Die Fans anderer Spiele fürchten World of Warcraft. Denn wen der Sog des MMORPGs von Blizzard wieder erwischt, der gilt als verloren.
Wenn ein neues Addon zu World of Warcraft erscheint, wie gerade erst bei Battle for Azeroth, dann schauen viele Spieler wieder in das MMORPG von Blizzard rein und kehren zumindest für eine Weile zurück.
Ich hatte gestern ein interessantes Gespräch mit einem Freund, der in letzter Zeit besonders gerne Sea of Thieves spielt. Dabei kamen wir auch auf die Sorge des Freundes zu sprechen, dass WoW nun Spieler von Sea of Thieves abgraben würde und Sea of Thieves das selbst zu verantworten habe. Denn die Entwickler hätten einen fragwürdigen Patch mit Fehlern und ungeliebten Mechaniken ungefähr zeitgleich mit dem Release des neusten WoW-Addons veröffentlicht.
Die These stand nun im Raum (oder Discord-Channel): Wer einmal wieder WoW-Luft schnuppert, der wird andere Spiele für eine lange Zeit verschmähen.
Der soziale Sog der lang verlorenen Freundschaften
Dabei geht es nicht einmal um die reinen Spielmechaniken wie die Item-Spirale oder den langen Grind, bei dem Spieler viel Zeit investieren müssen, um alle Belohnungen zu erhalten. Es geht um die Mitspieler.
World of Warcraft hat einen sozialen Sog, mit dem andere Spiele in den meisten Fällen nicht mithalten kann. Solange man nur „gemütlich vor sich her spielt“ und keine Verpflichtungen eingeht, mag das noch anders sein. Wer nur abends gerne ein bis zwei Stündchen questet oder mal einen Random-Dungeon macht, dem wird wenig passieren.
Das erinnerte mich ein bisschen an die Sorge um einen ehemaligen Alkoholabhängigen, der wieder zur Flasche greifen könnte. Aber im Grunde ist es bei World of Warcraft ähnlich, zumindest was die „Rückfall-Gefahr“ angeht.
Wer schon früher im Spiel eine große soziale Bindung hatte, bei dem ist die „Gefahr“ groß, dass er ehemalige Freunde und Bekannte wiedertreffen wird.
Es muss nur ein bekannter Name aus der Vergangenheit auftauchen und „die Falle“ schnappt zu. Denn dann ist man bereits im Gespräch, erinnert sich an alte Zeiten und kommt früher oder später auch auf ehemalige Mitspieler zu sprechen. Dabei kommt dann heraus, dass Spieler X auch wieder hier ist. Und schon hat man eine kleine Gruppe aus drei ehemaligen Freunden, die wieder zusammen Abenteuer unternehmen können.
Diese Gruppen wachsen rasch. Ich bin selbst erstaunt darüber, mit wie vielen Leuten ich in den letzten Tagen und Wochen geschrieben habe, die eigentlich nur noch längst vergangene Erinnerungen waren. Immer häufiger tue ich mich nun mit alten Weggefährten zusammen, um Dungeons zu zocken oder noch einen Twink zu spielen und dabei in Erinnerungen der „guten alten Zeit“ zu schwelgen.
WoW verschlingt die Zeit für andere Spiele
Ich merke selbst, dass das Zeit von anderen Spielen abzieht, denen ich mich eigentlich mehr widmen wollte. Dead by Daylight lockt mit einem neuen Killer, auf meiner PS4 wartet noch immer Persona 5, das dringend auf einen Abschluss wartet und mit der aktuellen Anime-Season komme ich auch nicht mehr nach.
World of Warcraft ist nach knapp 15 Jahren sicher nicht mehr das schönste oder beste Spiel auf den Markt. Aber es ist noch immer ziemlich gut und gegen den Bonus, der durch alte Bekannte entsteht, die man seit über einem Jahrzehnt kennt, kommt einfach kein neues Spiel an.
Von daher verstehe ich „die Angst vor World of Warcraft“. Denn es ist sehr leicht, eigentlich „zuverlässige Mitspieler“ für einige Monate wieder komplett an Azeroth zu verlieren.
Aber wie seht ihr das Ganze? Hat World of Warcraft wirklich diesen Sog, der alte Spieler wieder binden kann? Oder ist das bei euch ganz anders?