Epic hat angekündigt, dass sie einen eigenen Online-Game-Shop eröffnen werden, der als Alternative zu Steam dienen soll. Gearbeitet hat an dem neuen Epic-Store niemand geringeres als der Schöpfer der Seite „Steam Spy“. Er spricht jetzt über die Ziele von Epic und seine Erfahrungen mit Entwicklern.
Was ist passiert? Vor wenigen Tagen hat Epic Games, der Entwickler von Fortnite, die Bombe hochgehen lassen. Sie arbeiten an einem Online-Store, der mit dem Gaming-Riesen Steam konkurrieren soll. Dabei stichelte Epic gezielt und selbstbewusst gegen Valve, die einen Anteil von 20% – 25% von den Einnahmen der verkauften Games kassieren.
An der Entwicklung des Shops von Epic hat ein Mann namens Sergey Galyonkin gearbeitet, den viele durch seine Statistik-Page „Steam Spy“ kennen werden. Seit 2015 beschäftigt sich Galyonkin mit dem Sammeln, Auswerten und Zusammenstellen von Statistiken der öffentlich zugänglichen Daten von Steam und war dabei bis vor Kurzem äußerst erfolgreich.
Laut eigener Aussage arbeitet er bereits seit Jahren an dem Shop-Projekt von Epic. Als Galyonkin seine Steam-Spy-Seite gestartet hat, war er allerdings noch nicht bei Epic involviert. Der Witz hinter dem Namen ist daher unbeabsichtigt.
Lernen aus den Fehlern von Steam
Kaum jemand außerhalb Valve ist mit Steam so gut vertraut wie Galyonkin. Bei dem Aufbau des Konzeptes für den Epic-Store hat er sich in erster Linie an die Entwickler gewendet: „Ich habe mit Hunderten von Entwicklern gesprochen, um zu erfahren, was sie an existierenden digitalen Stores mögen und was sie nicht mögen.“
So will Epic das Review-Bombing bekämpfen: Die Gespräche mit verschiedenen Devs haben dazu geführt, dass der neue Store keine soziale Funktionen haben wird, wie etwa Foren. Auf Steam sorgen diese Features für extrem schlechtes Klima und toxische Communities. Deshalb wird der Epic-Store zunächst mit einem Ticket-System starten.
Die Spieler werden in der Lage sein, ihre Beschwerden und Kommentare direkt an die Entwickler zu schicken und die Entwickler werden dadurch in einem direkten Kontakt mir ihren Communities stehen. Aktionen, wie das berüchtigte Review-Bombing, sollen dadurch verhindert werden.
So will Epic gegen die Unübersichtlichkeit vorgehen: Ein anderes Problem an Steam ist laut Galyonkin die miese Übersichtlichkeit. „Es fühlt sich weniger wie ein Online-Store aus dem Jahr 2018 an und mehr wie ein Schrank, der mit Games vollgestopft wurde. Und wenn man versucht, dort ein Spiel rauszunehmen, dann ist es so, als ob man den falschen Block aus dem Jenga-Turm ziehen würde“, so der Chef von Steam Spy.
Galyonkin ist der Meinung, das Grundproblem liege darin, dass zu viele Artikel um die Aufmerksamkeit der User buhlen und die meisten daher keine Chance haben, den User je zu erreichen. Deshalb wird der neue Store von Epic einen „Twitter-ähnlichen Newsfeed“ haben, durch den die Entwickler die Spieler über die neusten Änderungen zu ihren Games informieren können.
Die Spieler werden auch in der Lage sein, diesen Feeds zu folgen und sich auch Emails über Updates schicken zu lassen.
So will Epic mit dem Store die Entwickler unterstützen: Neben dem niedrigen Einnahmenanteil von 12% will Epic die Entwickler vor allem durch mehr Informationen unterstützen. Steam Spy half den Firmen in der Vergangenheit zum Beispiel einzuschätzen, wie viel Interesse an bestimmten Spiel-Genres besteht und ob sich eine Investition in ein Projekt lohnen könnte oder nicht.
Einen ähnlichen Kurs will Galyonkin wieder einschlagen: „Wir wollen den Entwicklern so viele Informationen zur Verfügung stellen, wie es legal möglich ist. Wir können ihnen zwar keine Verkaufszahlen anderer Firmen mitteilen, aber wir können ihnen andere nützliche Statistiken geben. Wir selbst nutzen viele dieser Daten und wollen, dass die Entwickler dieselben Werkzeuge haben wie wir.“
Epic wirbt um die Entwickler
Was könnte das Ziel dieser Maßnahmen sein? Es wird auf den ersten Blick klar, dass Epic mit diesen Features und Maßnahmen in erster Linie die Entwickler umwerben will. Vor allem kleinere Devs, die auf die Verkäufe bei Steam angewiesen sind, werden bei den Angeboten von Epic sicherlich hellhörig.
Wenn man das absolute Monopol von Steam brechen will, muss man den Entwicklern eine Alternative bieten, die sich für sie mehr lohnt, damit sie ihre Games dort veröffentlichen. Und wo die Games sind, sind bekanntlich auch die Gamer.