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Meinung
Mar. 11, 2019 | 15:14 Uhr

World of Warcraft ist seit seinem Release 2005 zum beliebtesten MMORPG der Welt und zu einem der erfolgreichsten Spiele überhaupt geworden. Jetzt, im Sommer 2019, kommt die Classic-Version von WoW zurück, mit der alles anfing. Unser Autor Benedict meint, dass es seinen Erfolg wiederholen und alle anderen MMORPG-Releases in den Schatten stellen wird.

Ich selbst habe Classic nur gegen Ende gespielt. Kurz, bevor ich die damalige Maximalstufe 60 mit meinem Hexenmeister erreichte, erschien auch schon die erste Erweiterung The Burning Crusade. Meine Erfahrungen in Classic beschränken sich deswegen weitgehend auf das Leveln, das aber ohnehin einen großen Teil der Spielerfahrung ausgemacht hat.

Trotzdem hat WoW mit Classic einen Meilenstein gesetzt und Spieler verzaubert, wie es vorher noch kein Spiel geschafft hat. Obwohl es nicht das erste MMORPG war, ist es das erfolgreichste und das mit Grund. Aber woher kam das alles eigentlich?

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Warum Spieler von WoW Classic begeistert sind

Es ist schwer, greifbar zu machen, woher die Faszination an „Vanilla WoW“ kommt. Ein Teil der Begeisterung rührt wohl von dem besonders durch den heute noch beliebten Strategie-Hit Warcraft 3 her. Hinter WoW liegt schlichtweg eine riesige Welt, die auch 2019 noch nicht zu Ende erzählt ist.

Das machte Azeroth so großartig

Nachdem bereits alte MMORPGs wie EverQuest, das ebenfalls heute noch gespielt wird, den Weg bereitet haben, konnte Blizzard mit WoW in eben diese Kerbe schlagen. Es existierte eine wundervolle Welt, in die Spieler einfach nur noch eintauchen mussten.

Azeroth war keine Welt, die für WoW erschaffen wurde. Der leitende Geschichtsschreiber Chris Metzen, der Blizzard 2016 unter großer Trauer der Fans verließ, hatte die gesamte Welt bereits im Kopf. Er arbeitete an der Story von Warcraft 2 und an der Entwicklung von Warcraft 1.

Um Warcraft herum entwickelten sich Bücher und Geschichten von Autoren und Fans und WoW erlaubte Spielern, diese Geschichten selbst zu erleben. Wie gut oder schlecht man die Welt dabei fand, spielte keine große Rolle – sie war da und sie war unfassbar groß.

Selbst als Orc oder Taure spielen? Für viele Fans die Erfüllung eines Traums.

Darum war das Gameplay besser

WoW hat zudem einige Dinge besser gemacht als seine Vorgänger. Wenn Charaktere gestorben sind, gab es außer dem Gang zur Leiche kaum Nachteile. Durch Nahrung konnte sich jeder selbst heilen und es gab generell weniger Pausen zwischen Kämpfen. Die Action war greifbarer.

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Dazu kam, dass die Welt sich lebendiger anfühlte, schlichtweg immersiver. Durch ein riesiges System an Quests, die meist verflochten waren und Geschichten erzählten, war Leveln einfach spannender. Kein Vergleich zum eintönigen Grind, den viele Spiele zuvor voraussetzten.

Für die meisten Spieler war dies die erste Berührung mit einer so ausgereiften Welt, die sie fesseln konnte. Sie mussten nicht nur Stunden versenken, um die Maximalstufe zu erreichen, sie wollten es auch. In WoW ging es eben nicht um „den einen Mob noch“, sondern um „die eine Quest noch.“

Einer der bekanntesten Kämpfe ist der gegen Ragnaros.

Warum wollen Spieler Classic zurück?

Dass zu „Classic alles besser war“, rufen Puristen bereits seit The Bruning Crusade. Ich persönlich kann dem nicht zustimmen und finde viele Änderungen in BC und auch in WotLK super. Ich kann allerdings auch die Stimmen der Classic-Fans verstehen.

