Auf der Gamescom 2018 konnten wir das Piraten-MMO Skull & Bones von Ubisoft schon anspielen. Wie sich die Seeschlachten anfühlen, erfahrt ihr in Jürgens Anspielbericht von der Messe.
Vor der Demo-Session auf der Gamescom musste ich mir ein Schiff aussuchen. Zur Auswahl standen drei unterschiedliche Kähne:
- Black Horn: Dieses Schiff ist ein Nahkämpfer. Es will nah an den Feind ran, ihn auf kurze Distanz mit dicken Schrapnell-Ladungen unter Feuer nehmen und mit der fiesen Ramme am Ende zerschmettern. Das ideale Schiff für aggressive Piraten
- Jaeger: Dieses leichte Schiff ist das komplette Gegenteil der Black Horn. Die Jaeger ist ein Schiff voller weitreichender Geschütze, die auf lange Distanz Schaden anrichten. Nahkämpfe mag die Jaeger hingegen gar nicht
- Royale Fortune: Der Tank unter den Schiffen der Demo. Dieser Pott ist viel massiver und größer als die anderen beiden Kähne. Daher hält sie sehr viel aus und hat eine beeindruckende Geschützbatterie auf jeder Breitseite. Dafür ist die Royal Fortune langsam und träge
Schiffe wie RPG-Helden: Die Schiffe ähneln also grob den Klassen in einem MMORPG. Nur eine Support-Klasse scheint es derzeit nicht zu geben.
Außerdem hat jedes Schiff noch einen besonderen Skill. So kann die Royal Fortune durch Dauerbeschuss ein Seegebiet eindecken und so jeden Feind zwingen, unbedingt von dort zu verschwinden. Ein taktischer Vorteil!
Da ich keine Lust auf fragile Schiffe oder Rammen habe, wählte ich die dicke Royal Fortune.
Ein Kompromiss aus Realismus und Action
Wie steuert sich Skull and Bones? Wer Assassin’s Creed Black Flag gespielt hat, findet sich schnell auf dem Piratenschiff in Skull and Bones zurecht. Wie schon im Assassinen-Epos blickt ihr eurem Käpt’n über die Schulter, während er oder sie am Steuer steht und das Schiff durch die Wellen lenkt.
Die Steuerung funktioniert so intuitiv, dass sogar ich sie schnell raus hatte, obwohl ich gezwungen war, mit einem für mich ungewohnten Gamepad zu zocken. Mit den Sticks lenke ich das Schiff auf eine Gruppe anderer Schiffe zu, anscheinend Portugiesen. Aber egal, Beute ist Beute und die Spielzeit begrenzt!
Dank der eingängigen Steuerung, komme ich schnell ins Spiel. Allerdings muss ich darauf achten, nicht gegen den Wind zu fahren und die Meeresströmung zu beachten. So viel Realismus muss dann doch sein.
Grandiose Piraten-Atmosphäre
Während ich mein erstes Opfer ansteuere, entfaltet sich die grandiose Seefahrt- und Piratenstimmung von Skull and Bones. Das geht schon damit los, dass jede Eingabe auf dem Gamepad einen gesprochenen Befehl meines Kapitäns mit sich bringt.
Da die Kapitänin (in der Demo hatte jedes Schiff einen vorgefertigten Kapitän) aber nur leise spricht und die ganze Mannschaft das niemals alles mitbekommt, brüllt der neben ihr stehende Bootsmann jedes Mal leicht zeitversetzt – und mit ein paar deftigen Flüchen gewürzt – die Befehle über das Deck. Daraufhin setzen sich Matrosen in Bewegung und das Schiff wird lebendig.
Seemannslieder sind dabei: Sollte mal eine Zeit lang nichts oder nicht viel passieren, stimmt die Mannschaft schmissige Seemanns-Shantys an, was die eh schon grandiose Atmosphäre noch weiter verstärkt.
Mehr Piraten-Flair geht also kaum!
Wilde Seegefechte und reiche Beute
Wie laufen die Kämpfe ab? Sobald ich mein erstes Opfer erreicht hatte, fuhr ich längsseits zu ihm und schaltete in die Kanonen-Ansicht. Man sieht dann den Geschützmannschaften über die Schulter. Mit den Schultertasten werden dann die Geschütze der Reihe nach abgefeuert.
