In Vanilla-WoW waren wir noch alle Noobs. Cortyn erinnert sich zurück und verrät, welche „Noob“-Aktionen in Erinnerung geblieben sind.
In wenigen Monaten ist World of Warcraft: Classic endlich wieder offiziell und legal spielbar, denn Blizzard möchte das klassische MMORPG noch im Sommer 2019 veröffentlichen. Da wird es Zeit, ein bisschen in nostalgischen Erinnerungen zu schwelgen und noch einmal zu überlegen, wie man vor vielen Jahren die ersten „Classic“-Erlebnisse.
Wie einige vielleicht wissen, habe ich zu Classic eine menschliche Magierin gespielt und das ist auch der Quell so ziemlich all meiner Noob-Momente. Drei dieser Augenblicke der Erkenntnis möchte ich euch erzählen.
Die Unsinnigkeit des Zaubers Polymorph
Ich erinnere mich noch daran, als wäre es gestern gewesen. Ich hatte gerade mein letztes Silber zusammengekratzt, um mir im Gasthaus von Goldhain (das kam mir schon damals merkwürdig vor mit der tanzenden Nachtelfe auf dem Tisch) bei meinem Klassenlehrer alle neuen Zauber zu kaufen. Die wollten gleich ausprobiert werden.
Polymorph war mir damals ziemlich suspekt und ich wurde auch schon aus der Beschreibung nicht wirklich schlau. Die ging ungefähr so:
„Verwandelt einen Gegner in ein Schaf und zwingt es, für 20 Sekunden ziellos umherzuwandern. Währenddessen kann das Ziel nicht angreifen und keine Zauber wirken, regeneriert aber sehr schnell. Jeglicher erlittener Schaden verwandelt das Ziel zurück. Nur ein Ziel kann gleichzeitig verwandelt sein. Wirkt nur bei Wildtieren, Humanoiden und Kleintieren.“
Das letzte Wort blieb mir im Kopf und mein Gedanke war: „Ich kann also Kleintiere in Schafe verwandeln“ – und das tat ich dann auch mit Wonne bei allen Eichhörnchen, die mir vor den Charakter gelaufen sind.
Doch der Sinn davon erschloss sich mir nicht so wirklich. Ich kann also einen Gegner in ein Schaf verwandeln, aber der heilt sich dann superschnell? Wie bescheuert ist das denn bitte? Warum sollte ich einen Gegner heilen wollen? Und warum geht das bei Kleintieren, die einem doch sowieso nichts tun?
Ich dachte mir also „Ja gut, das ist halt, weil es lustig ist, dass Magier jemanden in ein Schaf verwandeln können“ – und warf den Zauber wieder aus meiner Zauberleiste.
Das erste Mal „sinnvoll“ benutzt habe ich den Zauber dann in der Scholomance. Ich dachte erst, der Krieger im Teamspeak wollte mich veräppeln als er mich fragte, ob ich den einen Nekromanten „sheepen“ will. Eigentlich verwunderlich, dass sich daraus später meine Raidgruppe ergeben hat und eine Freundschaft für Jahre entwickelt hat. Im aktuellen WoW würde man für so ein Unwissen vermutlich gekickt.
Gegenzauber – Was soll das bringen?
Genau die besagte Scholomance-Gruppe hat mir dann gleich noch mehr beigebracht. Erinnert ihr euch noch an den 2. Raum in der Scholomance, in der die ganzen Beschwörer standen? Sobald man sie in einen Kampf verwickelte, begannen sie damit, unendlich viele Knochenkrieger zu beschwören. Wenn man nicht vorsichtig war, ergoss sich ein endloser Strom an Skeletten auf die Gruppe.
Allerdings konnte man diese Beschwörer auch nicht in ihrem eigenen Raum bekämpfen, denn dann rannten sie zu anderen Gruppen und verwickelten diese ebenfalls in den Kampf. Das Ganze konnte also schnell in einem Wipe enden.
Die Idee war, das man eine Gruppe pullte und zurück in einen vorherigen Raum zog. Damit das gelang, musste man die Nekromanten aber bei ihrem Zauberwirken unterbrechen – und genau hier kam der Gegenzauber ins Spiel.
