Computerspiele müssen einmal mehr als Sündenbock herhalten. Zumindest die NRA ist der Ansicht, dass Games an der Gewalt ausgehend von Jugendlichen schuld sind. Cortyn sieht das anders.
Am vergangenen Wochenende fand wieder die alljährliche Konferenz der NRA, der amerikanischen Waffen-Lobby, statt. Dave Grossman, ein ehemaliges Mitglied der Armee und Autor mehrerer Bücher rund um die „Psychologie des Tötens“, sprach über das zunehmende Problem von Verbrechen, die von Jugendlichen und Kindern begangen werden. Laut ihm sind der Hauptgrund für die zunehmenden Gewalttaten, die besonders in Amerika immer wieder mit vielen Toten enden, gewalttätige Medien und ganz besonders Videospiele.
Was wurde behauptet? Sinngemäß übersetzt sagte Grossman: „Auf der ganzen Welt begehen Kinder so viele Verbrechen, wie noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Es geht hier nicht um die Gewehre, Gewehre hat es immer gegeben. Es sind die kranken Filme, die kranken Fernsehserien und insbesondere die kranken Videospiele auf der ganzen Welt. Sie erschaffen kranke, kranke Kinder.“
Was ist die NRA? Die „National Rifle Associaction of America“ ist einer der größten Interessenvertreter in Amerika. Sie besteht aus Vertretern von Waffenherstellern und -händlern, aber auch Sportschützen. Sie setzt sich dafür ein, dass am besten jeder Amerikaner eine Waffe haben sollte, frei nach dem Motto: Nur wenn alle eine Waffe haben, dann traut sich kein Bösewicht mehr zu schießen. Grundsätzlich geht es dabei natürlich um den Verkauf von Waffen.
Warum sind die Behauptungen Unsinn? Die Mehrzahl aller Studien hat keinen Zusammenhang zwischen zunehmender Gewalt und dem Konsum von Videospielen gefunden. Viel mehr scheint die generelle Verfügbarkeit von Waffen das Problem zu sein, was etwa der BBC erklärte.
Als kleinen Vergleich nehmen wir Japan: In Amerika gab es im Jahr 2014 fast 33600 Tote durch Schusswaffen, in Japan hingegen nur 6. Das liegt daran, dass Schusswaffen in Japan nur rausgegeben werden, wenn man eine ganze Menge Regelungen einhält:
- Einen Tag lang muss spezieller Waffenunterricht absolviert werden.
- Nur wer auf dem Schießstand mindestens eine Trefferquote von 95% aufweist, der besteht. (Muss alle 3 Jahre wiederholt werden)
- Handfeuerwaffen sind grundsätzlich verboten. Es gibt nur Luftgewehre und Schrotflinten.
- Es werden Drogentests vorgenommen.
- Die geistige Gesundheit wird überprüft.
- Verbindungen zu extremistischen Gruppen werden überprüft, ebenso wie Familie und Arbeitskollegen.
- Die Polizei muss wissen, wo sich Waffe und Munition befinden, die getrennt aufbewahrt werden müssen.
- Neue Munition gibt es nur zu kaufen, wenn man die alten Magazine zurückbringt.
In Amerika gibt es all diese Beschränkungen nicht. Fast jeder hat dort das Recht, eine Waffe zu besitzen – eine Überprüfung der Person entfällt in fast allen Fällen.
Warum wird das dennoch behauptet? Videospiele werden als Grund dafür instrumentalisiert, warum die Gewalttaten in Amerika immer weiter zunehmen. Seit einigen Monaten gibt es viele Proteste in Amerika, besonders von jungen Menschen, die sich gegen den Waffenbesitz aussprechen. Indem die NRA die Schuld auf „die Medien“ schiebt, hofft sie offenbar, die Debatte abwenden zu können.
Cortyn meint: So wirklich verwunderlich ist die Aussage natürlich nicht. Die NRA ist dafür bekannt, Waffen stets in einem guten Licht zu repräsentieren und die Waffen selbst nicht als Grund für Gewalttaten anzuerkennen – sondern alles andere. Das mag besonders in Europa albern wirken, ist aber strenggenommen der Job der NRA. Denn sie müssen behaupten: „Waffen sind toll und beschützen Leben, Videospiele und „böse Medien“ sind der Grund dafür, dass die Waffen falsch benutzt werden.“ Dass das absoluter Unsinn ist und Amerika selbst das Paradebeispiel dafür, das brauche ich wohl nicht weiter ausführen.