Das geht so lange, bis alle Kanonen leer sind und man zum Nachladen pausieren muss. Kluge Piraten verballern also nicht gleich alles, sondern lassen der Crew genug Zeit zum Nachladen. Außerdem muss man sich erst einschießen, die ersten Kugeln gehen also meist irgendwo zu den Fischen.
Wenn man aber den Bogen raus hat, schießt man leichte Schiffe so problemlos in Stücke. Vor allem, wenn ich die Sonderfertigkeit der Royal Fortune einsetze und mit Kanonendauerfeuer (ohne Nachladezeit) für kurze Zeit ein regelrechtes Massaker anrichte.
Noch mehr Piraten-Flair! Auch hier in den Gefechten hält Skull and Bones die Piraten-Atmosphäre aufrecht. Kanonen donnern, Seeleute brüllen, Holz splittert und Geschosse pfeifen haarscharf am Mast vorbei. Ich konnte mich kaum an dem Spektakel sattsehen und verpasste so das eine oder andere Mal eine gute Gelegenheit zum Schuss.
So macht ihr Beute
Versenken ist nicht schlimm: Die ganzen Seegefechte sollen sich lohnen, doch wie komme ich an Beute? Ist es schlimm, wenn das reich beladene Handelsschiff völlig durchlöchert in den Wellen versinkt?
Keineswegs, denn freundlicherweise hinterlässt ein versenktes Schiff stets ein paar herumtreibende Kisten, die ich mit einem einfachen Tastendruck im Vorbeifahren aufsammeln kann. Das ist nicht realistisch, aber praktisch. Ich will schließlich nicht mühselig mit dem Beiboot irgendwelchen Loot auffischen.
Entern ist Trumpf: Wer aber richtig absahnen will, sollte sich die Mühe machen, ein Schiff zu entern. Das bringt mehr Loot, ist aber ungleich schwerer. Ein Schiff so lange zu beschießen, bis es absäuft, das kann schließlich jeder Leichtmatrose und Pulveraffe!
Aber einem Gegner so geschickt die Segel wegzuknallen und dann nah genug ranzukommen, um ihn zu entern, dass vermögen nur echte Profi-Piraten!
Entern ohne Gefahr: Der Enterkampf läuft überraschend unspektakulär ab. Ich hatte eine Art Minigame erwartet, in dem ich mit meiner Kapitänin das feindliche Deck stürme und mich wie damals in Sid Meyer’s Pirates in wilden Schwertkämpfen mit feindlichen Piraten messe.
Stattdessen laufen die Enterkämpfe automatisch ab und meine Mannen vermöbeln problemlos in einer Cutscene die andere Mannschaft. Womöglich bringt Ubisoft hier später noch mehr Action rein.
Jürgens Fazit – Schade, dass die Demo so schnell vorbei war!
Skull and Bones hat mich in der Demo voll überzeugt. Die Steuerung war intuitiv, die Seegefechte machten einen Mordsspaß und die Atmosphäre war noch besser als damals in Black Flag. Leider war die Demo-Session – immerhin gut eine halbe Stunde – viel zu schnell vorbei.
Ich wollte noch so viele Schiffe versenken und plündern! Und das berüchtigte Fort oder den angeblich dort herumfahrenden NPC-Piraten habe ich gar nicht mitbekommen. So sehr hat mich die Atmosphäre von Skull and Bones eingefangen.
Hoffentlich kommt viel Content: Dennoch kann ich mir vorstellen, dass die immer gleiche Jagd auf Beute irgendwann mal öde wird. Daher muss Ubisoft unbedingt eine straffe Roadmap an Content-Updates auffahren, damit das Piraten-Spektakel nicht nur zum Release spannend und frisch ist.
Das Zeug für einen guten Start hat das Spiel auf jeden Fall. Es wird sich zeigen, ob es lange spannend bleibt. Das traurige Schicksal des ebenfalls vielversprechenden Sea of Thieves ist mir noch zu sehr im Gedächtnis. Wie Skull and Bones dies übrigens vermeiden will, lest ihr im folgenden Artikel: