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Jul. 10, 2019 | 11:00 Uhr

Der Steam Summer Sale 2019 dürfte als einer der chaotischten in die Geschichte von Valve eingehen. Doch Indie-Entwickler hatten darunter richtig zu leiden.

Der Steam Summer Sale 2019 ist zuende. Nicht nur die Benutzer und ihre Geldbeutel müssen sich davon erholen, sondern auch eine ganz andere Gruppe: Indie-Entwickler. Für die war der Summer Sale nämlich ein Fiasko, das seinesgleichen sucht.

Statt zusätzlicher Einnahmen blieben viele hinter den Erwartungen zurück und haben nun einen kleineren, potenziellen Kundenkreis. Schuld daran sei der „Grand Prix“ gewesen, den bis heute nur wenige so richtig verstanden haben.

Was war das Problem? Beim „Grand Prix“-Metaspiel, an dem alle Nutzer auf Steam teilnehmen konnten, gab es die Möglichkeit, ein Spiel aus der eigenen Wunschliste zu gewinnen. Da die Regeln dafür nicht eindeutig waren und Valve das erst viel zu spät erklärt hat, hatte das dramatische Auswirkungen.

Die Nutzer editierten ihre Wunschliste und schmissen alle Spiele raus, die kein Vollpreis-Titel waren. Sie dachten, dass man im Falle eines Gewinns dann den größten Wert aus der Aktion ziehen kann.

Das waren die Auswirkungen für Indie-Entwickler: Indie-Entwickler produzieren oft Spiele, die von einem kleineren Team entwickelt werden oder besonders nischig sind. Das hat dann oft einen reduzierten Preis zur Folge. Statt 60€ kosten Indie-Spiele oft nur zwischen 5€ und 30€. Genau diese Spiele flogen als erstes aus der Wunschliste vieler Spieler.

Ein großer Kundenkreis ging verloren: Die Wunschliste bei Steam ist ein wichtiges Marketing-Instrument. Denn sie zeigt den Entwicklern, wie viele Spieler potenziell Interesse an ihrem Titel haben und vielleicht eher zuschlagen, wenn der Preis reduziert ist. Auch Entwickler, die ein Spiel bisher nur angekündigt haben, können damit auf Steam grob abschätzen, wie viele Käufer es später geben wird.

Große Spiele hatten kein Problem, Aufmerksamkeit zu bekommen – Indie-Spiele hatten es da härter.

Doch noch mehr: Freunde können gegenseitig ihre Wunschliste einsehen. Wenn man beim Stöbern im Store auf ein Spiel stößt, bei dem dransteht, dass „Freund A sich dieses Spiel wünscht“, dann schaut man sich das Spiel womöglich genauer an. Immerhin ist das quasi eine Empfehlung von einem Freund und damit besser als jede andere Form der Werbung.

Das sagen die Entwickler: In einem Gespräch mit Kotaku melden sich viele Indie-Entwickler zu Wort und erklären genau diesen Sachverhalt. Es sei für sie eine Katastrophe und hätte zu deutlich weniger als den erwarteten Verkäufen geführt. So sagte etwa der Entwickler von Vulpine (Clockwork Giant Games) in einer Mail:

Die Nachricht von Steam an seine Nutzer, keine Wunschlisten mehr zu löschen hatte keinen signifikanten Einfluss darauf, wie sehr wir [aus diesen Listen] gelöscht wurden.

In der Vergangenheit hatte der Entwickler ungefähr 180 neue Wunschlisten-Einträge pro Tag bekommen. Dieses Mal war das anders:

Bei diesem Sale hatten wir pro Tag zwischen 40 und 60 neue Wunschlisteneinträge, während 30-50 pro Tag gelöscht wurden. Wir sind damit gerade so im positiven Bereich und von dem, was ich sagen kann, gehören wir damit noch zu den Entwicklern, die Glück gehabt haben. Für einen noch nicht veröffentlichten Indie-Titel sind die Wunschlisten das Lebensblut; so werden wir auf der Plattform wahrgenommen. Es ist traurig zu sehen, wie viele unserer Kollegen bei den Entwicklern von diesem Sale hart getroffen wurden.

Der Steam Summer Sale 2019 hat also nicht nur die Spieler aufgeregt, auch die Entwickler sind sichtlich enttäuscht. Hoffen wir, dass Valve aus den Fehlern dieses Jahres lernen wird.

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von Cortyn