Der Krieg zwischen Allianz und Horde ist in WoW endlos. Die Horde ist schuldig, den Krieg zu beginnen – aber die Allianz ist schuldig, den Krieg nicht zu vermeiden.
Der Konflikt zwischen Horde und Allianz ist der Grundstein für World of Warcraft. In jeder Erweiterung geht es – mal stärker, mal schwächer – um den Krieg zwischen den beiden Parteien. Doch was oberflächlich nur nach einem „Du hast angefangen“ oder „Nein, du hast angefangen!“ aussieht, hat tieferliegende Gründe, die fest in den Strukturen von Allianz und Horde verankert sind.
Zumindest sieht das auf Reddit der Nutzer seinera so. In einem sehr umfangreichen Beitrag erklärt seinera mit vielen Belegen die Geopolitik hinter den Kriegen und warum sich in Azeroth die Kriegsmaschinerie immer im Kreis bewegt und vermutlich noch lange so entwickeln wird. Wir geben eine kleine Zusammenfassung.
Die Horde: Hunger als immerwährende Angst
Auf Seiten der Horde sieht seinera eine immerwährende Grundangst: Die Angst vor dem Verhungern. Denn die Ländereien der Horde sind hauptsächlich karge Landschaften, wie das Brachland oder Durotar. Einstmals fruchtbare Länder, wie Lordaeron, wurden durch die Bio-Waffen der Verlassenen nutzlos gemacht.
Darüber hinaus sind fast alle Hordenvölker Jäger. Anbau von Getreide und Obst ist quasi nicht existent. Thrall versuchte zwar, das Brachland dafür nutzbar zu machen, allerdings dauerte dies zu lange und sorgte dadurch für Ablehnung in den eigenen Reihen.
Ohne eine funktionierende Landwirtschaft hat die Horde permanent eine Grundangst im Nacken: Hunger. Um neue Jagdgebiete zu erschließen oder Lebensmittel zu plündern, ist ein Krieg naheliegend. Allerdings werden vom Krieg geplünderte Gebiete meistens vernichtet, etwa durch den Einsatz von Sylvanas‘ Seuche, sodass man keinen Schritt weiter gekommen ist.
Die Anführer der Horde haben darüber hinaus noch ein weiteres Problem: Sie müssen fast all ihre Kraft aufwenden, um an der Macht zu bleiben. Denn wirklich gefestigt und politisch „stabil“ ist bei der Horde nur wenig.
- Baine Bluthuf musste vor knapp fünf Jahren einen Bürgerkrieg gewinnen, um die Nachfolge seines Vaters anzutreten. Eine Armee konnte er nur mit finanzieller Hilfe der Allianz aufstellen – dank Jaina.
- Lor’themar Theron ist nur der Regent von Silbermond, vom letzten König einer nun ausgestorbenen Adelsfamilie eingesetzt, die auch noch zu Verrätern wurde. Er musste in seiner kurzen Herrschaft bereits zwei Pogrome anordnen – gegen die Hochelfen und die Leerenelfen, weil er mit internen Unstimmigkeiten nicht umgehen kann.
- Orcs haben in den letzten fünf Jahren drei Mal ihren Anführer gewechselt.
- Der Trollanführer Vol’jin starb nach nur einem Jahr – wer die Trolle jetzt führt, ist ungewiss.
- Gallywix ist ein Intrigant. Seine Macht beruht auf Täuschung, Furcht und Geld. Er könnte für Jahre regieren – oder nächste Woche ermordet werden.
- Sylvanas‚ Machtposition ist relativ stabil, da sie wie eine Göttin von ihrem Volk verehrt wird. Dennoch gab es eine Rebellion vor 6 Jahren. Auch unter den Verlassenen gibt es nun eine politische Opposition, denn das „Desolate Council“ (das für sie in Unterstadt regiert, wenn sie fort ist), hat andere Pläne als sie.
Die Kriege enden für die Horde stets damit, dass viele Ressourcen verbraucht und nur wenige erbeutet wurden. Diese Erschöpfung sorgt für kurzzeitigen Frieden, indem die Horde regeneriert, bevor die Ängste (weiter oben) wieder einsetzen.