Ähnlich wie schon bei Polymorph war die Beschreibung des Zaubers für mich damals nicht sonderlich hilfreich:
„Kontert das Zauberwirken des Gegners und verhindert, dass 10 Sekunden lang ein Zauber dieser Art gewirkt werden kann. Erzeugt hohe Bedrohung.“
Mal wieder ist vor allem der letzte Satz hängengeblieben. Hohe Bedrohung? Das war doch schlecht für Magier! Bedrohung war immerhin eine Sache für Krieger, nicht für Magier. Magier sollten keine Bedrohung erzeugen. Schwupps, Zauber flog aus der Liste.
Je mehr ich schreibe, desto verwunderlicher ist es, dass unsere Gruppe und der Raid später einmal der beste auf dem Server wurde. Ich kann mich gar nicht genug bei den Spielern von damals bedanken. Bei unserem ersten (von weit über 100) Scholomance-Runs müssen sie so oft in die Tastatur gebissen haben, dass sicher hohe Materialschäden entstanden sind.
Talentpunkte ausgeben – das sollte man sich aufsparen
Wenn ich Spiele spiele, dann liebe ich es, einen großen Machtanstieg meines Charakters in sehr kurzer Zeit zu erleben. Im Regefall bedeutete das, dass ich etwa in einem „Final Fantasy X“ viele Stunden Erfahrungspunkte farmte und diese dann gleichzeitig ausgab, um die Attribute meiner Charaktere zu verbessern.
Es war ungeheuer befriedigend, wenn mein Hauptcharakter in einem Schwung von 500 Lebenspunkten auf 1.000 Lebenspunkte wächst und doppelten Schaden austeilt.
Diese Mentalität hatte ich auch in World of Warcraft übernommen. Als mit Stufe 10 mein erster Talentpunkt anstand, hielt ich mich für genau so klug: „Wenn ich einfach viele Talentpunkte ansammel und dann auf Stufe 60 ausgebe, wird mein Charakter auf einen Schlag richtig stark.“
Das ging auch erstaunlich lange „gut“ – mehr schlecht als recht. Erst im Arathihochland (irgendwas mit Level 40+) wurde es dann anstrengend. Die Oger in den Ruinen von Stromgarde hauten doch etwas kräftig zu und ich kam mit meinem Schaden nicht nach. Dass es einen Zusammenhang zwischen dem Nicht-Verteilen der Talentpunkte und meinen Problemen gab, sah ich damals nicht.
Meine Gilde hat sich auf jeden Fall köstlich amüsiert, als das Thema dann zur Sprache kam. Ich entschied mich dann doch, schon vorher meine Talentpunkte auszugeben – und war ziemlich überrascht, wie viel Schaden dieser neue Zauber „Pyroschlag“ doch anrichtet und dass die Gegner plötzlich so schnell umfallen.
Und was für Noob-Momente hattet ihr so?
Das waren meine drei größten „Noob-Momente“ aus Classic, die zu einer Zeit gehörten, als man noch nicht alles im Internet fand, die Spielmechaniken von MMORPGs noch etwas Neues waren und man im allgemeinen noch viel mehr Zeit für so ein Spiel hatte.
Es sind Augenblicke, die man nur im ersten MMORPG erleben kann, bevor die grundlegenden Mechaniken und Spielideen in Fleisch und Blut übergehen. Diese erste Faszination sorgt auch für solche Noob-Augenblicke – und vermutlich kommen diese oder ähnliche Vorfälle niemals wieder.
Erinnert ihr euch noch an Augenblicke oder Ansichten aus eurer damaligen Zeit in WoW, für die ihr euch heute am liebsten einbuddeln würdet? Oder wart ihr direkt „pro“ und habt natürlich niemals Fehler gemacht?
Lasst doch in den Kommentaren von Euch hören und erzählt, welche lustigen Anfänger-Geschichten ihr selbst erlebt habt. Wenn sich genug Kommentare sammeln, werden eure Storys vielleicht in einem weiteren Artikel verewigt.