Royal Blood (Android) ist ein neues AAA-Mobile-Game aus Südkorea. Das Spiel beeindruckt mit einem Action-Gameplay, das sich von den bei Mobile-MMORPGs sonst üblichen Auto-Grind-Orgien erfreulich abhebt. Unser Autor Jürgen ist nach einem ersten Test freudig überrascht, was da auf dem Handy passiert.
Um was geht’s überhaupt? Royale Blood ist nicht nur der Name eines britischen Rock-Duos, sondern auch das neueste AAA-Mobile-MMORPG aus Südkorea. Beim Entwickler Gamevil arbeiten über 100 Entwickler nur an Royal Blood.
Ihr Ziel: Ein vollwertiges MMORPG-Erlebnis wie vom PC auf dem Handy zu etablieren.
Dabei hat Royal Blood harte Konkurrenz durch das bereits erschienene Lineage 2 Revolution. Das gibt’s hierzulande schon seit dem 15.11. 2017, während Royal Blood gerademal in der ersten Beta im Westen läuft. Das Rennen, um das erste große Mobile-MMORPG, ging also schon mal verloren. Daher ist es umso wichtiger, dass Royale Blood sich in seinem MMORPG-Ansatz von der Konkurrenz abhebt.
Ich habe daher die Beta von Royal Blood gezockt und kann schonmal sagen: „Ja, Royal Blood ist wirklich etwas anderes!“
Nur auf den ersten Blick ein typischer Asia-Auto-Grinder!
Alle Mobile-MMOs sind gleich, oder? Kurz nach dem Start von Royal Blood war ich etwas enttäuscht. Das Spiel erinnerte vom Interface-Layout und dem anfänglichen Gameplay stark an Lineage 2 Revolution und seinen Auto-Grind.
Auto-Grind ist eine Funktion, in der die Spielfigur einfach selbstständig Gegner bekämpft und man als Spieler zugucken kann. Das macht Lineage 2 Revolution extrem. Wir nannten L2R deshalb einen „MMORPG-Manager.“
Zu Beginn von Royal Blood metzelte sich meine Heldin im Auto-Grind durch irgendwelche Monster, die gerade die heimatliche Burg angreifen.
Klar, die Grafik und die Effekte von Royal Blood sind dank der preisgekrönten Unity-Engine der Konkurrenz von Netmarble überlegen, aber in den ersten Minuten merkt man nicht viel davon, dass Gamevil hier eine „echte PC-MMORPG-Erfahrung“ bieten will. Dass ändert sich aber schnell beim ersten Boss!
Mehr wie WildStar als Lineage 2 Revolution
Das macht Royal Blood anders als Lineage 2 Revolution: In Lineage 2 Revolution dauert es sehr lange, bis die Gegner stark genug sind, dass man ab und zu mal auf den Bildschirm gucken muss, um nicht zu viel Schaden zu kassieren.
In Royal Blood wäre ich hingegen am ersten Boss im Tutorial verreckt!
Denn der Dämonenknecht am Ende des ersten Levels lies sich nicht einfach so im Autopiloten verdreschen.
Vielmehr ließ das Vieh regelmäßig besondere Boss-Moves vom Stapel, die in roten Telegraphen angezeigt wurden. Da ich erst nicht ausweichen wollte, kassierte ich massig Schaden und der Lebensbalken schrumpfte gleich mal ordentlich!
„Hui, das is ja wie in WildStar!“, kam mir in den Sinn, denn ich musste aktiv mit den Händen am Touchpad um den Boss herumtanzen und seinen Angriffen ausweichen. Das gelingt mit etwas Übung recht gut, denn es gibt für jeden Helden einen eigenen Ausweich-Skill, der euch auf Knopfdruck aus der Schusslinie bewegt. Aber da dieser Skill einen Cooldown hat, müsst ihr trotzdem gut aufpassen.
Einfaches Skillsystem
Wie funktioniert das Kampf- und Skillsystem? Wie bei Lineage 2 Revolution habt ihr am unteren rechten Bildschirmrand drei Skills sowie einen speziellen Support-Skill. Das ist normalerweise das Ausweichen, kann aber auch ein Buff oder ahnliches sein.
Die drei aktiven Skills lassen sich auf Knopfdruck auslösen und benötigen eine Abklingzeit, bis sie wieder aktiv sind. Eine eigene Energieressource haben Skills nicht. Wenn ihr allerdings Gegner umnietet, bekommt ihr Energiekugeln und könnt damit Skills sofort wieder nutzen, selbst wenn die Abklingzeit noch anhält.
Kampfsystem belohnt euch, wenn ihr keinen Auto-Grind nutzt
So funktioniert der Auto-Grind bei Royal Blood: Wie bei Mobile-Games üblich könnt ihr Royal Blood im Autopiloten spielen lassen. Dann grindet sich euer Avatar selbstständig durch die Gegner. Wahlweise nur mit Standard-Angriffen oder mit Skill-Einsatz.
