In einem exklusiven Interview mit Mein-MMO spricht der Gilden- und Raidleiter der besten deutschen Raidgilde Aversion, Nexxzz über World of Warcraft, Progress-Raids und Gildenzusammenhalt.
Die besten in Deutschland, Top 10 der Welt: Die Horde-Gilde Aversion vom Server Onyxia hat als erste deutsche Gilde den Endboss von Legion, Argus in Antorus, dem Brennenden Thron gelegt. Mit ihrem First Kill haben es Aversion sogar auf Platz 9 der Weltrangliste geschafft.
Ihr Erfolg ist mit viel Arbeit verbunden: Montags bis sonntags wird jeden Abend von 19:00-23:30 Uhr geraidet – bis alle Bosse liegen (der sogenannte „Progress“-Part). Ist der Raid bezwungen, fährt die Gilde ein wenig zurück, auf zuletzt einen Abend mit etwa vier Stunden („Farm“-Part).
Im Progress geht es bei passionierten Gilden wie Aversion um jede Sekunde, die sie beim ersten Kill auf einen Boss schneller sein können als alle anderen. Ein „First Kill“ – besonders die „World First Kills“ – sind immer ein ordentlicher Schub an Prestige.
Sobald es ans Farmen geht, werden die Charaktere oder Twinks der Spieler mit fehlender Ausrüstung ausgestattet, um das bestmögliche Ergebnis zu kommen. Oder es geht darum, besonders seltene Mounts, wie den Gefesselten Ur’zul von Argus, an alle zu verteilen.
Wir werfen für Euch einen Blick hinter eine Gilde, die einen guten Teil ihrer Freizeit mit raiden beschäftigt ist und geben Euch einen Einblick in ihr Gildenleben, ihre Erfolge und das Drumherum.
So raidet die beste WoW-Gilde Deutschlands
Mein-MMO: Aversion ist die beste Raid-Gilde Deutschlands und sogar auf Platz 9 der Welt – mit einigem Abstand zu der aktuell nächsten deutschen Gilde auf Platz 32. So etwas kostet mit Sicherheit viel Arbeit. Wie bereitet Ihr Euch darauf vor, möglichst schnell die Ersten zu sein?
Nexxzz: Da steckt ein sehr großer Aufwand hinter. Letztendlich muss jeder Spieler drei Charaktere spielen, damit wir verschiedene Optionen haben und alle Eventualitäten abgedeckt sind. Darüber hinaus organisieren die leitenden Personen sehr viele Dinge, um es so strukturiert und effizient wie möglich zu gestalten.
Einige Beispiele sind: Splitruns (Anm. der Redaktion: Raids mit Twinks und Mains, um optimales Loot für Main-Chars zu holen), Bosstaktiken, Anforderungen für Twinks, Rosterplanung, Rekrutierung, Weakauras vorbereiten (Anm. der Redaktion: Weakauras gehören zu einem Addon, das mehr Übersicht verschafft), Gildenbank mit allen Materialien oder Raidlead.
Das kann man sehr schlecht pauschal beantworten, da es sehr viele Aspekte sind, die dann das Bild ergeben.
Mein-MMO: Das Rennen um den World First Kill auf den letzten Boss im neuen Content ist eines der wenigen PvE-Ereignisse, dem selbst Außenstehende häufig interessiert zusehen. Wie fühlt es sich an, Teil davon zu sein statt nur zuzusehen? Glaubt Ihr, Ihr habt mit BfA gute Chancen, den World First abzugreifen?
Nexxzz: Es macht unheimlich viel Spaß Progress zu raiden und das ist es auch, was uns als Gruppe so zusammen hält! Nein, wir haben keine Chance auf den World First Kill, da wir „nur“ 4 1/2 Stunden pro Tag raiden und Method knapp 12 Stunden pro Tag investiert.
Das ist durch spielerisches Können nicht aufzuholen und außerdem sind die Spieler von Method noch eine Ecke besser als wir.
Mein-MMO: Im mythischen Raid-Content steht Ihr sicherlich die meiste Zeit stark unter Spannung. Wie hält man da als Gildenleiter die Konzentration aufrecht? Welche Regeln gibt es? Ist es schon vorgekommen, dass mitten im Raid, vielleicht sogar vor einem First Kill, jemand ausgewechselt werden musste?
Nexxzz: Es ist extrem wichtig, dass eine positive Stimmung herrscht, da Menschen einfach besser funktionieren, wenn sie Spaß haben an dem, was sie tun. Pausen können sehr wichtig sein, wenn man vier Stunden einen einzigen Boss spielt und sich leichte Fehler einschleichen.
