WildStar befindet sich endgültig auf dem Sterbebett. Es wird Zeit für einen letzten Rückblick auf ein MMORPG, das viele Stunden Spaß bereitet hat.
Als Schuhmann am Donnerstagabend noch die News schrieb, dass das MMORPG WildStar nun vollständig eingestellt und Carbine aufgelöst wird, hat mich das zu meiner eigenen Verwunderung recht betroffen gemacht.
Mit WildStar verbinde ich so viele tolle Erinnerungen, obwohl das Spiel niemals richtig über den Start hinausgekommen ist.
WildStar war meine einzige, richtige WoW-Alternative
Carbine ist damals recht großkotzig angetreten – immerhin passte das zum albernen, lockeren Stil von WildStar. Man hat sich selbst als möglichen WoW-Killer inszeniert und wollte die Hardcore-Spieler abgreifen.
Und ehrlich gesagt: Das hat geklappt.
Ich habe das Kampfsystem von WildStar geliebt und war absolut begeistert davon, dass „Movement-Krüppel“ bei gewöhnlichen Mobs sterben konnten, wenn sie auch nur eine Sekunde im falschen Effekt stehen blieben. Meine Esper zu leveln war mitunter schwierig und langwierig – aber ich habe es geliebt.
WildStar war das erste und einzige MMORPG, das es geschafft hat, dass ich mein WoW-Abo für mehrere Monate pausierte und mir der Drang komplett fehlte, überhaupt in Azeroth einzuloggen. Das ist ein Erfolg, den ich dem Spiel hoch anrechne. Das hat SWTOR nicht geschafft, TERA nicht und auch kein anderes MMORPG.
Im Gegensatz zu all den Kritikern hatte ich auch richtig gefallen am Kampfsystem und Questen. Klar, die Quests in „SMS-Länge“ waren nicht jedermanns Sache, aber ich mochte es. Ich fand auch großen Gefallen an den verschiedenen Challenges, die immer wieder aufploppten und mit besonderen Belohnungen lockten. Mal war es starke Ausrüstung, mal ein cooler Gegenstand fürs Housing und manchmal einfach nur eine kleine Menge Silber.
Das motivierte und sorgte schon beim „entspannten Leveln“ dafür, dass immer wieder Adrenalin durch den Körper schoß, wenn eine Challenge unerwartet begann.
Natürlich war das Stress – aber toller Stress. Es war fast zu vergleichen mit der Bedrohung, die PvP in anderen Spielen auslöst. Die Panik, immer wieder in eine Challenge zu rennen, deren Belohnung man um keinen Preis verpassen will.
Rollenspiel und Housing-Arbeit
Vor allem das Jahr voller Rollenspiel ist mir in Erinnerung geblieben. Wir haben damals eine RP-Kneipe eröffnet, die Dreh- und Angelpunkt vieler RP-Events war. Egal ob es ein Grillfest zum Jahrestag, eine „Miss Nexus“-Wahl oder pöbelnde Weltraumpiraten gab, es war jeden Abend etwas an der Theke los.
Damit das RP möglich war, musste natürlich die passende Kulisse erschaffen werden. Und das war in WildStars überragendem Housing-System möglich. So viele Freiheiten kannte ich bis dahin nicht.
Absolut jedes Detail konnte in Position und Größe verstellt werden. Wer wollte, konnte aus mehreren Objekten gänzlich neue Dinge basteln. So haben wir etwa eine Kaffeemaschine aus Holzbrettern, einem Wassertank, mehreren Zahnrädern und einigen Laserwaffen gebaut. Das war unheimlich cool.
Und nicht nur das: Mehrere Spieler konnten gleichzeitig an einem Grundstück basteln. Während ein Spieler die Theke eingerichtet hat, konnte ein anderer die Tanzfläche gestalten und wieder ein anderer das beliebte „Aurin-Sofa“ dekorieren.
WildStar war ein MMORPG, das soziale Kontakte massiv gefördert hat. Einfach nur, weil es so viele tolle Möglichkeiten gab. Wenn ein Spiel es so sehr schafft, mich in seinen Bann zu ziehen, dass ich meine Freizeit sogar opferte, um Gildensignaturen für ein Forum zu erstellen, dann hat das bei mir schon etwas zu bedeuten. Es hat einfach alles gepasst.
Da ist es fast schon etwas ironisch, dass ich zu vielen dieser Spieler noch heute Kontakt habe – aber vornehmlich über World of Warcraft, in dessen Schoß nach rund einem Jahr alle zurückgekehrt sind.
Ein klarer Abschluss war notwendig
Allerdings bin ich auch froh, dass es mit WildStar nun endgültig zu Ende geht. Das Spiel war nur noch ein „vor sich hin siechen“ und es hat mich immer wieder traurig gestimmt, wenn ich darüber berichtet habe, dass noch ein neues Update erscheint oder die Entwickler Pläne für zukünftige Patches veröffentlichten.
Denn schon lange war klar, dass WildStar die Kurve nicht mehr kriegen würde und es sich nur noch um die letzten Zuckungen eines MMO-Giganten handelte, der niemals über die Startphase hinauskam.
Dass mir Carbine nun bald die Möglichkeit nimmt, in das Spiel wieder einzuloggen, ist auch befreiend. Wenn ich in den vergangenen Monaten mal kurz ins Spiel schaute, dann fiel mein Blick auf die Rollenspiel-Taverne oder die Liste der Gildenmitglieder und sorgte gleich für traurige Erinnerungen.
WildStar war für mich eines der besten, schönsten und anspruchsvollsten MMORPGs, die ich je spielen durfte. Das Rollenspiel war eine wundervolle Erfahrung und das Housing-System war nicht weniger als Perfektion.
Doch jetzt ruhe in Frieden, WildStar. Es hat nicht sollen sein. Es ist besser, dass du nun aufhörst und zu einer schönen Erinnerung wirst.