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Meinung
Mar. 21, 2019 | 10:39 Uhr

Der Start von Anthem verlief nicht besonders gut, das hat selbst Bioware zugegeben. Die Entwickler haben sich dafür entschuldigt, doch die gesamte Situation und im speziellen eine Aussage von Studiochef Casey Hudson ärgert Mein-MMO-Autor Andreas Bertits.

Kaum ein Spiel erscheint ohne Bugs und läuft von Beginn an problemlos. Und als zahlender Kunde erwartet man einfach, dass diese Probleme behoben werden. Daher ist eine Entschuldigung der Entwickler in Ordnung.

Doch wie Bioware-Chef Casey Hudson in seinem Brief an die Community zu sagen, Anthem sei ein Lernprozess und in den kommenden Monaten würde man zeigen, was der Online-Shooter wirklich kann, überschreitet für mich eine Grenze.

Eine altmodische oder richtige Einstellung?

Darum muss ein Vollpreis-Spiel zum Release überzeugen: Vielleicht bin ich altmodisch. Aber ich erwarte von einem Spiel, das zum Vollpreis erscheint, einen gewissen Status. Ich bezahle das Geld nicht, um irgendwann Monate später das Spiel zu bekommen, das eigentlich geplant war.

Ich will nicht als Versuchskaninchen oder Beta-Tester herhalten müssen, wenn ich einen offiziell veröffentlichten Titeln zum Vollpreis gekauft habe. Doch dies scheint sich immer mehr zu einer gängigen Praxis zu entwickeln, vor allem bei Online-Spielen.

Es ist vollkommen in Ordnung, wenn ein Online-Game sich mit der Zeit weiterentwickelt. Die Betonung hierbei liegt aber auf WEITERentwickelt. Ich erwarte ein gut spielbares Produkt zum Release. Etwas, das als eigenständiger Titel bestehen kann und das in seiner Release-Form den Kaufpreis wert ist.

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Dass dieses Spiel dann mit der Zeit um neue Inhalte erweitert wird, für die man dann optional extra bezahlen muss, ist in Ordnung. Doch das Grundspiel zum Release muss für mich einen entsprechenden Status haben.

Daher ärgert es mich, wenn ein Entwickler wie Bioware erklärt, er befinde sich noch in einem Lernprozess und bald würde Anthem zeigen, was tatsächlich kann. Das hätte ich schon zum Release erwartet. Immerhin habe ich dafür Geld ausgegeben.

Akzeptieren wir unfertige Spiele zum Vollpreis?

Ist es für Online-Gamer schon normal, unfertig veröffentlichte Spiele zu spielen? Es scheint aber so, als würde diese Praxis bei Online-Gamern immer häufiger auf Verständnis stoßen. Man bezahlt also gerne den vollen Preis für ein Spiel, das dann vielleicht in einem Jahr den Status hat, den die Entwickler eigentlich haben wollen? Nennt man so etwas nicht Early Access, anstatt Release?

Ich kaufe mir doch auch kein Auto, bekomme nur die Karosserie für den vollen Preis und muss ein Jahr warten, bis mir die Sitze, die Türen und der Auspuff geliefert werden.

Ich kaufe mir auch keine Sicherheitssoftware für den PC und werde dann vom Entwickler vertröstet, der mir erst ein Jahr später den Virenscanner nachliefert.

Ich möchte noch einmal erklären, dass es mir hier nicht um Bugs geht. Eigentlich jedes Spiel hat Bugs und dass diese behoben werden, ist eine Selbstverständlichkeit.

Es sollte aber ebenso eine Selbstverständlichkeit sein, einen Titel zum Release in einem guten Zustand zu veröffentlichen, der seinen Preis wert ist. Bei Aussagen, wie sie Bioware bezüglich Anthem getätigt hat, fühle ich mich als zahlender Kunde schlicht veräppelt.

Ein Spiel kann von Bugs geplagt sein, es kann schlecht sein, es darf aber nicht in einem Zustand veröffentlicht werden, bei dem selbst die Entwickler sagen, dass es erst in der Zukunft zeigen kann, was es zu leisten vermag. Das geht für mich einen Schritt zu weit.

Ich erwarte einfach zum Release und zum vollen Kaufpreis einen Titel, der dann schon zeigt, was er kann und der von diesem Status aus in Zukunft erweitert wird, um noch besser zu werden. Aber wie gesagt, vielleicht bin ich hier einfach altmodisch…

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