Zu den Anfangszeiten des Genres, etwa als Meridian 59 im Jahr 1996 und Ultima Online 1997 erschienen, sahen MMORPGs noch anders aus. Es gab keine Abgrenzung zwischen PvP und PvE.
Das bedeutete, dass Spieler im Grunde ständig auf Mitspieler treffen und gegen diese kämpfen konnten. Überall und zu jeder Zeit.
Freiheit hat ihren Preis
Warum war das so? MMORPGs wollten den Spielern möglichst viele Freiheiten gewähren und darüber hinaus eine zweite Heimat bieten, die jede Menge Möglichkeiten eröffnete. Spieler sollten sich in einem MMORPG wie zu Hause fühlen und nicht zu stark eingeschränkt werden.
Und dazu gehört es auch, dass man sich untereinander duellieren konnte. Es sollte Raubüberfälle von Spielern auf Spieler geben, was jede Reise zu einer Gefahr machte.
Darum lief es aus dem Ruder: Als Ultima Online 1997 erschien, bot es eine fantastische Welt, in der jeder das sein konnte, was er sein wollte. Sei es ein Fischer, ein Schmied, ein Bäcker oder ein Abenteurer. Es war möglich, sich in dieser Welt zu verlieren.
Allerdings gab es eben keine Abgrenzung zwischen PvE und PvP. Wer etwa in einem Dungeon Erz abbauen wollte, um dieses an einen Schmied zu verkaufen, der musste damit rechnen, jederzeit von anderen Spielern überfallen zu werden.
Spieler nutzten dies aus und es fanden ständige Angriffe statt. Es war kaum mehr möglich, von einer Stadt zur anderen zu reisen.
PvP wurde zum Albtraum: Player-Killer (PKs) machten sich einen Spaß daraus, vor allem Neulinge in Fallen zu locken oder sie immer und immer wieder anzugreifen. Zwar gab es von Spielern gegründete Milizen, die Jagd auf PKs machten, doch die Situation geriet immer mehr außer Kontrolle. Es war fast nicht mehr möglich, einfach so mal etwas Spaß zu haben, um die Welt zu erkunden oder in einem Dungeon gegen Monster zu kämpfen.
Die Trennung war nötig
Was waren die Konsequenzen? Die ständigen Angriffe auf Spieler lösten bei den Opfern jede Menge Frust aus. Dies ging sogar so weit, dass Fans absprangen und keine Lust mehr hatten, weiterzuspielen.
Das Entwicklerstudio Origin und Publisher Electronic Arts bemerkten dies und mussten die Notbremse ziehen. Ultima Online sollte die Spieler zusammenführen und Spaß machen und nicht für Frust sorgen und die Fans vergraulen. Das MMORPG stand kurz vor dem Kollaps. Wäre es so weiter gegangen, hätte es wohl schließen müssen.
Welche Änderung wurde eingeführt? Origin teilte im Jahr 2000 die Spieler auf. Es wurden zwei Welten erschaffen: Felucca und Trammel.
- Auf Felucca herrschte weiterhin offenes PvP. Jeder konnte nach wie vor jeden angreifen.
- Auf Trammel dagegen gab es strenge Regeln. Es war nicht mehr möglich, einfach so andere Spieler zu attackieren, ohne, dass diese dem Kampf zustimmten.
Wie wirkte sich dies auf das Genre aus? Andere Entwickler hatte natürlich bemerkt, wie das offene PvP ohne echte Regeln Ultima Online an den Abgrund gedrängt hatte. Es wurden Systeme entwickelt, PvP und PvE zu trennen. Eben weil die Spieler die Wahl haben sollten und ihnen nicht ständig durch Player Killer der Spaß verdorben wurde durfte.
Wie sieht dies heute aus? Die meisten MMORPGs besitzen entweder Zonen, in denen PvP stattfindet oder Server, die für die Spieler-gegen-Spieler-Kämpfe ausgelegt sind. Eine Verwebung von PvP und PvE gibt es nur noch selten. Man entscheidet sich also bewusst, ob man am PvP teilnehmen möchte. Überfälle von anderen Spielern sind dann nur noch auf den PvP-Servern oder in den PvP-Zonen möglich und man kann sich besser darauf vorbereiten.
War Ultima Online das erste Spiel, das PvP und PvE trennte? Nein, Everquest aus dem Jahr 1999 hatte aus den Fehlern von UO gelernt und bot den Spielern von Beginn an die Wahlmöglichkeit zwischen PvE- und PvP-Servern. So umging das Spiel dieses Problem. Ultima Online hatte also dabei geholfen, eine Lösung zu finden.
Offenes PvP ist selbst heute noch Thema in MMORPGs. Manche Spieler wünschen sich dies und einige Titel – wie etwa Fallout 76 – bieten dies auch. Wenn auch mit Einschränkungen. Generell jedoch ist es für ein Onlinespiel wichtig, dem Spieler zu Wahl zu lassen, ob er sich am PvP beteiligen will. Sei es durch spezielle Server oder PvP-Zonen in den Titeln.