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Dec. 20, 2018 | 14:55 Uhr

Im Subreddit von World of Warcraft sorgt ein Brief eines Fans an Blizzard für Aufregung und trifft damit den Nerv der Spielerschaft.

Wer als eingefleischter Fan von World of Warcraft in den letzten Wochen in das Subreddit des MMORPGs schaut, dem dürfe der Spaß längst vergangen sein. Von einigen lustigen Memes und coolen Nostalgie-Geschichten abgesehen, wird sich viel beschwert. Die allgemeine Stimmung ist dort eher negativ und dem aktuellen Trend nach, wird sich das auch bis mindestens Patch 8.2 Rise of Azshara wohl nicht mehr ändern.

Ein langer Brief an Blizzard hat im WoW-Subreddit jetzt einen großen Teil der Spielerschaft geeint. Innerhalb eines halben Tages gab es mehr als 23.000 Upvotes und knapp einhundert „Vergoldungen“ des Beitrags.WoW Humans legendary title

Wer ist der Autor des Briefes? Der Autor des Briefes beschreibt sich selbst als 41-jährigen, griesgrämigen und zynischen Mann, der im Marketing arbeite und das Geschäft hasse. Er findet den Gedanken absurd, dass Konsumenten „eine Beziehung“ zu Firmen haben sollten, sie wollen einfach gute Produkte. Er würde keine Beziehung mit der Firma hinter Cola wollen und auch keine Fan-Foren für Tide-Pods besuchen. Außerdem würde er niemals Geld bezahlen, um auf eine große Convention von Levi’s zu gehen.

Doch bei Blizzard sei genau das anders. Er liebe die Firma, weil er seit 20 Jahren deren Spiele gespielt habe. Selbst wenn er nicht gut in Spielen war, wie etwa bei StarCraft, dann hat er sie dennoch gezockt, weil er wusste, dass es einfach gute Spiele waren.WoW Human Soldier Cry Taunt title

Die Liebe begann mit World of Warcraft: So ein richtiger Fan war er allerdings erst mit World of Warcraft, als er zum ersten Mal einen Schritt nach Dun Morogh setzte und 2004 sein Abenteuer begann. Er hat riesige Poster des Spiels im Zimmer, eine Arthas-Statue auf dem Schreibtisch und für ihn sei Blizzard so etwas wie ein Football-Team geworden. Er hoffe stets, dass Blizzard erfolgreich ist und seine Ziele erreichen würde. Doch inzwischen hat sich das gewandelt und für ihn fühlt es sich an, als würde er ein Team anfeuern, das mal vor Jahren der große Sieger war, aber heute einfach nicht mehr gewinnen kann.

Blizzard braucht mehr „Soon“: Für den Autor des Briefes ist Blizzards Grundpfeiler „Gameplay first“ das, was Blizzard ausgezeichnet habe. Damals wurden Spiele immer wieder mit einem „Soon“, also einem „Bald“ verschoben. Blizzard nahm sich Zeit, um das Spiel zu polieren und erst wenn es ansatzweise perfekt war, wurde es veröffentlicht. Das „Bald“ war die Wartezeit immer wert gewesen und man habe gewusst, dass am Ende ein Meisterwerk entstünde.WoW Gamemaster Blood Elf Asking Draenei title

„Balken füllen“ und „Features verstecken“ nervt: Für den Autor hat sich World of Warcraft gewandelt. Es gehe nur noch um das „Füllen von Balken“ im Fall von Ruf, Insel-Expeditionen, PvP und anderen Features. Die Belohnung dafür sei fast immer irgendeine Art der Lootbox. World of Warcraft habe sich in ein „Fantasy-Casino“ gewandelt, in der eine RNG-Mechanik auf der anderen aufbaue. Manche Inhalte seien hinter stupidem Grind versteckt oder werden gar erst im Laufe von Wochen und Monaten freigeschaltet, damit die Abo-Zahlen konstant bleiben.

Die lauwarmen Fans sind verschwunden: Er beendet den Brief mit einem klaren Appell und erklärt, dass die „lauwarmen-Schönwetter-Fans“ inzwischen verschwunden seien. „Wir sind alles, was ihr noch habt“ schreibt er und bezieht sich damit auf die „Hardcore-Fans“, die World of Warcraft trotz seiner Fehler noch spielen. Er wünscht sich, dass man aufhört, das Spiel aufgrund von Analysen und monatlichen Kunden zu designen. Das Spiel solle Spaß machen und das könne keine Statistik erschaffen, sondern nur die Kunden selbst beurteilen.WoW Ruf Jaina Frage title

Viel Zustimmung unter den Lesern: Auf Reddit hat der Beitrag extrem viel Zustimmung mit seinen mehr als 23.000 Upvotes. Ein Kommentar vergleicht Blizzard mit einem Video von Steve Jobs, in dem er erklärt, warum aus seiner Sicht Firmen scheitern. Zusammengefasst würden Firmen durch gute Produkte ein Monopol erschaffen können. Doch nachdem man das Monopol erreicht hat, kann nur noch die Marketing-Abteilung für Wachstum sorgen. Aus dem Grund würden Marketing-Leute immer mehr Macht bekommen und langsam jene Leute verdrängen, die tatsächlich die guten Produkte erschaffen, was letztlich zum Untergang der Firma führen wird.

Nicht jeder Leser stimmt zu: Allerdings gibt es in dem Beitrag auch Gegenstimmen. So merkt ein Nutzer an, dass nicht Blizzard schuldig sei, sondern die eigene Erwartungshaltung. Blizzard habe immer Spiele für die aktuelle Zielgruppe gemacht. Damals war das eben „unsere“ Generation. Aber auch damals habe man schon DLCs verkauft, wie etwa StarCraft: Broodwar, das noch im gleichen Jahr wie das originale StarCraft erschien. Nur musste man es damals noch im Laden kaufen.

Für Blizzard sei es daher logisch, Spiele mit Lootboxen und ähnlichen Systemen für Nutzer zu erschaffen, die damit aufgewachsen sind und nicht für die „veraltete“ Generation, mit der sich weniger verdienen und die rein rechnerisch nicht mehr so viele Jahre als Kunden zählen wird. Blizzard gehe einfach mit der Zeit und wenn ein Unternehmen das nicht tun würde, wäre es zum Scheitern verurteilt.WoW Human Rage title

Den kompletten Brief in englischer Sprache könnt ihr in unseren Quellen einsehen.

Was haltet ihr von diesem Brief und seinen Kernaussagen? Stimmt ihr zu, dass Blizzard sich zum Negativen verändert hat? Oder ist daran nur die Nostalgie-Brille schuld und eigentlich ist alles wie immer?

von Cortyn