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Jan. 02, 2019 | 16:00 Uhr

Immer mehr Spieler beklagen, dass sie zu wenig Zeit für MMORPGs haben und kaum noch die Motivation zum Einloggen finden. Woran liegt das?

Wer ein MMORPG mit vielen Erfolgserlebnissen spielen will, der braucht dafür vor allem eines: jede Menge Zeit. Stundenlanges Farmen, unendlich lange „Atunement-Quests“ oder das Skillen von Berufen über mehrere Wochen hinweg waren lange Zeit Alltag in der Welt von MMORPGs.

Doch auf Reddit und in anderen sozialen Medien liest man unter Nachrichten zu Spielen immer wieder „Wer hat denn dafür noch Zeit, wenn er nicht gerade arbeitslos ist?“ Andere sprechen das Thema direkt an und sagen, dass sie sich nach einem langen Arbeitstag kaum noch aufraffen können, in ihr MMORPG einzuloggen. Ihnen fehle schlicht die Zeit, um Erfolge feiern zu können.Beste Free2Play MMORPG 2019

Gründe für den Zeitmangel von MMO-Spielern

Zum einen hört man immer wieder, dass heutzutage weniger Zeit bei den meisten Menschen vorhanden ist. Das mag stimmen, immerhin ist mit permanenter Erreichbarkeit durch Smartphones oder längeren Arbeitszeiten der subjektive Stress in vielen Bereichen gestiegen.

Auch ist die „alte Zielgruppe“, die Jugendlichen und Studenten von damals, die ein MMORPG vielleicht zur Schulzeit begonnen haben, inzwischen im Alltag mit Arbeit oder eigener Familie angekommen.WoW Sylvanas warcraft logo Netflix title

Gleichzeitig ist die Zahl hochqualitativer Unterhaltungs-Angebote, die alle Zeit erfordern, deutlich gestiegen. Mit Netflix, Amazon Prime Instant Video, Sky oder Anime-Streaming-Angeboten wird eine Zielgruppe wieder „zum Fernsehen“ bewogen, die dem eigentlich abgeschworen hatte und damit nur „Assi-TV“ in Verbindung brachte.

MMORPG-Entwickler reagieren

Die Entwickler von MMORPGs haben diese Veränderung auch schon lange bemerkt und arbeiten an Lösungen, die sich in die meisten Spiele schon eingeschlichen haben. World of Warcraft ist hier ein gutes Beispiel, das zahlreiche kleine „Häppchen“-Aufgaben im Spiel hat, die nur 5-30 Minuten benötigen, um abgeschlossen zu werden.

Weltquests sind die „Mini-Häppchen“ und Dungeon-Runs die etwas längeren Aufgaben. Wer gar nicht einloggen kann und noch immer „ein bisschen“ was verdienen will, kann zumindest über die Mobile-App seine Anhänger auf Missionen schicken und so langsam auf die Paragon-Belohnungen hinarbeiten.WoW Classic Time title

Doch WoW ist nicht das einzige Beispiel. Auch andere MMORPGs gehen diesen Weg. Für Final Fantasy XIV hatte Naoki Yoshida erst gesagt, dass viele Arten von Unterhaltung um die schwindende Freizeit der Spieler konkurrieren würden. Deshalb gibt es etwa „Jump Potions“, um Inhalte direkt überspringen zu können.

Aber auch andere Games, wie etwa Black Desert, gehen auf diese Dinge ein. Dort kann das Spiel etwa alleine weiterspielen, während man selbst gar nicht am Rechner ist – man angelt, läuft Handelsrouten ab oder schlägt auf Trainingspuppen, ohne selbst am PC zu sein. Wenn man dann wirklich da ist, können Spieler die wirklich „wichtigen“ Dinge angehen und selbst spielen.Black-Desert-Halloween-04

Auch wir von MeinMMO bemerken das veränderte Interesse der Nutzer. So war etwa unser Artikel „Diese 8 MMORPGs kannst du auch spielen, wenn du wenig Zeit hast“ einer der beliebtesten des vergangenen Jahres.

Core-Gamer werden vergrault – aber die sind keine Zielgruppe mehr

Aber genau diese Änderungen sind es, die vielen „Core“-Spielern, die noch viel Zeit haben (Schüler, Studenten, Arbeitslose, etc.) nicht gefallen. Sie wollen Spiele haben, die ihren Alltag ausfüllen und als Freizeit genutzt werden können – für viele Stunden jeden Tag. Wenn MMORPGs dann nur kleine „Häppchen“ anbieten, dann sind sie unzufrieden.

Allerdings dürfte diese Gruppe an „Core-Spielern“ immer kleiner werden und daher schlicht nicht mehr zur primären Zielgruppe von MMORPGs gehören. Die große Mehrzahl der Spieler und damit auch das große Geld lässt sich eben mit der arbeitenden Bevölkerung verdienen, die nur noch wenig Zeit hat. Diese Spieler wollen mit Inhalten versorgt werden, die sich ihrer Lebenswirklichkeit und ihrem Terminkalender anpassen.

Hardciregamer

Ob das eine gute oder schlechte Entwicklung für Gaming im Allgemeinen ist, sei mal dahingestellt.

Wie ist eure Meinung zum Wandel der bestehenden MMORPGs? Ist es gut, dass diese für „kürzere Sessions“ umgestaltet werden? Oder nimmt genau das den Reiz aus diesen Spielen?

von Cortyn