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Schaut man in die Foren, tauchen viele verschiedene Meinungen über Vanilla und die nun im Sommer 2019 kommenden WoW-Classic-Server auf. Grob lassen sich mehrere Gründe für den Wunsch nach Classic herunterbrechen:

  • Nostalgie, die Spieler wollen das WoW zurück, mit dem sie anfingen
  • einige Änderungen über die Jahre stoßen auf wenig Liebe, wie der LFR
  • Der Wunsch nach komplexeren Klassen und „schwierigerem“ Gameplay

Wie sehr sich Spieler eine Classic-Version wünschen, zeigte auch die Menge an privaten Servern, auf denen Classic noch lief. Der größte davon war Nostalrius mit mehr als 25.000 Accounts, der von den Spielern schmerzlich verabschiedet wurde, als er geschlossen wurde.

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Classic hat sogar mittlerweile Spieler begeistert, die anscheinend selbst Classic nie gespielt haben. Ein Foren-Nutzer schreibt:

Ich hatte absolut kein Interesse daran. Nachdem ich die Blizzcon-Demo gesehen habe, kann ich nicht aufhören, daran zu denken. Die Kämpfe gehen so tief. Die ganze Welt ist so viel größer und gefährlicher. […] Ich habe gehört, dass Vanilla süchtig machen kann, aber das? Ich fühle mich, als wäre ich auf Entzug und ich habe es noch nicht mal gespielt.

Gripp in den WoW-Foren
Viele Spieler wünschen sich Classic. Hier zu sehen: Der Abschied von Nostalrius.

Das wollen die Spieler mit Classic haben

Bei der Art, wie die Spieler Classic haben wollen, scheiden sich die Geister. Viele der Puristen möchten WoW Classic in seiner originalen Fassung. Alle Fehler, alle Probleme, die schlechte Grafik und sämtliche negativen Aspekte sollen erhalten bleiben. Keine Neuerungen erwünscht.

Andere begrüßen die Politur, die Blizzard Classic geben will. Classic soll Realm-Sharding bekommen, um die Spieler ordentlich zu verteilen und auch am Loot-System wird geschraubt. Diesen Fans geht es darum, WoW Classic genießen zu können und nicht um ein reines Nostalgie-Gefühl.

Ich persönlich denke, dass eine polierte Version von Classic besser ist. Es trägt nicht nur dazu bei, die „rosarote Brille“ behalten zu können – denn Classic hatte wirklich viele Probleme – sondern hält das Spiel auch Lebendig. Wenn alle Fehler übernommen werden, wird kaum jemand spielen wollen, weder neue Spieler, noch alte Hasen für längere Zeit.

Talentbäume. Für mich eines der besten Features von WoW, das ich noch immer zurückhaben will.

Wie wird WoW Classic laufen?

Obwohl sich WoW Classic anscheinend großer Beliebtheit erfreut, könnte es passieren, dass die Spieler fehlen. Der Kompromiss, den Blizazrd zwischen dem „originalen Classic“ und einer leicht verbesserten Version anstrebt, kann klappen oder auch nicht.

Das kann schieflaufen

Aktuell gibt es den größten Streit in der Community darüber, ob WoW Classic nun „origina“ oder „aufpoliert“ sein sollte. Der Mittelweg, den Blizzard geht, könnte sich als Kompromiss für beide Seiten herausstellen oder als absolute Katastrophe, die keiner will.

Was ebenfalls kontrovers diskutiert wird, ist dass für WoW Classic ein Abo benötigt wird. In den Foren tauchen Kommentare auf wie: „Warum sollte ich für ein so altes Spiel zahlen?“ Tatsächlich kann das ein Problem werden, wenn auch aus meiner Sicht kein allzu großes. Ein Abo gehörte eben zu Classic dazu und es ist auch jetzt noch notwendig.

Abo: Ja. Aber das Token soll es nicht geben, hoffen Spieler.

