Auf der Gamescom 2018 haben wir uns mit dem CEO von Trion Worlds über den schwierigen Launch von Defiance 2050 unterhalten. Scott Hartsman sprach über die Hürde, an die Community zu kommunizieren, was Defiance 2050 eigentlich exakt ist.
Mit Defiance 2050 wollte Trion Worlds den 2013 veröffentlichten MMO-Shooter Defiance erneuern und auf die aktuellen Konsolen Xbox One und PS4 bringen. Dafür erhielt das Spiel ein großes grafisches Update, Systeme wurden angepasst und auch neue Inhalte zugefügt.
Das Remake wurde aber auch scharf kritisiert.
Mein-MMO: Als Defiance 2050 veröffentlicht wurde, kam es bei den Spielern eher schlecht an. Wie war es für Euch als Ihr gemerkt habt, dass die Spieler vielleicht gerade nicht so glücklich sind?
Scott Hartsman: Wenn wir prüfen was Spieler sagen, prüfen wir auch was sie tun. Das musst Du beides zusammenhängend betrachten. Wenn wir uns die eigentlichen Spieler-Statistiken […] ansehen, sind wir eigentlich sogar glücklich. Es war das Nummer-Eins-Free-Game auf der Xbox One, sogar vor Fortnite. Ich war wirklich glücklich, als ich gesehen habe, dass es da oben stand.
Angesehen wie gut es [Defiance 2050] für uns als Firma läuft, macht es genau das, was wir erwartet hätten. Wir sehen es als großes Update zu dem originalen Defiance, das wir vor vielen Jahren veröffentlichten. Die neuen Grafiken und die Überarbeitung des Gameplays sind eine große Verbesserung. Es gab außerdem viel neuen Content.
Es gibt eine Menge Spieler, die niemals mit Defiance in Berührung gekommen sind. Sie haben es nie auf den alten Konsolen oder auf dem PC gespielt. Wir haben Defiance 2050 mehr als Chance gesehen, das Game einer neue Generation von Spielern vorzustellen.
Es war eine Herausforderung zu kommunizieren, was Defiance 2050 ist
Mein-MMO: Wenn Ihr Euch das Feedback von Veteranen und neuen Spielern anschaut, gibt es zwischen dem Feedback einen großen Unterschied?
Scott Hartsman: Ja, wir hatten richtig viele Spieler, die auf den alten Konsolen gespielt haben. […] Da waren auf jeden Fall welche, die eher ein Sequel erwartet hätten, anstelle einer großen Überarbeitung. Das war das Ding, Defiance 2050 ist keine Fortsetzung. Wir sind da auch sehr transparent mit. Es ist allerdings auch ein Stück mehr als nur ein Rework.
Es war eine große Herausforderung an die Spieler zu kommunizieren, was Defiance 2050 exakt ist. Deswegen nennen wir es die „Re-Imagened Edition“ von Defiance.
Mein-MMO: Ja, ich habe gerade noch etwas mit dem Entwickler-Team gesprochen. Sie meinten zu mir, dass ihre eigene Vorstellung von Defiance 2050 etwas anders war, als die der Spieler selbst.
Scott Hartsman: Auf jeden Fall. Jedes Mal, wenn Du ein Spiel entwickelst – und das geht für mich weit zurück zu der Zeit, als ich MMOs vor Jahren entwickelt habe – hast Du ein bestimmtes Bild in Deinem Kopf. Du hast Deine Vorstellung, was besonders am Spiel wird und was die Spieler mögen und nicht mögen werden. Genauso, was ihnen wichtig ist und was ihnen nicht wichtig ist.
All diese Vermutungen werden irgendwann getestet. Manchmal hast Du dann voll ins Schwarze getroffen, manchmal behältst Du teilweise Recht und ein anderes Mal liegst Du komplett daneben. Ich habe noch nie gesehen, dass jemand komplett Recht behalten hat. Aber ich würde sagen, wir waren so nah an teilweise Recht wie wir nur konnten.
Veteranen hätten laut Hartsman zu früh ein Urteil gefällt
Mein-MMO: In welchen Teilen hattet Ihr recht und in welchen unrecht?
Scott Harstman: Es war wirklich größtenteils die Erwartung um den Game-Content. Die Spieler, die neu zu Defiance 2050 kamen, fanden es einfach klasse. Spieler, die das originale Defiance gespielt haben, sahen erst mal den gleichen Content und dachten sofort: „Ist das das gleiche Spiel?“, weil sie nicht realisiert haben, dass es im weiteren Verlauf massig neuen Content gibt, den sie nie gesehen hatten. Später gibt es auch neue Systeme, die sie noch nie gesehen hatten.
Sie haben einfach nur die ersten fünf Minuten gesehen und direkt das Urteil gefällt, dass Defiance 2050 das gleiche Spiel ist, obwohl es das wirklich nicht ist.
Defiance 2050 habe genau das erbracht, was Trion Worlds erwartete
Mein-MMO: Das hat Euch alles natürlich auch ein paar Negativ-Schlagzeilen seitens der Presse und schlechtere Reviews eingebracht.
Scott Hartsmann: Das stimmt, dabei hat Defiance 2050 genau das erbracht, was wir erwartet haben. Wir waren sogar noch nie so nah dran bei unseren Prognosen, was mit einem Spiel passieren würde.
Mein-MMO: Das ist interessant. Defiance 2050 steht in der Öffentlichkeit so da, als würde es dem Spiel nicht gutgehen.
Scott Hartsmann: Ja, wenn wir auf speziellen Foren oder Sub-Reddits unterwegs sind, sehen wir auch, dass es nicht viele Stimmen braucht, um den Ton generell negativ erscheinen zu lassen. Negative Stimmen haben auch die Angewohnheit lauter zu sein. Wenn ich dagegen aber die Statistiken betrachte, wie viele eigentlich Defiance 2050 spielen, sieht die Welt ganz anders aus.
Verstehe mich hier aber bitte nicht falsch. Ich wünsche mir, dass so viele Spieler wie möglich Defiance 2050 mögen. […] Wir sind hier, um zu unterhalten. Wir arbeiten natürlich darauf hin, so viel positive Reaktionen wie möglich zu bekommen.
Mein-MMO: Vielen Dank für das Gespräch und Deine Zeit.
Fokus gilt jetzt der Verbesserung der Performance und neuen Inhalten
Bevor ich das Interview mit Scott Hartsman führte, unterhielt ich mich noch mit zwei der Entwickler von Defiance 2050. Man möchte sich jetzt vor allem darauf konzentrieren, das Feedback der Spieler zu verarbeiten.
Laut den Entwicklern hat die höchste Priorität derzeit die Verbesserung der Performance. Gerade Lags und Zusammenbrüche wurden stark seitens der Spieler bemängelt. Als zweite Priroriät gaben die Entwickler neue Inhalte an. Die begeistern Spieler würden ständig nach neuem Content fragen und an dem wird auch gerade fleißig gearbeitet.
Neue Inhalte zu Defiance 2050 werden im Herbst veröffentlicht. Hier wird es etwa neue Boss-Gegner und Systeme geben.
Falls Ihr Euch selbst mal ein Bild vom Free2Play-Shooter machen möchtet, findet Ihr hier ein paar Tipps für den Einstieg: