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May. 18, 2018 | 06:56 Uhr

Im Dezember 2017 wurde ein Unschuldiger, Andrew T. Finch, durch einen Polizisten erschossen. Die Polizei war von einem sogenannten „Swatter“ zu der Adresse geschickt worden, bei der sich der tragische Todesfall ereignete. Das Ereignis steht in Zusammenhang mit dem Computerspiel „Call of Duty“ und einer Wette über 2 US-Dollar.

Zu Weihnachten 2017 ereignete sich in Kansas ein schrecklicher Vorfall. Wir haben auf Mein-MMO damals darüber berichtet.

Nach dem jetzigen Kenntnisstand ist damals Folgendes passiert:

Über eine nichtige Wette in Höhe von 2 US-Dollar gerieten zwei Spieler von Call of Duty in einen Streit miteinander und drohten einander mit „Swatting“. So nennt man es, wenn man jemandem unter falschem Vorwand ein Einsatzkommando der Polizei auf den Hals hetzt.

Einer der beiden Spieler wandte sich an jemanden, der bekannt dafür ist, solche „Swatting“-Anrufe zu tätigen, und der schickte tatsächlich die Polizei von Kansas in höchster Alarmbereitschaft los. Der Swatter erzählte den Polizisten, er hätte seinen Vater erschossen, halte jetzt Mutter und Schwester als Geisel und überlege, alles anzuzünden.

Allerdings schickte der Swatter die Polizei zu einer falschen Adresse. Denn das eigentlich vorgesehene Swatting-Opfer, einer der Call-of-Duty-Spieler, hatte nicht seine eigene Adresse angegeben, sondern eine in seiner Nähe.

Die Polizei von Wichita, Kansas, rückte aus. Ein Polizist erschoss in der Folge einen 28-jährigen Mann, der an die Tür ging und angeblich eine „verdächtige Bewegung“ machte.

Das war der erste bekannte Swatting-Vorfall, bei dem ein Mensch ums Leben kam.

Der Vorfall ist nun 4 Monate her. Wir schauen uns an, was danach mit den Beteiligten geschehen ist.

Gesetz

Das Opfer – Ihm zu Ehren wird ein Gesetz benannt

Das Opfer des Swatting war der 28-jährige Andrew T. Finch. In seinem Namen wurde in Kansas ein Gesetz erlassen, das die Strafe deutlich erhöht, die verhängt werden kann, wenn sich im Zusammenhang mit einem Swatting ein Todesfall oder eine schwere Verletzung ereignet.

Vorher stand darauf nur „Fahrlässige Tötung“, dafür gibt es zwei bis elf Jahre im Gefängnis. Unter dem neuen Gesetz kann man dafür zehn bis 41 Jahre ins Gefängnis gehen.

Das Gesetz „Andrew T. Finch Act“ wurde am 12. April vom Gouverneur unterschrieben und ist jetzt in Kraft (via KSN).

Die Familie des Opfers

Die Mutter des Opfers, Lisa Finch, glaubt, dass der Tod ihres Sohnes mit dem Gesetz wenigstens etwas Gutes hat. Sie glaubt, das Gesetz könne Leben retten.

Die Familie hat eine zivilrechtliche Klage gegen die Stadt Wichita und die Polizisten eingereicht (via CBSNews).

Der Polizist – Hält tragisch „Hose hochziehen“ für „Waffe ziehen“

Gegen den Polizisten, der geschossen hat, wird vom Bezirks-Staatsanwalt keine Anklage erhoben. Das ist das Ergebnis der Untersuchung.

Von dem Vorfall wurden angeblich 80 verschiedene Videoaufnahmen gesichtet. Die Polizisten sagen aus, sie hätten dem Opfer mehrfach gesagt, er solle die Hände heben. Der sei der Aufforderung aber nicht nachgekommen, sondern hätte mehrfach zum Gürtel gegriffen.

Die Polizisten, die näher am Opfer standen, hätten geglaubt, dass er mehrfach seine Hose hochgezogen hatte. Für den Polizisten, der letztlich schoss, und für einige andere, die weiter entfernt standen, habe es aber so gewirkt, als hätte er zu einer Waffe gegriffen. (via Wichita Eagle)

Der Staatsanwalt sagt. „Der Schuss hätte nie abgegeben werden dürfen. Aber die Entscheidung des Polizisten basierte auf dem gefälschten Anruf.“

Man müsse die Beweise nach den Umständen prüfen, die damals vorherrschten und mit dem Wissen des Polizisten zu der Zeit. Im Nachhinein sei man immer klüger.

Der Swatting-Anrufer: Ich bin ein eGott

Der vermeintliche Swatting-Anrufer, Tyler Barriss (25), wird für fahrlässige Tötung angeklagt und sitzt seit dem 11. Januar im Sedgwick County Jail ein. Barris wartet dort auf seine Verhandlung. Ihm drohen unter der jetzigen Rechtslage 2 bis 11 Jahre Haft.

Im Gefängnis gab es im April 2018 einen bizarren Vorfall. Durch ein Software-Upgrade im Kiosk des Gefängnis, das falsch ausgeführt wurde, konnten Gefängnis-Insassen für eine Zeitspanne von wenigen Minuten das Internet benutzen. Normalerweise können sie über das Kiosk nur ihren Gefängnis-Kontostand checken und haben keinen Internet-Zugang.

Den Fehler im System nutzte Tyler Barris dazu, um einige Tweets abzusetzen. Im ersten fragte er: „Wie kann ich im Internet sein, wenn ich immer noch im Gefängnis bin. Oh, das liegt daran, dass ich ein eGott bin!“

Im zweiten Tweet fragte er: „Okay, wer hat hier Mist über mich erzählt! Euer Arsch wird geswattet.“ (via Wichtia Eagle.)

Die Call-of-Duty-Spieler

Die Call of Duty-Spieler, die wegen der Wette all das Unglück ausgelöst haben, wurden nicht belangt.


Update 24.5.: Es gibt neue Entwicklungen  zum Vorfall:

von Schuhmann