Wir sind nicht besonders streng, da wir eine sehr erwachsene Truppe haben, die genau weiß, was wir von ihr erwarten. Man muss häufig für Bosse, die sehr schwierig sind, Leute auf die „Bank“ setzen, da deren Klasse oder Spezialisierung für diesen Boss nicht hilfreich ist.
Und klar kann es auch vorkommen, dass man Spieler vor Kills austauscht, wenn sie ihre Leistung nicht bringen, dafür haben wir aber auch 26 Leute im Kader.
Aversion: Horde aus Überzeugung und wegen Vorteilen
Mein-MMO: Aversion ist eine Horde-Gilde. Habt Ihr die Fraktion aus einem bestimmten Grund gewählt? Steht Ihr mit Leib und Seele zur Horde?
Nexxzz: Wir sind bei der Horde gelandet wegen der Rassenboni, die über lange Zeit wesentlich besser waren als die der Allianz. Und man ist natürlich auch gerne Hordler.
Mein-MMO: Azeroth ist eine Welt der Konflikte – und die Horde steht nun einmal im Konflikt mit der Allianz. Betreibt Ihr als Gilde auch aktiv PvP? Habt Ihr vielleicht sogar einige Mitglieder, die mehr Interesse an PvP als am Raiden haben?
Nexxzz: Als Gilde betreiben wir kaum PvP, allerdings haben wir einen Ex-Raider, der jetzt der beste PvP-Gleichgewichtsdruide der Welt ist, Corkiy. Er spielt auf allen Turnieren mit und ist ein Ausnahme-Talent in der Arena. Für unseren Raidkader dreht sich allerdings alles ums Raiden, sonst wären sie bei uns auch falsch.
Mein-MMO: Was war dein bester Moment im Kampf gegen die Allianz?
Nexxzz: Mein bester Moment im Kampf gegen die Allianz waren die alten Städteraids vor mehr als acht Jahren.
Gemeinsam etwas erreichen bringt Zusammenhalt
Mein-MMO: Ein kleiner Blick zurück in Eure Vergangenheit: Aversion ging aus der Gilde Impact hervor, die sich 2017 aufgelöst hatte. Seit wann kennt sich der Kern der Spieler? Wie habt Ihr ursprünglich zusammengefunden?
Nexxzz: Aversion ist Impact ohne den Gildenleiter Tkaine gewesen. Wir haben uns von ihm getrennt und er wollte nicht, dass wir die Gilde weiter führen, dementsprechend mussten wir Aversion gründen. Der Kern kennt sich schon über drei Jahre und einige darunter schon über acht Jahre.
Mein-MMO: Bei großen Gilden mit einem festen Kern an Spielern gibt es manchmal Spieler, die sich ausgeschlossen fühlen. Wie sorgt Ihr für den Zusammenhalt in der Gilde?
Nexxzz: Wir verstehen das Raiden als Teamsport. Es ist für uns extrem wichtig, dass wir Leute schnell integrieren, um deren Vertrauen in sich und die Gilde für den kommenden Progress so zu stärken, dass sie beste Leistung erbringen können.
Das passiert durch die normalen Raids, unser Discord, welches wir als Forum nutzen und den Teamspeak-Server, auf dem die Spieler miteinander reden und so Aktivitäten zusammen wahrnehmen können.
Mein-MMO: Viele Spieler verlassen WoW nach einiger Zeit wieder. Was hält Euch, oder dich im Speziellen in Azeroth?
Nexxzz: Uns macht das Progressraiden einfach sehr viel Spaß und wir spielen unheimlich gerne in dieser Gemeinschaft zusammen. Wie so vielen kommt es auch mir sehr auf die Gemeinschaft an und Aversion ist mein Team geworden, in dem ich mich sehr wohl fühle. Solange ich die Zeit habe, möchte ich sie mit den Jungs verbringen.
Mein-MMO: Hast du abschließend irgendwelche Tipps für weniger stark progress-orientierte Spieler, um schneller erfolgreich zu sein?
Nexxzz: Spaß am Spiel, eine gute Organisation und ein freundliches Miteinander sind extrem wichtig. Vor allem sollten die leitenden Personen den Team-Gedanken immer im Kopf haben, da es ein Team von 20 Leuten ist und keine 1-Man-Show.
Vielen Dank für das Interview und deine Zeit!
Aversion wird auch in Battle for Azeroth aktiv am Raidgeschehen teilnehmen. Der erste Raid der neuen Erweiterung wird Uldir sein. Alle Daten für die Öffnung der einzelnen Flügeln von Uldir findet Ihr in unserem Beitrag.