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Special
Jul. 10, 2018 | 17:53 Uhr

Unsere Autorin Leya hat sich auf der Tennocon 2018 mit der Community Direktorin und Live-OPS von Warframe unterhalten. Rebecca Ford sprach darüber, was für einen Einfluss das stetige Wachstum auf die Community hat.

Warframe ist ein unfassbar vielfältiges Spiel, das eine Menge an Inhalten bietet. Gerade als neuer Spieler ist man leicht von der Flut an Infos, Mechaniken und Inhalten überfordert. Warframe ist immer noch dabei, weiter zu wachsen und sich zu verändern. Auf der Tennocon 2018 stellten die Entwickler just Ihr neustes Content-Update vor – und es wird gewaltig:

Warframe baut auf seine Community: Eine der stärksten Säulen in Warframe war seit jeher die Community. Jeder Spieler, der einsteigt, merkt schnell, dass die anderen einem helfen und dies auch gerne tun. Sie erklären, nehmen einen an die Hand und bestreiten den Weg der Space-Ninjas gemeinsam. Zwischen Entwicklern und Community entstand eine Form der Co-Abhängigkeit.

Ich war neugierig, wie sich die Community von Warframe mit dem ständigen Wachstum in den Augen von Rebecca entwickelt hat.

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Rebecca Ford wird von der Community geschätzt und spielt sogar eine wichtige Rolle in Warframe selbst. Sie ist die Lotus, die das Sinnbild der Mutter und des Mentors darstellt. Rebecca verleiht der Lotus ihre Stimme im Spiel.

Wir starteten mit 1.000 Spielern – Jetzt sind wird 40 Millionen

Mein-MMO: Ich habe einige Interviews von Dir gelesen, in denen Du erklärst, wie Ihr die Community von Warframe zu Beginn aufgebaut habt. Ich bin jedoch neugierig, ob Du in der Community Veränderungen bemerkt hast, seit Warframe so stark mit Plains of Eidolon gewachsen ist? 

Rebecca: Ich würde am liebsten sagen, die Familie ist einfach nur größer geworden. Wir sind mit 1.000 Testern in der geschlossenen Alpha gestartet und jetzt haben wir 40 Millionen Spieler. Das ist ein ziemlich großer Unterschied. Ich glaube, die größte Veränderung liegt im Komfort-Level für die Spieler, sich gegenseitig zu helfen.

Was wir versuchen zu erreichen, bedarf jedoch der Hilfe der Community. Wir arbeiten in hohem Tempo und verändern die Dinge so schnell. Wir haben einfach nicht immer die Zeit, das perfekte Marketing-Paket zu erschaffen. Wir versuchen, Neuerungen immer so schnell wie möglich an die Community zu kommunizieren. Die hört dann zu und erzählt alles an den Rest der Community weiter.

Unsere Community hat also die Rolle der Botschafter übernommen. Sie helfen auch neuen Spielern, mit Warframe zu starten und ihnen die vielen Aspekte des Games beizubringen. Sie helfen sich gegenseitig und helfen damit auch uns.

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Rebecca Ford, Live-Ops und Community Direktorin.

Wir sind selbst Spieler und zeigen das auch

Mein-MMO: Du meinst also, dass es etwas komplizierter in der Community geworden ist seit dem Wachstum und dass Spieler nicht mehr so bereit sind, sich gegenseitig zu helfen. Wie geht Ihr dieses Problem an? 

Rebecca: Ich würde sagen, ein weiteres Problem ist noch, dass es derzeit drei Plattformen gibt (PC, PS4, Xbox One). Ein häufiges Problem ist, dass Spieler um Hilfe fragen und dann aber nicht sagen, auf welcher Plattform sie spielen.

Zusätzlich gibt es dann noch einen Interessenkonflikt, da Warframe so viel zu bieten hat. Es gibt unterschiedliche Welten, Meisterrang, Kompetitiv vs. Kooperativ und manchmal muss man sich in der Mitte treffen. Wir haben beobachtet, dass einige Spieler geneigt sind, anderen Spielern Hilfe zu verwehren, wenn sie nicht auf der gleichen Plattform spielen.