Das ist der „best case“

Im besten Falle wird WoW Classic die gleiche Faszination auf die Spieler ausüben wie damals. Die erfahrenen Spieler können in Erinnerungen schwelgen und immer wieder tolle „Ach ja…“-Momente erleben. Von denen hatte ich zu der Classic-Demo zur Blizzcon bereits sieben Stück in den ersten zehn Minuten. (als Schurke sollte man übrigens nicht mehr als 2 Gegner gleichzeitig bekämpfen)

Neue Spieler kriegen einen guten Einblick in das, was die Classic-Generation so gefeiert hat, ohne direkt abgeschreckt zu werden durch schlechtes Gameplay und alte Fehler, die sie heute nicht mehr kennen.

Idealerweise wird Classic eine neue Erfahrung für alle, sodass jeder (wieder) Spaß daran hat und sich in Azeroth wohlfühlt. Mit Classic kann WoW zeigen, wie es so groß geworden ist.

WoW Classic ist die Hoffnung vieler Spieler.

Das ist der „worst case“

Im schlechtesten Fall jedoch wird sich Classic nicht lange halten. Das ist aus meiner Sicht am ehesten dann der Fall, wenn Classic wirklich vollkommen ohne Änderungen kommen wird.

Bei vielen Spielern klingt es so, als würden sie nur „mal wieder reinschauen“, statt wirklich ihr altes Classic zurück zu wollen. Neue Spieler hätten keine Freude an veralteten und schlechten Mechaniken und nach wenigen Monaten wären sämtliche Server tot.

Riesen wie Nostalrius hatten schlicht nur einen Server, auf dem dann mehrere Tausend spielen konnten. Teilt sich die Community in Classic auf mehrere Server auf, werden diese immer kleiner und eine Kettenreaktion löscht bald die ganze Spielerschaft aus, da es auf jedem Server für sich zu wenige Spieler gibt.

Verlassene Städte: Das schlimmste Schicksal, das die Classic-Server ereilen kann.

Fazit: Classic wird großartig. Die Frage ist: Wie lang?

Wenn ich sämtliche Überlegungen berücksichtige, denke ich trotzdem, dass Classic ein Erfolg wird. Da ich nicht alle Inhalte zu Classic spielen konnte, juckt es mich in den Fingern, Naxxramas und den Molten Core endlich von innen zu sehen, ohne dabei alles mit einem Blick zu töten.

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Ähnlich wird es sicherlich vielen anderen Spielern gehen und auch solchen, die Classic gar nicht gespielt haben. Viele Bekannte, die erst mit WotLK oder später anfingen, fragen häufig: „Was war eigentlich so toll an Classic?“ Statt langer Erklärungen können sie dann einfach spielen.

Für mich stellt sich nicht die Frage, ob Classic gut wird, sondern wie lang es sich hält. Der Content ist begrenzt und auch, wenn alles länger gedauert hat, kommt eben vermutlich nichts dazu. Außerdem besteht die Chance, dass Spieler es langweilig finden.

Ein Taurenjäger zu Classic. Seltsame Rüstungs-Sets waren mangels Transmogrifikation häufig zu sehen.

Auf der anderen Seite gibt es ein gutes Argument von Foren-Nutzer Ristra zum Thema Zeit und Content:

In Vanilla sowie jeder Erweiterung danach, gab es nur eine begrenzte Zeit um deine Ziele zu erreichen, ehe alles obsolet wurde. Classic wird das Problem nicht haben. Du kannst nach eigenem Ermessen spielen und trotzdem alles erreichen.

Ristra in den WoW-Foren

Dadurch wird der Faktor, dass Leveln und Ausrüsten ewig gedauert hat, in der Tat an die Spieler angepasst. Wer früher Zeit hatte aber heute Arbeit und Familie versorgen muss, kann trotzdem zocken, wann er mag. Es drängt ihn ja niemand.

Was denkt Ihr? Wie wird sich Classic schlagen?

WoW Classic hat zuletzt etliche Updates bekommen, aber eine große Frage steht noch aus: