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Mar. 20, 2019 | 11:40 Uhr

The Division 2 wird jetzt herangezogen, um aufzuzeigen, wie viele Fehler Anthem noch hat. Das ist mal echt nervig, sagt unser Autor Schuhmann. Gerade wenn man die Vergangenheit von The Division bedenkt.

So sehe ich Vergleiche: Es war völlig klar, dass es Vergleiche zwischen Anthem und The Division 2 geben würde: Selbst wir haben das auf MeinMMO immer wieder gemacht.

Es liegt in der Natur der Sache: Die Leute mögen Vergleiche.

Es ist auch richtig und wichtig, Spiele zu vergleichen, um möglichen Käufern zu erklären, was sie von einem Spiel erwarten können und was eben nicht.

Anthem und The Division 2 lassen sich schon vergleichen. Beide Spiele unterscheiden sich zwar gravierend voneinander, zielen aber auf die selbe Spielerschaft ab, die das Game kaufen und spielen soll:

  • Um klar zu machen, was ein Spiel sein wird, finde ich Vergleiche ausgezeichnet.
  • Auch um Leuten bei der Entscheidung zu helfen, welches Spiel sie sich im Moment holen sollen, sind Vergleiche völlig okay.
  • Wenn daraus aber eine Rivalität zwischen zwei Gruppen entsteht, nervt mich das jedes Mal.
2014 kam es zum Kampf zwischen ESO und WildStar.

So war es 2014: 2014 hatten wir eine ähnliche Situation:

  • The Elder Scrolls Online, ein Fantasy-MMORPG, kam im April 2014 raus
  • WildStar, ein Science-Fiction MMORPG, im Juni 2014

Beide Spiele waren recht unterschiedlich, zielten aber auf dieselbe Käuferschicht ab und irgendwie wurde daraus ein Kampf der Ideologien.

Der große Kampf von 2014 war auch ein Kampf der Ästhetik

Schon im Vorfeld gingen sich die Fans beider Spiele an den Kragen und erklärten einander, wie das andere Spiel scheitern würde:

  • Als dann ESO mit großen Problemen startete, kamen die WildStar-Fans und machten ihre Späße.
  • Als später WildStar kriselte, kamen die ESO-Fans zurück und fragten: „Na, wo seid Ihr denn jetzt?“

Das war damals wenigstens noch ein Spotten auf Augenhöhe.

Das ist diesmal anders:

2014 waren beide Spiele unter ähnlichen Bedingungen gestartet:

  • Beides waren „große Online-Spiele“ von neuen Teams.
  • Beide hatten heftige Anlauf-Schwierigkeiten und Mühe, ihren Weg zu finden.
  • Beide bekamen ähnliche Kritiken und ähnlich viel Gegenwind.

Jetzt bei The Division 2 und Anthem gibt es zwar Gemeinsamkeit, aber zwei große Unterschiede:

  • The Division 2 ist ein Sequel, das vom selben Team kommt, das 2016 fast das gleiche Spiel schon mal gemacht hat – Anthem ist ein neues Spiel
  • Anthem bekommt viel Kritik ab – The Division 2 ist noch in seiner „Flitterwochen“-Phase und wird mit Lob überhäuft.
Wo geht die Reise für Anthem hin?

Das liest man so: Allein in den letzten Tagen sind auf US-Seiten große „So geht’s richtig, BioWare“-Artikel erschienen:

  • Auf TechRadar steht „Nach Anthem zeigt The Division 2 nun BioWare, wie man einen Loot-Shooter macht“
  • Auf Insider ist zu lesen „Ein neues Spiel in den Ruinen von Washington-DC ist der neue beste Shooter und Anthem muss sich schämen.“

In Kommentaren auf unserer Seite wird unter Anthem-Artikeln immer wieder The Division 2 als Vergleich herangezogen und gelobt.

So schreibt ein Nutzer:

Seit vergangene Woche bin ich in The Division 2 unterwegs und es wirkt so unmittelbar nach Anthem wie ein einziger, wahrgewordener Loot-Shooter Traum – technisch / spielerisch / quality of life / Balance / Spielmechanik / Welt / Story / Immersion / Abwechslung / Loot-Spirale / KI / Kampfdynamik / Umfang / Tiefgang – ALLES ist Anthem um Lichtjahre voraus

MeinMMO-Leser Noe1s unter einem Artikel über Anthem

Die Fans von Anthem treibt das zur Weißglut. Sie können das nicht mehr hören.

The Division 2 ist unter Schmerzen geboren

Warum ist The Division 2 gerade so gut? The Division 1 lag 2016 ein Jahr lang am Boden und die Entwickler gaben zu: „Unser Spiel macht keinen Spaß“. The Division 1 wurde mit Häme und Spott überzogen.

Der Rucksack-Bug ist heute noch legendär.

Die Situation war für Massive und die Fans von The Division sehr ähnlich wie die Situation für BioWare und Anthem heute.

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Daraus hat Massive offenbar die richtigen Lehren gezogen: Das Original-Team scheint schon 2016 mit der Entwicklung von „The Division 2“ begonnen zu haben, während andere Ubisoft-Studios damit zu tun hatten, The Division 1 zu reparieren und zu verbessern.

The Division 2 ist 2019 in einer völlig anderen Situation als Anthem, weil die Entwickler da aus den Fehlern des ersten Teil gelernt haben. Die hatten auch die Möglichkeit dazu.

Bei Anthem ist man da, wo man bei The Division vor drei Jahren stand. Ein Studio in der Findungsphase.

Ja, The Division 2 kann wirklich ein Vorbild sein, aber: Massive hat drei Jahre gebraucht, um das zu erreichen.

Darum finde ich den Vergleich verständlich, aber nervig: Aktuell finde ich die Vergleiche zwischen Anthem und The Division 2 eher nervig als wirklich hilfreich. Sie führten dazu den Spielern die Laune zu verhageln. Produktiv sind sie nicht.

Letztlich sind beide Spiele in einer unterschiedlichen Situation.

Der Vergleich wirkt im Moment, als wollte man da noch Salz in die Wunde streuen oder jemanden, der am Boden liegt, noch mal treten.

Die Vergleiche von Anthem aus Sicht von The-Division-Käufern, die froh sind, da eine „richtige Entscheidung“ getroffen zu haben, finde ich verständlich – dennoch nerven sie mich irgendwie.

Es wirkt ein bisschen wie das Verhalten eines „schlechten Gewinners“, der vergessen hat, dass er vor drei Jahren genauso am Boden lag.

Übrigens: Vor zwei Jahren haben wir einen Artikel gemacht, um den damals ziemlich niedergeschlagenen Fans von The Division 1 Hoffnung zu geben.

Damals haben wir die Situation von The Division 1 mit der von The Elder Scrolls Online verglichen, das sich in den letzten 3 Jahren schwer gemacht hatte und vom Krisen-Spiel zum neuen MMORPG-Hit gereift war.

Solche Vergleiche finde ich, im Nachhinein, richtig gut.

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von Schuhmann