Die Allianz: Überfluss und Passivität
Laut seinera ist die Allianz nicht nur passiv und „Opfer“ der Überfälle der Horde, sondern kommt auch ihrer Verantwortung nicht nach. Denn wenn es die Horde ist, die jeden Krieg beginnt und den Frieden bricht, dann ist es die Allianz, die daran scheitert, den Frieden aufrecht zu erhalten.
Die Anführer der Allianz sind alle „fest im Sattel“ was ihr Amt angeht:
- Anduin Wrynn ist der Nachfahre eines alten Königshauses und beliebt.
- Prophet Velen ist ein uralter Draenei, von seinem ganzen Volk seit Jahrtausenden verehrt.
- Gelbin Mekkadrill ist seit Jahren der demokratisch gewählte Anführer der Gnome.
- Tyrande regiert seit 10.000 Jahren die Nachtelfen und ist die oberste Priesterin von Elune, die mehrfach von Elune selbst gerettet wurde. Sie hat, bis auf einen Streit mit Maiev, keinen Widerstand in ihren Reihen.
- Der Rat der Drei Hämmer ist zwar eine recht „neue“ politische Instanz, allerdings sind die einzelnen Mitglieder innerhalb ihrer Zwergenfraktion quasi unumstritten.
- Genn Graumähne ist nach der Niederlage in Gilneas zwar angeschlagen, hat aber die Unterstützung der Menschen und der Nachtelfen. Auch seine Position ist sicher.
Die Allianz hat aber nicht nur starke politische Führer, sondern auch Wohlstand im Überfluss. Die Allianzgebiete bestehen zu weiten Teilen aus fruchtbaren Ländern, Wäldern oder Seeregionen mit Fischfang. Die Allianz setzt auf den Anbau von Getreide und Obst. Selbst mit einigen Ausnahmen, wie der Armut in Westfall, leidet die Allianz als Ganzes nicht darunter und gedeiht.
Die Allianz ist nur eine Militärallianz. Ansonsten haben sie keine richtige Einheit und sind recht unkoordiniert, egal ob im Handel oder in anderen Plänen – häufig enden die Völker sogar mit unterschiedlichen Absichten. Zur Uneinigkeit kommt die Gelähmtheit, wenn man sich nicht im Krieg befindet – die Allianz entscheidet nicht, sie reagiert nur.
Dadurch hat sich über die Jahre Misstrauen aufgebaut, das die Allianz zurückhält, der Horde die helfende Hand entgegen zu strecken. Nur damit könnte der Horde der Grund genommen werden, immer wieder anzugreifen.
Die Initiative bei jedem Konflikt liegt bei der Horde. Sie starten den ersten Angriff, haben damit großen Erfolg und kosten der Allianz viele Ressourcen. Die Allianz muss ihre Ressourcen opfern, um Kriege nicht zu verlieren, anstatt sie im vornherein zu verhindern. Selbst nach dem Ende eines Krieges fokussiert sich die Allianz auf den Wiederaufbau und verfällt dann zurück in Passivität – bis die Horde erneut zuschlägt.
Das Ende des Krieges – Was muss getan werden, um die World of Peacecraft zu erreichen?
Zum Ende hin gibt seinera sogar einige Vorschläge, die zu einem anhaltenden Frieden zwischen Allianz und Horde führen könnten.
- Die Horde muss die Länder säubern, die sie besitzen und endlich mit kontrollierter Landwirtschaft beginnen, um die Grundangst des Hungers dauerhaft zu beseitigen.
- Die Allianz muss ihren Groll überwinden und die Horde dabei unterstützen – finanziell und politisch.
- Die Anführer auf beiden Seiten müssen populistische und aufhetzende Rhetorik vermeiden und im Zweifelsfall sogar mit Gewalt dagegen vorgehen.
- Beide Seiten müssen abrüsten, um Vertrauen zu schaffen und mehr Ressourcen für andere Lebensbereiche freizuschaufeln.
Aber das wird natürlich nicht in naher Zukunft passieren. Denn was wäre die World of Warcraft ohne Krieg?
Den vollständigen Beitrag von seinera findet ihr in englischer Sprache in unseren Quellen.
Was haltet ihr von seineras Analyse und Überlegungen? Klingt das für euch logisch und stimmig? Glaubt ihr, dass Blizzard sich überhaupt so viele Gedanken um die Lage in Azeroth macht?
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