Ein Spieler in No Man’s Sky bekommt gerade jede Menge Hass ab. Der Grund dafür: Aus seiner Sicht hat er einfach nur einen bösen Imperator gespielt, der alles vernichten will.
No Man’s Sky hat eine recht aktive Rollenspiel-Community, in der Spieler eigene Basen und ganze Zivilisationen ausbauen, sich aber auch in Cafés zum gemeinsamen Austausch treffen. Eine der beliebtesten Basen wurde jetzt von einem Streamer einfach vernichtet mit der Begründung: Er spiele einen bösen Imperator, der alle unterwerfen müsse.
Was war geschehen? Der Streamer SeriousGamerX (SGX) hatte die Basis einer anderen Spielerin „zerstört“. Das geht in No Man’s Sky, indem man einfach eine eigene Basis auf den gleichen Planeten baut und damit die vorherige Basis quasi „überschreibt“. In der Rollenspiel-Community gilt das als verpöhnt, da man somit die Arbeit von vielen Spielern zunichte macht. In diesem Fall war die Basis das „NMS Café“, ein Knotenpunkt für Rollenspieler. Hier trafen sich Hunderte Spieler zum gemeinsamen Austausch um einfach ein paar schöne Stunden im RP zu verbringen.
SGX sieht sich nicht als Troll. SGX rechtfertigt sich damit, dass er niemandem persönlich auf die Füße treten wollten. Er würde im Stream einfach einen „bösen Imperator“ spielen, dem es „rechtmäßig zustünde, die Galaxie von No Man’s Sky zu erobern“. Das Spiel gebe ihm die Möglichkeiten, Basen zu überschreiben und das nutze er, um damit seinen „rechtmäßigen Anspruch“ durchzusetzen. Es sei einfach Teil der Spielmechanik und ein böser Imperator müsse nun mal böse Dinge tun – das wäre Teil seiner Rolle.
You erased my base, @SeriusGamerX . Such great chivalry, and before that, you literally bashed me for being a female leader on stream? You realise the community, all 400+ of them *are* the new Cafe… You just attacked an entire group of peaceful players. Read my letter- L
— Lillihop – NMSCafe (@NMScafe) July 9, 2018
Was ist dran? Wenn man sich die Streams von SGX anschaut, stimmt es auf jeden Fall, dass er in seinen Videos immer wieder den bösen Herrscher mimt, der das Universum unterjochen will. Er beginnt seine Streams mit orchestraler Musik und hält gelegentlich „glorreiche Reden“ auf seine Herrschaft und sein Tun in No Man’s Sky.
Sexismus war das i-Tüpfelchen. Das reine Überschreiben der Basis war nicht das Problem, sondern dazu die sexistischen Äußerungen im Stream. Dort erklärte er, dass es doch „ein Witz sei, wenn eine Frau eine Gemeinschaft leite und es doch bekannt sei, dass Frauen doch gar nichts leiten könnten“. Da die Community aus knapp 400 Spielern hinter Lillihop steht, ging danach ein Shitstorm über SGX nieder – zahlreiche „Reports“ für seinen Channel auf Twitch eingeschlossen.
Ob die ganze Aktion nun wirklich nur der Rolle von SGX und seiner Auffassung von Rollenspiel entsprach, ist unter den Spielern umstritten. Die Wahrheit darüber wird wohl nie ans Tageslicht kommen.
Cortyn meint: Rollenspiel in MMOs setzt fast immer die Zustimmung der anderen Mitspieler voraus, auch wenn man einen „bösen“ Charakter ausspielt. Wer sich über den Spaß der anderen Spieler hinwegsetzt und etwa eine Basis in einem Spiel, die als Knotenpunkt für viele Rollenspieler zählte, einfach vernichtet, der ist kein richtiger Teil einer Rollenspiel-Community.
Es ist aber sehr gut möglich, dass die beiden Gruppen einfach von ganz anderen Definitionen von RP sprechen. Nämlich einmal von der Erfahrung als Mitglied einer RP-Gemeinschaft, die gemeinsam schöne, interessante Abenteuer erlebt und einmal als „Schauspieler“, der im Stream eine andere Rolle einnimmt um seine Viewer bei Laune zu halten.
Das funktioniert in diesem Fall aber nicht gleichzeitig. So ist es am Ende das, was bei Rollenspielern immer zu Problemen führt: Unterschiedliche Auffassungen von RP.
Was haltet ihr von dieser Geschichte? Welcher Seite stimmt ihr eher zu? Oder ist das nur das „typische RP-Drama“, das sich immer in Rollenspiel-Communites abspielt?