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Jul. 25, 2018 | 14:53 Uhr

The Crew 2 setzt im neuesten Teil des „sozialen Autospiels“ auf ein Follower-System. Das Ziel: Krasse Dinge machen, dadurch Follower gewinnen. Wer nicht mitmacht, kommt im Spiel nicht weiter. 

Wer mehr zeigt, gewinnt Follower: Angelehnt an soziale Netzwerke wie Instagram oder Twitch, liegt ein Ziel in The Crew 2 darin, die Anzahl an Followern zu erhöhen. Das passiert alles in Echtzeit, Follower trudeln live ein, schütten Endorphine aus. Man ist beliebt und aufregend, die Zahl der Anhänger steigt. Wer aber langweilig ist, bekommt nur wenige neue Abonnenten hinzu. Es muss am besten krachen, es muss Aufsehen erregen. Bei gewonnenen Rennen, coolen Überholmanövern oder Stunts tickt der Zähler. Ein waghalsiger Stunt auf einer Brücke sichert euch dabei mehr Follower als ein vermeintlich langweiliger Ritt in der Wüste.

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Wir brauchen Follower. Lass uns mal knapp an der Steinwand vorbeidriften und beinahe draufgehen!

Beliebtheit wird zu einer echten Währung

Wer beliebt ist, hat Erfolg: Nur wer in in The Crew 2 Follower einsammelt, bekommt etwa mehr Rennen oder Disziplinen freigeschaltet. 15.000 Follower werden etwa benötigt, um vom „Neuling“ zu „Populär“ aufzusteigen. Erst danach winken coole, neue Events oder der Aufstieg in die Tourenwagen-Meisterschaften.

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Yeah, wir erreichen gleich die 15k Follower und sind  dann super beliebt!

Genau wie auf Twitch: Im echten Leben ist es nicht anders: Wer in Twitch mehr Follower erreicht, steigt in einen elitären Kreis auf,  wird Twitch-Partner, bekommt Vorteile und Angebote. Dafür muss man aber auch ständig online sein, seine Follower stets unterhalten.

Dystopie wie in Black Mirror: Die Netflix-Serie „Black Mirror“ zeigt in seiner vielleicht besten Folge, „Nosedive“, wie die Zukunft aussehen könnte. Menschen bewerten sich gegenseitig, machen alles dafür, um in der Gunst der anderen zu liegen. Wer nicht mitzieht, verliert, schließt sich selbst aus. Denn die Anzahl der Likes ergeben einen Score. Umso höher der Score, desto mehr gesellschaftliche Privilegien erhält man. Der eigene Wert so hauptsächlich nur über den Score bestimmt. Und so gilt es, fast schon obsessiv, jede besondere Situation im Leben anderen zeigen zu müssen, ja gar nur darauf hinzuarbeiten.

Jede besondere Situation wird in potentielle Likes umgerechnet. Das löst eine ständige innerliche Unruhe aus, man vergleicht sich nur noch, will mehr.  Aber könnte das nicht gerade ein Ziel von Ubisoft sein? Ein Games-as-Service-Autorennen, das einen nicht mehr loslässt? Denn wer nicht beim Follower-System mitmacht, bekommt weniger.

Nur Fantasie? In China arbeitet die kommunistische Partei an einem ähnlichen System. Dort ist aber nicht die „Beliebtheit“ entscheidend, sondern dass man brav und artig ist. Wer sich im chinesischen „Social Credit System“ un-artig verhält, etwa seine Miete nicht zahlt, schwarz fährt oder im Netz die Regierung kritisiert, der muss mit Einschränkungen im Alltag leben. Das Netz wird schlecht, bestimmte Karrierewege sind verwehrt oder es kann gar ein Reiseverbot ausgesprochen werden.

Die „M-Frage“ – Follower-System in The Crew Mist oder Motivation?

Brauchen wir so ein System in The Crew? So ein Wertungs-System in Spielen gefällt nicht jedem. Aber es scheint dem Zeitgeist zu entsprechen.

Der Kommentator „Joe Banana“ auf Mein-MMO bezeichnet es als Mist:

Dieses Follower-Zeugs ist voll der Mist. (…) hocken bei Ubisoft irgendwo, irgendwelche Trottel und meinen, dass die Jagd nach Likes und Followern der neue Shit überhaupt für die heutige Jugend ist?

Studie zeigt aber: Ja, es nutzen verdammt viele. Jugendliche fühlen sich durch die App „Instagram“, die ähnliche Mechanismen aufgreift, genötigt, immer online sein müssen, haben Angst, etwas zu verpassen, heißt es in einem Artikel der Mittelbayerische. Das wahnsinnige Wachstum von Instagram, nach neuestem Stand nutzen die App aktiv 15 Millionen Deutsche, zeigt, dass es in der heutigen Gesellschaft tief verankert ist, vor allem in der Jugend. Und ein Faktor ist die „Sucht danach“.

Belohnungen triggern das Gehirn

EIn cleverer Schachzug? Das Follower-System in „The Crew 2“ kommt einem sofort bekannt vor und triggert das Belohnungssystem im Gehirn. The Crew 2 könnte hier tatsächlich den Nerv der Zeit treffen und mit einem für ein Autorennen einzigartiges System für Aufsehen sorgen, Langzeitmotivation schaffen. Selbst wenn das eigentliche Gameplay nicht immer überzeugen kann, denn Spieler klagen unter anderem über eine unausgereifte Fahr-Physik.

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Die Polizei überlisten?  Gibt bestimmt viele Follower.

Eigentlich ein bekanntes Fortschrittssystem: Ähnliche Systeme kennt es bereits aus MMOs, in denen man Erfahrungspunkte sammelt, Ränge aufsteigt und neue Inhalte freischaltet. Das Follower-System ist genau das, nur auf modern und cool getrimmt. Aktuell funktioniert das „Follower-System“ noch recht rudimentär. Aber Ubisoft könnte hier mit ihrem „Games-as-Service-Ansatz“ punkten und dieses Kern-Feature zukünftig erweitern und neue Impulse setzen. Und sie planen wohl auch noch einen Schritt weiterzugehen:

The Crew 2 möchte das Feature mit dem echten Leben verknüpfen: Eine integrierte App soll besondere Augenblicke festhalten, die ihr dann auf Facebook und Co teilen könnt. Ubosoft bezeichnet es im Blog-Post als eine Chance, „vielleicht Eure Anzahl an Real-Life-Followern zu erhöhen“. In den nächsten Wochen sollen neue Features folgen. Wer weiß, wird man dadurch zukünftig auch mehr Follower und freigeschaltete Dinge  in The Crew 2 bekommen?

Was meint ihr, geht das zu weit? Oder ist der Follower-Wahn ein motivierendes Feature, das in Spielen verstärkt werden sollte? Alles Wissenswerte zu The Crew 2 findet ihr hier: