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Jul. 07, 2018 | 16:15 Uhr

Die neuen Anerkennungen in Overwatch sorgen für Freude, aber auch für Kritik. Das halten wir von Blizzards neuem System.

Overwatch hatte lange Zeit eine sehr toxische Community. Beleidigungen und Anfeindungen aller Art gehörten zum Alltag. Es verging kaum ein Match, in dem nicht ein „Deine Mutter“-Spruch, eine sexistische Beleidigung oder einfach irgendein Schimpfwort durch den Chat flog – meistens eher mehrere. Das ist im Internet natürlich kein neues Phänomen, aber kein Grund, sich damit abzufinden.

Das dachte sich offenbar auch Blizzard, denn zuerst wurden Strafen verhangen und das das Meldesystem verbessert. Die Frequenz der Strafen und auch die Intensität nahm mit der Zeit zu.

Jetzt hat Blizzard die Schnauze voll, Ressourcen in Bestrafungen zu stecken und geht dem umgekehrten Weg: Sie belohnen vorbildliche Spieler, die freundlich, kooperativ und hilfsbereit sind.Overwatch Tracer Widowmaker

Das Anerkennungssystem soll dafür sorgen, dass diese Spieler belohnt werden. Am Ende eines Matches kann man einem Spieler seine Wahl „Anerkennung“ zusprechen. Das steigert den Anerkennungslevel des Spielers und dafür gibt es in regelmäßigen Abständen Belohnungen.

„Verhältnisse wie in China!“

Einige Nutzer auf Reddit vergleichen das Anerkennungssystem mit dem Sozialpunkte-System, das in einigen Teilen von China getestet wird. Wer sich hier „positiv benimmt“ und etwa tugendhaft lebt, die eigenen Eltern pflegt oder wenig Laster hat, bekommt mehr Punkte und hat es leichter, einen Job zu finden. Wer wenige Punkte hat, wird mit unterschiedlichen Sanktionen belegt oder hat es zum Beispiel schwerer, ein Hotel für die Nacht zu finden.

Hier ziehen die Nutzer Vergleiche heran. Denn mit dem neuen „Suche nach Gruppe“-Tool kann man genau nach solchen Spielern suchen, die ein bestimmtes Anerkennungslevel erreicht haben. Wer nicht freundlich genug war und nur selten Anerkennung bekam, dem bleibt der Zutritt in diese Gruppen verwehrt.

Die Kritik der Spieler ist, dass Blizzard hier ein System etabliert, das den Spielern ihre Freiheit beraubt. Sie werden gezwungen, sich so zu benehmen und zu verhalten, wie Blizzard das wünscht.overwatch-widowmaker-facestep

Nicht Blizzard entscheidet, sondern die Spieler: An einer Stelle hinkt der Vergleich der wütenden Fans jedoch gewaltig. Denn Blizzard schwingt sich nicht zu einem Herrscher auf, der darüber entscheidet, was gutes Verhalten und schlechtes Verhalten ist. Diese Entscheidung liegt bei der Spielerschaft. Nur sie können freundlichen Spielern „Anerkennung“ gewähren und damit besonders herausstellen.

Geheuchelte Freundlichkeit – Besser als gar keine?

Auf Reddit kontern die Befürworter des Systems, dass all jene, die sich jetzt beschweren, genau zu den Spielern gehören, die nicht von dem System profitieren werden – weil sie sich toxisch benehmen. Wer an so einem System Kritik aussetzt, der ahne bereits, dass er sein Verhalten überdenken müsse, wenn er noch weiterspielen will.

Den meisten Spielern scheint es egal zu sein, dass viele Spieler ihre Freundlichkeit nur heucheln werden, um Anerkennung abzugreifen und dadurch zusätzliche Belohnungen zu erhalten. Wenn das im Endeffekt dazu führt, dass man anstatt eines „Fuck you, idiot“ ein „Nice shot, well done!“ zu lesen bekommt, dann erfüllt das System genau seinen Zweck. Die Atmosphäre verbessert sich.Overwatch Mei Cinematic 3

Wird das System ausgenutzt werden? Mit Sicherheit. Garantiert werden Spieler Absprachen treffen im Sinne von „Gib du mir deine Anerkennung und ich gebe dir meine“, aber in der Masse dürfte das nur eine geringe Auswirkung haben.

Fazit: Ich freue mich auf das Feature und hoffe, dass es zu einem positiverem Spielerlebnis und einer freundlicheren Community in Overwatch führt. Denn ehrlich gesagt ist mir bei „Randoms“ ziemlich egal, ob sie tatsächlich freundlich sind oder sich nur freundlich stellen – das macht für ein kurzfristiges Spielerlebnis keinen Unterschied.

Was haltet ihr vom Anerkennungssystem?

von Cortyn