Cortyn zieht ein erstes Fazit zur Story von World of Warcraft: Battle for Azeroth. Und da gewinnt die Allianz deutlich.
Battle for Azeroth ist seit einigen Tagen veröffentlicht und hat viele Spieler von World of Warcraft wieder zurückgerufen. Auch ich habe mich recht zügig durch die Story gespielt und kann nun beide Seiten, also Horde und Allianz, miteinander vergleichen. Und so schwer es mir fällt, muss ich sagen: Die Allianz schneidet in puncto Story einfach besser ab.
Spoilerwarnung: Da es hier um die Story beider Fraktionen geht, gibt es natürlich einige kleine Spoiler. Ihr wurdet gewarnt.
Zwei unterschiedliche Konflikte
Zwei Geschichten für die Parteien: In Battle for Azeroth werden seit langer Zeit zum ersten Mal nicht eine sondern zwei Geschichten erzählt – eine für die Allianz und eine für die Horde. Beide Fraktionen versuchen, das jeweilige Vertrauen einer neuen Partei zu gewinnen. Die Horde will die Unterstützung der Zandalari und die Allianz will Kul Tiras wieder in ihren Reihen wissen.
Das wirkt auf den ersten Blick cool und gleichberechtigt – ist es aber nicht. Die Geschichte rund um Jaina Prachtmeer mit dem emotionalen Finale ist erzähltechnisch auf einem ganz anderen Level als alles, was die Horde bisher zu sehen bekommt.
Die alte Jaina gegen die neue Talanji
Keine Bindung für die Horde: Bwonsamdi, Talanji und auch Rastakhan auf Seiten der Horde sind alles ziemlich coole Charaktere, die auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung haben. Aber es fehlt die emotionale Bindung und die vielen Jahre des Charakteraufbaus, die zum Beispiel eine Jaina bereits hinter sich hat. Dadurch fühlt sich die ganze Story der Horde eher wie ein Actionfilm an, der nur auf bombastische Special-Effects setzt.
Wenig Entwicklung bei den Zandalari: Es ist cool und spannend zu beobachten, lässt einen aber unbefriedigt zurück. Ich freue mich zwar immer, wenn ich eine Voiceline von Bwonsamdi höre, aber die Charaktere wirken auf mich alle wie „der coole Sidekick“ eines Hauptcharakters, der irgendwie fehlt. Die Horde hat in der Zandalar-Kampagne einfach keinen Charakter, der eine ähnliche Tragweite hat wie Jaina. Es fehlen schlicht und ergreifend Sympathieträger, mit denen man mitfiebert.
Jaina hingegen hat 20 Jahre Warcraft-Lore auf dem Buckel, ist ein Charakter, den ich seit langer Zeit kenne und über dessen Entwicklung ich mich freue. Ein würdiges Gegenstück wäre hier Sylvanas gewesen, die eine ähnliche Beliebtheit hat – aber die würde sich nicht für eine dramatische „Mutter-Tochter-Story“ eignen.
Allein in dem Cinematic, in dem Jaina und ihre Mutter eine große Rolle spielen, liegt mehr Emotion als in allen Quests der Horde zusammen. Das macht die Story der Horde nicht „schlecht“, aber einfach nicht so bedeutsam wie die der Allianz, da sie keine Gefühle im Spieler auslöst.
Die Allianz gewinnt den Story-Pokal – vorerst
Unbekannte Story-Entwicklungen möglich: Man muss allerdings im Hinterkopf behalten, dass einige Questreihen noch gar nicht freigeschaltet wurden. Ein paar Missionen sind nämlich an Ruf-Voraussetzungen gebunden, etwa in der Kriegskampagne. Es wäre durchaus möglich, dass Blizzard hier noch ein paar Geheimnisse aus dem Hut zaubert.
An meiner grundsätzlichen Meinung zum Großteil des „Level-Contents“ wird das aber wohl nichts mehr ändern. Hier hat die Allianz einfach die emotionalere, bessere Geschichte. Die Horde mag mit der Vernichtung des Teldrassil und dem Ende der Schlacht von Unterstadt zwar die ersten Schritte des Krieges gewonnen haben, storytechnisch hinkt sie aber deutlich hinterher.
Grundsätzlich muss ich aber sagen, dass mir das Prinzip einer unterschiedlichen Story gut gefällt. Es ist eine schöne Erfahrung, auf Seiten der Horde eine andere Handlung zu erleben als auf Seiten der Allianz – selbst wenn sie emotional auf anderen Ebenen spielen.
Trotzdem: Die Geschichte der Horde ist nicht schlecht. Sie ist nur einfach nicht so gut, wie die der Allianz.
Wie hat euch bisher die Story von Battle for Azeroth gefallen?