Bei The Division gab es von Beginn an ein großes Problem: Die DLCs waren nie dafür geeignet, um das Spiel über ein Jahr zu tragen, glaubt unser Autor Schuhmann. Der Season-Pass war eine Katastrophe. In The Division 2 will Massive dieses Problem gezielt lösen.
The Division – die Jahr-1-Katastrophe: Wie sich The Division entwickelt hat, ist eigentlich unüblich. Normalerweise gibt es zwei Ansätze, wie es für ein Spiel nach dem Release läuft:
- Ein klassisches Singleplayer-Spiel funktioniert zum Release gut, wenn die Story neu ist. Dann spielen Leute die Kampagne mit Wonne durch. Ist die Story erschöpft, verlieren sie das Interesse am Game und brechen ab. Im besten Fall sorgen DLCs später dafür, dass die Spieler noch mal zurückkommen. Sonst gilt es auf den nächsten Teil zu warten. Beispiele dafür sind Fallout 4 oder The Witcher 3.
- Ein typisches Multiplayer-Spiel hat zum Release arge Probleme und wenig Content. Wenn alles gut läuft, wird es aber durch Patches und Updates immer besser und die Qualität steigt. Beispiele hierfür sind Warframe oder The Elder Scrolls Online.
So lief’s bei The Division: Bei The Division hatte Massive zu Beginn eine gute Story und eine tolle Atmosphäre, aber auch eine Vielzahl von Problemen. Das Spiel stürzte einige Wochen nach dem Release ab. Dann brachte das 1. Jahr an DLCs kaum eine Verbesserung – The Division blieb am Boden. Erst, als diese geplant DLCs vorbei waren und das Spiel „normal“ gepatcht wurde, konnten die großen Probleme gelöst werden. Als der Content aus dem teuren Season-Pass verbraucht war, stieg die Qualität von The Division merklich an und die Besserung trat ein. Warum war das so?
The Division Jahr 1: Season-Pass – Der Fehlschlag
Das war der Plan von The Division: Ursprünglich sollte The Division noch 2016 drei bezahlpflichtige Erweiterungen erhalten, die das Spiel weiterentwickeln sollten. Dabei durften Spieler auf PC und Xbox One gleich loslegen– Spieler auf der PS4 mussten einen Monat warten, bis sie eine neue Erweiterung spielen durften. Neben den drei kostenpflichtigen DLCs waren eine Reihe von kostenlosen Updates geplant, die The Division vorantreiben sollten. Der Plan reichte vom Release im Februar 2016 bis zum Ende des Jahres und dem letzten der 3 DLCs.
So war es wirklich: Nach den ersten kostenlosen Updates und der ersten bezahlpflichtigen Erweiterung „Underground“ wechselte Massive in den Krisen-Modus und verschob die nächsten zwei Erweiterungen. Stattdessen brachte man erstmal Updates. „Survival“ erschien dann im Dezember 2016, der letzte DLC „The Last Stand“ erst im Februar 2017.
Wie kamen die DLCs an? Die DLCs von The Division waren mehr oder weniger Flops. Sie konnten nie das Interesse der Spieler merklich nach oben schrauben. Erst weit nach Ende des Jahr-1-Plans mit den Patches 1.7 im August und 1.8 im Dezember 2017 gelang The Division die Wende: Spieler kehrten zurück. Die Stimmung um The Division stieg erst, als keine DLCs mehr geplant waren und andere Studios die Weiterentwicklung von The Division übernahmen.
Der Jahr-1-Plan von The Division scheiterte also. Erst danach lief es besser. Warum war das so?
Was war das Problem mit den DLCs?
The Division machte bei den DLCs aus Jahr 1 mindestens 3 große Fehler:
- Zum einen sprengten die DLCs die Community – Nicht jeder kaufte sich den Season-Pass, daher waren die Erweiterungen nicht für alle interessant. Außerdem mussten PS4-Spieler einen Monat auf sie warten. Die DLCs waren vom allgemeinen Strom der Spieler abgeschnitten. Ohnehin schienen die DLCs rein „optional“ gedacht zu sein – als Bonus-Content, der mit dem eigentlichen Spiels nichts zu tun hatte.