Es ist wichtig, dass diese Spieler realisieren, dass wir eine große Gemeinschaft sind, die zusammen Warframe spielt. Wir als Entwickler müssen hier den richtigen Ton angeben, dass wir uns gegenseitig helfen.

Mein-MMO: Wie möchtet Ihr erreichen, den richtigen Ton anzugeben? 

Rebecca: Wir haben unsere Devstreams und wir haben unsere Prime-Time. Wenn wir feststellen, dass irgendwas für die Community frustrierend ist, reden wir darüber live. Wir möchten auch zeigen, dass wir selbst Spieler sind und nachempfinden können, wenn die Community gerade mit einem Problem hängt. Wir erfarmen etwa unsere Prime-Gegenstände selbst und machen dies live. Wenn irgendwas nicht passt, dann sieht man uns die Frustration auch an und wir brüllen Dinge wie „Blödes RNG!“.

Es ist ein Spiel und wenn Du mit Zufallsrolls in einem Spiel konfrontiert wirst, dann wirst Du manchmal halt sauer. Aber wir gehen durch die gleiche Frustration wie Ihr. Spieler, die uns in den Streams sehen, verstehen aber, dass wir durch das Gleiche wie sie gehen und ihre Probleme nachempfinden können. Wir möchten kein Ihr-gegen-Uns-Szenario.

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Mein-MMO: Wie sammelt Ihr eigentlich das Feedback und werdet auf Probleme aufmerksam bei den vielen Spielern? 

Rebecca: Es ist definitiv so, dass wir nicht jedes Feedback mitbekommen. Wir verpassen tatsächlich viel. Es gibt aber auch öfter Probleme, die wir bereits angesprochen haben und es vielleicht schon lange her ist. Dann haben Spieler oft das Gefühl, dass wir das Problem ignorieren und jemand aus der Community springt ein und erklärt, dass wir vielleicht schon vor einem Jahr darüber geredet haben. Es gibt auch immer wieder neue Ideen, über die wir dann sprechen möchten und dann denken die Spieler, dass wir die alten Ideen vergessen haben.

Auch hier sind wir von der Community abhängig, damit sie den Wust an Informationen sortieren und das wieder an die anderen Spieler weitergeben. Solange das gegeben ist, wird die Community verstehen, worum es bei uns geht: Wachstum, Veränderung und manchmal auch Nein sagen.

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Meine größte Angst ist, dass wir vergessen, wer wir sind

Mein-MMO: Wenn Warframe immer weiter wächst und neue Spieler anzieht, jetzt auch wieder mit dem neuen Fortuna-Update, hast Du da manchmal Angst, dass dieses Familien-Gefühl auseinander brechen kann? 

Rebecca: Ja, kann es. Das ist wirklich meine aller größte Angst. Meine größte Angst mit Warframe ist, dass wir eines Tages an einem Punkt sind, an dem wir vergessen, wo wir herkommen. Ich habe Angst, dass wir vergessen, warum wir tun, was wir tun.

Solange wir aber auf unserer Couch sitzen und unsere Devstreams machen und dafür sorgen, dass das Herz dort ist, wo wir es haben möchten, ist alles in Ordnung. Auch wenn wir jetzt größer sind, möchten wir die Menschen bleiben, deren größtes Interesse es ist, alles für die Community zu tun. Es würde sicher schief gehen, wenn wir eines Tages damit aufhören würden.

Das Erschreckendste, was wir tun könnten, wäre, damit aufzuhören, wir zu sein. Wenn wir aufhören würden, unsere Devstreams zu geben. Wenn wir aufhören würden, unsere Networkshops zu schreiben. Das ist eine Menge Arbeit für uns, aber ich glaube, das ist auch die wichtigste Arbeit für uns.

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Traditionell veranstalten die Entwickler alle zwei Wochen einen Devstream, in dem sie über Probleme und Neuigkeiten reden.

Ich muss erkennen, wann und wie Frust in der Community entsteht

Mein-MMO: Indem Ihr selbst bodenständig bleibt, möchtet Ihr also erreichen, die Community zu retten, bevor sie überhaupt auseinander bricht? 

