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Meinung
Jul. 06, 2018 | 09:15 Uhr

Ein paar Klassen in WoW: Battle for Azeroth sind eine Katastrophe. Cortyn lamentiert über den Zustand des Schattenpriesters.

Mit Battle for Azeroth werden viele Klassen in World of Warcraft grundlegend überarbeitet. Das ist logisch, denn mit der Abschaffung der Artefaktwaffen muss die Balance neu ausgetüftelt werden. Viele liebgewonnene Fähigkeiten und Boni fallen weg, sodass ein Rework der meisten Spezialisierungen ansteht. Beim Schattenpriester gleicht das einem Griff in die Tonne.

Der Schattenpriester ist meine absolute Lieblingsklasse und das seit Jahren. Ich mag die Klassenfantasie der Schattenmagie, die Auswirkungen auf Gedanken hat, für einen langsamen Abstieg in den Wahnsinn sorgt und sich doch von „typischer Verderbnis“, wie Felmagie, unterscheidet.

Aber der Spielstil in Battle for Azeroth ist eine absolute Katastrophe. Es ist, als hätte Blizzard sich sämtliche Veränderungen (zum Guten!) des Schattenpriesters im Verlauf von Legion angeschaut und gesagt: „Ja… genau das alles… das machen wir jetzt erstmal rückgängig!“

Wer zu Beginn von Legion (also zu Patch 7.0) einen Schattenpriester gelevelt hat, der kann sich düster an das erinnern, wovon ich spreche. Jeder Kampf gegen zwei oder mehr Gegnern glich einem Bosskampf. Hatte man Vampirumarmung (Eigenheilung) nicht einsatzbereit, konnte man sich getrost hinlegen und schon einmal den Weg vom Friedhof planen.WoW Legion Priest Shadow

Belohnungen, die bestrafen

Das Balancing der Monster im Vergleich zum Schattenpriester ist äußerst fragwürdig.

Das Unterbrechen von Zaubern bringt Nachteile: Ein Feind (eine Hexe in Drustvar) wirkt einen Zauber. Als Schattenpriester könnte ich den Zauber unterbrechen und ihn damit verhindern. Der logische Gedanke wäre: Ich unterbreche einen Zauber, also erleide ich weniger Schaden. Das wäre tolles Gameplay, das gute Reaktionen belohnt.
Ist es aber nicht. Wenn ich die Hexe nämlich unterbreche, kommt sie in den Nahkampf und knüppelt mir ins Gesicht. Jeder ihrer Nahkampfangriffe verursacht knapp doppelt so viel Schaden, wie ihr Zauber.WoW Shadowpriest 1 mob

Eigenheilung ist unmöglich. Als Priester spiele ich eine Klasse, die heilen kann – auch als Schattenpriester, zumindest ein bisschen. Das ist einer der Vorteile dieser Klasse. In brenzligen Situationen haben auch Schattenpriester Zauber, um sich rund vier Mal mit „Schattenheilung“ heilen zu können. Die heilt aber inzwischen so wenig, dass zwei Gegner in der Zeit, in der ich mich heile, mir genau diese Lebenspunkte schon wieder abgezogen haben.

Hauptrotation löst Flächeneffekt aus. Besonders nervig ist allerdings die neue Leereneruption. Anstatt alle Ziele zu treffen, die von „Schattenwort: Schmerz“ betroffen sind, trifft es nur noch mein anvisiertes Ziel und alle Feinde im 10-Meter-Radius.

Könnt ihr euch ausmalen, wie oft man irgendeinen bescheuerten Vogel aus dem Himmel holt oder irgendeine Familie ahnungsloser Hirsche (die Zuhauen wie Bergriesen) aus Versehen pullt? Das lässt sich nicht einmal immer verhindern, selbst bei extrem vorsichtigem Spielen. Ein Teil meiner festen Schadensrotation für ein Einzelziel ist ein Zauber, der Flächenschaden verursacht.

Der Fairness halber möchte ich anmerken, dass ich Levelkleidung trug, also Ausrüstung, die es in den Quests als Belohnung gab. Mit der übertriebenen End-Ausrüstung aus Legion mag dies in den ersten Stufen noch anders sein.

Der Zustand des Schattenpriesters – Legion 2.0

Eine Weile lang habe ich mich gefragt: Liegt es vielleicht an mir? Bin ich einfach zu schlecht geworden oder sind die Gegner in Battle for Azeroth grundsätzlich schwieriger? Aber nein, das ist nicht der Fall. Ich habe auch ein bisschen Furor-Krieger, Vergelter-Paladin und Feuermagier gezockt. Über zwei bis drei Gegner gleichzeitig lache ich bei diesen Klassen. Bei den Plattenträgern kann ich sogar fünf bis sechs Gegner gleichzeitig ziehen und töte sie sogar noch schneller, als die zwei bis drei Gegner bei meinem Schattenpriester.

WoW Shadowpriest 3 mobs

Drei Mobs auf einmal? Ich plane schonmal meine Reise vom Geistheiler.

Ich habe nichts dagegen, wenn Kämpfe härter ausfallen – für alle Klassen. Wenn aber meine Klasse panisch keuchend von einem Kampf in den nächsten taumelt, während die anderen fröhlich lachend ganze Gegnerhorden zusammenziehen, dann fühle ich mich mies dabei.

Das ist frustrierend.

Rettung kommt erst in Patch 8.1 – also im Herbst

Der Umstand, dass Blizzard im Grunde gesagt hat, dass es „zu spät für große Änderungen ist, ihr werdet bis Patch 8.1 warten müssen“ macht mich wütend. Es ist egoistisch, aber ich will nicht bis Patch 8.1 warten, damit meine Klasse zumindest Spaß macht. Ich will mich beim Leveln nicht fühlen, als würde ich nur mit einer Hand, ohne Maus und ohne Bildschirm spielen – denn ungefähr so effektiv fühle ich mich.WoW Legion Shadowpriest

Ich möchte hier nochmal betonen, dass die Gebiete von Battle for Azeroth der absolute Wahnsinn sind. Ich liebe den Tiragardesund und Drustvar war verdammt interessant. Aber ich konnte beide Zonen als Schattenpriester nicht genießen. Es war eine Tortur. Keine spaßige, anspruchsvolle Herausforderung, sondern eine reine Qual. Das Spielen des Schattenpriesters macht in der Levelphase schlicht und ergreifend keinen Spaß, wenn man nicht eine sehr masochistische Ader hat.

Inzwischen bin ich auf Stufe 119 angekommen und mache wohl noch heute die 120 voll. Und dann werde ich meinen Schattenpriester einstampfen und mir die Hordengebiete anschauen – aber garantiert mit einer anderen Klasse.

Wer, wie ich, sehr an seinem Priester hängt, dem kann ich nur einen Rat in den Start von Battle for Azeroth geben: Levelt auf Heilig. Das geht tatsächlich leichter – auch im Alleingang.

von Cortyn