Hakenkreuze dürften schon bald wieder in Videospielen auftauchen – und das in Deutschland. Eine langjährige Regelung wird nun gekippt.
Verfassungswidrige Symbole, wie etwa Hakenkreuze oder SS-Runen, sind in Computerspielen auf dem deutschen Markt grundsätzlich verboten. Spiele mit solchen Inhalten werden rigoros rausgefiltert und erhalten in Deutschland dann keine Jugendfreigabe. Doch das könnte sich jetzt ändern: Die USK (Unterhaltsungssoftware Selbskontrolle) hat mitgeteilt, dass man bei Videospielen nun von einer besonderen Klausel Gebrauch macht. Eine Darstellung von verfassungswidrigen Symbolen ist damit im Grundsatz möglich.
Sind Videospiele gleichberechtigte Kunst?
Anwendung der Sozialadäquanzklausel. Die USK hat in einer Pressemitteilung erklärt, dass bei Spielen in Zukunft die sogenannte „Sozialadäquanzklausel“ Anwendung findet. Diese erlaubt in anderen Medien schon länger, dass verfassungswidrige Symbole gezeigt werden, wenn die Kennzeichen in „Bereichen der Wissenschaft und Lehre, der Kunst oder der staatsbürgerlichen Aufklärung“ verwendet werden.
Da Computerspiele als Kulturgut und damit als Kunst gelten, kann die Regelung auch hier Anwendung finden.
Debatte wurde jahrelang geführt. Das Verbot von verfassungswidrigen Symbolen in Medien wird schon seit Jahren stark kritisiert. Denn in künstlerischen Kontexten – wie etwa Filmen, auf Bühnenprogrammen oder ähnliches – sind Hakenkreuze kein Problem und von der Kunstfreiheit abgedeckt.
In Videospielen wurden Hakenkreuze bisher jedoch nicht toleriert und führten automatisch zu einer Verweigerung der Freigabe. Das wird sich nun ändern. Computerspiele sind damit einen Schritt näher an der Gleichberechtigung mit anderen künstlerischen Medien gerückt.
Einzelprüfung bleibt bestehen. Auch künftig werden Spiele allerdings weiterhin von der USK auf ihre Jugendtauglichkeit geprüft. Wie auch jetzt kann die USK weiterhin Spielen eine Freigabe verwehren, wenn bestimmte Standards und Grundsätze nicht eingehalten werden. Daran ändern die neuen Regeln nichts.
Ältere Spiele könnten Freigabe erhalten. Publisher können ab nun auch ältere Spiele erneut zu einer Prüfung einreichen, um doch noch Chancen auf eine Freigabe der Originalfassung zu haben. Besonders Spiele wie die Wolfenstein-Reihe kommen dabei sofort ins Gedächtnis. Ob die Publisher davon bei alten Spielen jedoch Gebrauch machen, bleibt abzuwarten.
Keine Garantie auf Freigabe. Die neue Regelung ist allerdings keine Garantie, dass Entwickler auch tatsächlich die Original-Version mit derartigen Inhalten bei der USK einreichen oder eine Freigabe erhalten. Da eine Prüfung oft viel Zeit kostet, wäre es durchaus möglich, dass Inhalte in Spielen weiter zurechtgeschnitten werden, um eine Freigabe durch die USK zu garantieren.
Im Falle einer Ablehnung würde ein Spiel nämlich weitere Wochen durch eine zweite Prüfung müssen – und dann ist womöglich der „Hype“ um das Spiel und damit auch die Käuferschaft, längst verflogen.
Was haltet ihr von diesem Schritt? Findet ihr es gut, dass Spiele, wie andere künstlerische Medien auch, nun solche Symbolik verwenden können? Oder sollte das in Deutschland mit unserer Vergangenheit nichts in Spielen zu suchen haben?