Doch wo der Auto-Grind in Lineage 2 Revolution essentiell ist, ist er bei Royal Blood eher eine Notlösung, wenn man gerade nicht die volle Aufmerksamkeit aufwenden will oder wirklich nur belanglosen Grind machen möchte.
In den zahlreichen kniffligeren Kämpfen gegen Bosse oder in Events müsst ihr hingegen selbst Hand anlegen. Zum einen, um nicht zu viel Schaden zu kassieren, zum anderen, um optimale DPS zu fahren. Denn nur so bekommt ihr den begehrten ersten Platz im Event und damit die beste Beute.
Taktischer Tiefgang durch Kampfhaltungen
Was ist mit den Kampfhaltungen? Ein weiteres Argument gegen den Autopiloten sind die Kampfhaltungen. Euer Held hat nämlich zwei unterschiedliche Haltungen, die ihr jederzeit wechseln könnt. Jede Kampfhaltung hat eigene Skills. Bei der Magierin ist dies ein AoE-DPS-Pfad, der mit Flammenmagie massenweise Schaden an vielen Feinden anrichtet.
Alternativ wechselt ihr jedoch auf die zweite Haltung und habt dann Eismagie. Die richtet weniger Schaden an, ist aber optimal zur Gegnerkontrolle. Ihr verlangsamt dann eure Gegner und friert sie ein.
Dynamisches Quest-Gameplay wie in Guild Wars 2
So läuft das Questen in Royal Blood: Während ihr der durchaus spannenden Hauptstory folgt – ihr seid ein entmachteter Thronfolger und müsst euer Königreich wieder zurückerobern – streift ihr durch eine hübsche Fantasywelt, in der ständig etwas los ist.
Es gibt dynamische Events: Neben den 08-15-Grind-Quests, die ihr tatsächlich guten Gewissens im Autopiloten-Modus machen könnt, gibt’s ständig dynamische Events wie in Guild Wars 2 oder WildStar. Die Events finden nebenher auf der Map statt. Wenn ihr wollt, könnt ihr euren Grind unterbrechen und mit anderen Spielern zusammen ein kleines Event bestreiten oder einen Boss umnieten.
Besonders dicke Beute winkt, wenn ihr während des Events die beste Kampfleistung raushaut.
Es gibt sogar Raid-Bosse!
Das sind die Raids in Royal Blood: Schon früh im Spiel könnt ihr bei Raids mitmachen und gegen einen riesigen Boss antreten. In meinem Fall war es ein gewaltiger Drache! Das Vieh steckte extrem viel Schaden ein und erforderte echtes MMORPG-Teamplay.
Die Holy Trinity ist ebenfalls vorhanden: Der Tank musste die Aggro halten, während ich und ein weiterer Schadensausteiler ordentlich draufhielten. Dabei wurden wir von einer Bardin mit Buffs versorgt. Doch ab und an baute der Tank Mist und im Feueratem des Drachen verging meine arme Magierin in Sekunden.
Zwar konnte ich nach einer kurzen Zeit wieder respawnen und weitermachen, aber das kostet wertvolle Zeit und damit potentiell die Belohnung.
Launiges PvP wie in Battlerite
Macht das PvP Spaß? Neben all der PvE-Action gibt’s in Royal Blood einen starken PvP-Fokus. Der baut vor allem auf massive 70vs70-Gefechte, die ich aber bisher in der Beta nicht gespielt habe. Was hingegen schon früh geht, sind 3vs3-Arena-Matches.
Diese Duelle machten erstaunlich viel Spaß und erinnern stark an den Arena-Brawler Battlerite. Im PvP ist es besonders wichtig, dass man die eigene Klasse gut beherrscht, optimal ausweicht und im rechten Moment zwischen den Skillsets hin und herschaltet.
So konnte ich mal eine ganze Gegnergruppe erledigen, weil ich sie erst mit Eismagie verlangsamte und dann volles Pfund mit meinem Feuer-AoE-Skill draufhielt. Meine Mitspieler nutzten zum Glück diesen taktischen Vorteil und so konnten wir schnell gewinnen.
Jürgens Fazit – So muss ein Mobile-MMORPG aussehen!
Ich gebe zu, dass ich erst absolut keinen Bock auf Royal Blood hatte. Ich fand Lineage 2 Revolution gut, aber auf Dauer motiviert mich der Auto-Grind und „MMO-Helden-Manager“ nicht. Bei Royal Blood erwartete ich das Gleiche nochmal in grün.
Was hab ich mich da getäuscht! Royal Blood ähnelt Lineage 2 Revolution und Co. nur oberflächlich. Das Gameplay ist ganz klar viel näher an einem „echten“ PC-MMORPG als andere Mobile-MMOs. Allein durch das launige und eingängliche Action-Kampfsystem will ich eigentlich kein anderes Mobile-MMO mehr zocken.
Und dann kommen noch die packenden Raids, Events und PvP-Features. Sogar die Story motiviert mich. Ich will wirklich diese Welt weiter erkunden und mein Reich zurückerobern! Ich freue mich daher schon auf den Release von Royal Blood, der hoffentlich bald 2018 erfolgt.