
Der Twitch-Streamer Turner „Tfue“ Tenney ist professioneller Fortnite-Spieler. Er verklagt jetzt seinen eigenen Clan, die E-Sport-Organisation FaZe, die würden bis zu 80% seiner Einnahmen aus bestimmten Quellen abzweigen. Der Clan reagiert entsetzt auf diese Anschuldigung.
Darum geht es in der Klage: Die Klage-Schrift ist voll einsehbar und umfasst 23 Seiten (via scribd.com).
In der Klage heißt es, das Geschäftsmodell von FaZe bestehe daraus, den Fortnite-Star Tfue (21) und andere Streamer zu „besitzen.“ Tfue habe ein Gamer-Agreement unterschrieben, als er 20 war. Diese Vereinbarung sei einseitig, mühsam und unterdrückend für ihn.
So müsse er bis zu 80% seiner Einnahmen abgeben, die er von dritten erhält, als „Finderlohn“ für den FaZe-Clan.
Außerdem wirft Tfue dem Clan vor, die hätten als seine Agenten Geld von Sponsoren erhalten für etwas, das Tfue gemacht hat, hätten das Geld aber nicht an ihn weitergeleitet.
Im weiteren Verlauf der Klage wird klar, dass Tfue seit September 2018 versucht, dieses „Gamer Agreement“ mit FaZe zu beenden, aber die lassen ihn nicht aus dem Vertrag raus.

Trinken, Glücksspiel und Skateboard-Stunts
Das sagt Tfue zusätzlich: Im Gespräch mit Hollywood Reporter bringt Tfue zusätzliche Anschuldigungen auf.
Es heißt, der FaZe Clan habe Druck auf ihn ausgeübt, damit er in einem Haus in den Hollywood Hills mit anderen jungen YouTubern lebt. In diesem Haus soll er Alkohol bekommen haben, obwohl er unter 21 war und dazu ermutigt worden sein, an illegalem Glücksspiel teilzunehmen.
Man habe ihn auch ermutigt bei gefährlichen Stunts mitzumachen, die dann in Videos veröffentlicht wurden – in einem der Videos habe er sich beim Skateboarden am Arm verletzt.
FaZe sagt: Wir haben nur 60.000$ mit Tfue verdient
So reagiert der Clan: Die E-Sport-Organisation FaZe ist in Fortnite seit März 2018 aktiv. Von FaZe gab es daraufhin zwei Statements. Im ersten heißt es, man sei schockiert und enttäuscht über diese Anschuldigungen von Tfue.
Man habe nichts von seinen direkten Umsätzen genommen und nichts von seinen Turniergewinnen. Insgesamt habe man aus der Partnerschaft 60.000$ gezogen.
In einem zweiten Statement heißt es, dass es zwar eine solche 80% Klausel gab, aber nur für Sponsored-Deals, bei denen der Deal von FaZe kam. Diese Klausel sei aber nie eingefordert worden und mittlerweile veraltet.
Man habe seit September 2018 versucht, mit Tfue zusammenzuarbeiten und ihm einen deutlich besseren Vertrag zu geben, manche mit einem Bonus in Millionenhöhen – andere bei denen FaZe 0% der Einnahmen bekommt.
All diese Vertrags-Vorschläge seien abgelehnt oder ignoriert worden.

„Ich habe Tfue möglich gemacht“
Das sagt der Gründer des Clans: Eine zentrale Figur bei FaZe ist der Gründer des Clans, Ricky „Banks“ Banks (27).
Der war gestern Abend noch in einer Internet-Talkshow und auf Twitter unterwegs. Da äußerte er sich zu den Anschuldigungen von Tfue und zeichnete sein Bild der Geschichte.
Banks sagt, bei diesem Rechtsstreit gehe es einzig darum, dass Tfue aus dem Vertrag will und alles tut, um da herauszukommen. Er nutze dann alles als Hebel gegen Faze.
Laut Banks wolle Tfue nur noch mehr Geld. Er denke, ihm stünde noch ein Millionen-Gehalt zu neben dem, was er ohnehin schon an Millionen auf seinen Plattformen macht.
Laut Banks habe er Tfue entdeckt, als der 100 Zuschauer auf Twitch hatte. Er habe Tfue „möglich gemacht“ und für seinen Aufstieg gesorgt.
Dabei standen die Vorzeichen wohl schlecht für Tfue:
- So soll der jetzige Partner von Tfue, FaZe Cloak, über ihn gesagt haben: „Der Junge ist Müll, er weiß nicht, was er baut und er weiß nicht, was er mitnehmen soll.“ Banks habe Cloak dann angefleht, mit Tfue zu spielen.
- Schon damals hätte Tfue viel getrunken – dazu sei er überhaupt nicht gedrängt worden.
- Was Tfue mit „illegalem Glücksspiel meint“, könne Banks gar nicht nachvollziehen.
Außerdem ginge es für den Clan FaZe nicht um Geld. Tfue verdiene jeden Monat Millionen und man habe aus der Beziehung nur 60.000$ insgesamt gezogen. Das seien 20% von 300.000$ aus zwei Brand-Deals gewesen, die man selbst zu Tfue gebracht habe.
Banks sagt, die Situation rege ihn selbst auf, weil er so viel in den Jungen investiert hat, seit dem Tag, an dem er ihn traf.
Tfue: Kometenhafter Aufstieg in 13 Monaten
Das steckt dahinter: Es scheint klar, dass Tfue wirklich aus dem Vertrag will und FaZe ihn unbedingt behalten möchte.
Die Motive scheinen auch klar zu sein:
- Tfue will sich selbst managen – so wie das Ninja mit seiner Ehefrau macht, da sieht er wohl noch mehr Möglichkeiten
- und der FaZe Clan will davon profitieren, dass man Tfue entdeckt hat, der jetzt zu einem Riesen-Star wurde
Die Rolle von FaZe wirkt jedoch seltsam, wenn man sagt: Man habe Klauseln, fordere sie aber nie ein. Da scheint der Clan angreifbar zu sein und wirkt unprofessionell.
Es ist auch die Frage, wie das weitergehen soll, wenn Tfue den Vertrag unbedingt beenden will – ihn der Clan aber einfach nicht lässt.
Interessant ist hier, dass Tfue im April 2018, als er den Vertrag unterschrieb, wirklich so klein war – und jetzt ein Jahr später einer der größten Twitch-Streamer der Welt und eine Riesen-Nummer in Fortnite ist. Tfue hat sich ja auch schon für die WM qualifiziert.
Das zeigt, wie erheblich sich die Situation gewandelt hat und führt wohl zu den Konflikten, dass der Clan-Chef jetzt sagt, er habe Tfue „möglich gemacht.“
Der Vorfall sorgt im Moment jedenfalls für viele Schlagzeilen und wird sicher noch einige Entwicklungen nehmen.