- Jeder DLC eröffnete einen Nebenkriegs-Schauplatz. Statt die eigentliche Story weiterzuentwickeln und neue Gebiete zu bringen, führten die DLCs abgeschnittene einzelne Modi ein, die dann nicht weiterentwickelt wurden, weil sie ja nicht jeder spielen könnte. „Untergrund“, „Überleben“ und „Last Stand“ waren für sich genommen vielleicht gute Ideen und haben ihre Fans – sie haben das Kern-Erlebnis von The Division aber nicht wirklich weiterentwickelt, sondern bestenfalls ergänzt.
- Keine Weiterentwicklung der Hauptstory: Keiner der DLCs führte die spannende Geschichte von The Division fort, wegen derer vieler das Spiel ursprünglich gekauft und gemocht hatten. Die meisten Spieler hätten sich eine Erweiterung der Welt von The Division gewünscht und dass es mal Frühling wird. Stattdessen eröffnete jeder DLC neue Seitenpfade, die sich als Sackgasse herausstellten.
The Division stagnierte, solange es DLCs gab
Das Grundproblem von The Division: Die DLCs konnten das Spiel nicht weiterentwickeln, sondern blieben rein optional. Sie änderten nichts an der Grunderfahrung. Daher wurde The Division, solange die DLCs liefen, nicht weiterentwickelt. Es blieb alles statisch. Das sichtbare Beispiel dafür: Zwei Jahre lang blieb es Winter in Manhattan.
Optionale DLCs waren für ein Spiel wie The Division einfach das falsche Modell. Der Jahr-1-Plan zeigt, dass man bei Massive keine klare Vorstellung davon hatte, welche Unterstützung The Division nach dem Release brauchen würde.
The Division 2: Neuer Plan, keinen Season-Pass
Kein Season-Pass: Bei The Division 2 will Massive jetzt eine andere Richtung einschlagen. Massive verkauft keinen Season-Pass für The Division 2 – es sind auch keine kostenpflichtigen DLCs geplant. Mit kostenlosen, regelmäßigen Updates will man das Spiel weiterentwickeln: Die Rede ist von drei DLCs für Jahr 1. Mit ihnen möchte Massive erreichen, dass die Community auf allen Plattformen zusammenbleibt und man möchte die Story fortführen: Immerhin gelten Updates nun für jeden.
Was für Nachteile könnte das haben? Im Gegensatz zu The Division 1 wird The Division 2 gleich mit einem kosmetischen Cash-Shop starten. Es könnte sein, dass der mit der Zeit mehr in den Vordergrund drängt als bei The Division 1, um einen konstanten Cash-Flow zu generieren. Die gesteigerten Einnahmen durch den Season-Pass und die DLCs fallen bei The Division ja nun weg.
Es erscheint zudem zwingend, dass The Division 2 für Februar 2020 eine große, bezahlpflichtige Erweiterung plant – nach dem Vorbild von Destiny oder The Elder Scrolls Online.
The Division 2 braucht eine fortlaufende Story
Aus der Not eine Tugend gemacht: Generell muss man Massive dafür loben, die richtigen Lehren aus Jahr 1 gezogen zu haben.
- Ein DLC-Plan wie bei The Division 1 eignet sich vielleicht für einen Shooter wie „Call of Duty“, wo neue Modi Abwechslung bringen können.
- Ein Spiel, das so sehr auf Story und Atmosphäre setzt wie The Division, braucht aber ein anderes Modell. Hier müssen Updates und DLCs für jeden gelten, nicht nur für einen Teil der Spielerschaft.
The Division 2 braucht Updates, die jeder mitbekommt, weil sie die Story und Welt weiterspinnen. Allein durch diese Entscheidung scheint The Division 2 eines der größten Probleme seines Vorgängers schon in der Anlage gelöst zu haben.