Rebecca: Ja! Weißt Du, mit jeder Online-Community… Hach, es ist so ein Klischee, das zu sagen: „Es gibt in jeder Online-Community toxische Menschen.“. Das ist eigentlich ein Satz, den ich gar nicht sagen möchte.

Ich glaube, in der Realität ist es so, dass jede Community aus Menschlichkeit besteht. Menschen haben Emotionen, Menschen sind intelligent, Menschen haben Angst und sie haben Frustrationen. Das ist normal. Wenn sie diese Empfindungen haben, wird man sie auch in der Community fühlen. So etwas wie die perfekte, immer glückliche Community besteht nicht.

Für mich ist es wichtig, zu erkennen, wann diese negativen Gefühle durch unser Verschulden entstanden sind und wann Spieler den Ursprung ihrer Probleme selbst identifizieren müssen. Ich weiß genau, wenn wir unsere Spieler frustriert haben. Ich weiß, was falsch läuft und wir arbeiten daran, es zu fixen. Aber wenn ich sehe, dass wir uns nichts zu Schulden kommen lassen haben und jeder toxisch ist, dann muss mich fragen, was dieses Mal der Ursprung ist.

Dann muss ich auf die Suche nach den Schmerzpunkten gehen. Vielleicht finde ich dann raus, dass Spieler etwa nicht handeln können, aber den Bug nicht an uns kommuniziert haben und dann einfach nur mies drauf sind.

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Wir passen auf, dass Neues so sichtbar wie möglich ist

Mein-MMO: Du meintest, dass Ihr diese Kommunikation mit den Spielern aufrecht erhaltet – über Dinge wie die Devstreams oder Eure Social-Media. Aber nicht jeder ist Teil davon. Es ist nicht so, dass jeder diese Streams schaut oder auf Discord, Twitter und Co. unterwegs ist. Habt Ihr Pläne, diese Art von Community-Building auch direkt ins Spiel zu integrieren?

Rebecca: Wir haben keine konkreten Pläne. Aber wir passen auf, dass Neuigkeiten so sichtbar wie möglich im Spiel dargestellt werden. Wir haben auch Hinweise im Spiel, dass es diese Community-Channel außerhalb gibt.

Wir haben zwar Ideen, aber wir haben nichts Konkretes, was wir auf dem Silbertablett präsentieren könnten, um leichter durch das Wirrwarr von Warframe zu blicken. Zumindest noch nicht. Vielleicht eines Tages.

Mein-MMO: Vielen Dank für das Gespräch und Deine Offenheit, Rebecca.

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Wenn das die größte Sorge der Entwickler ist, stehen die Zeichen gut

Rebecca zeigte sich in unserem Gespräch erfrischend aufgeschlossen und ehrlich. Das ist eine ihrer größten Stärken im Community-Building, die sie auch an ihr Team weitergibt. Sie steht mit vollem Herzen hinter Warframe und seinen Spielern.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: Wer wachsen möchte, muss in der Lage sein, seine Probleme zu identifizieren und diese auch für sich anzunehmen. Sich nicht vor ihnen zu verschließen. Rebecca sprach den Wachstumsschmerz der Community offen an. Sie weiß, dass die Co-Abhängigkeit zur Community eine der stärksten Säulen des Spiels ist, aber auch ihre Gefahren birgt.

Diese Abhängigkeit voneinander hilft dabei, den Zusammenhalt zu stärken. Sie basiert auf einem Vertrauensverhältnis. Je größer eine Community jedoch wird, desto stärker ist die Wahrscheinlichkeit einer Entfremdung. Das Heimelige, das kleine Kuschelige fällt irgendwann flach.

Es ist umso besser für Warframe, wenn die Community Direktorin sich vor dem Zerfall durch eine Entfremdung fürchtet. Denn sollte die Community mal zerbrechen, könnte das tatsächlich den Untergang von Warframe bedeuten. Ein System, um neue Spieler ranzuführen, gibt es nämlich nicht. Das fängt die Community auf.

Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass dieses Problem behandelt wird, bevor es aufblüht, und erstickt werden kann, bevor es überhaupt aufkeimt. Das lässt mich positiv in die Zukunft für Warframe blicken.

Was sagt Ihr zu den Wachstumsschmerzen der Community von Warframe und wie findet Ihr den Umgang der Entwickler damit?