Bei Battlefield 5 wählt man für den Gamescom-Trailer ein traditionelles Setting. Das kühlt so manches erhitzte Gemüt auf Zimmertemperatur runter. Es zeigt aber auch, wie heikel es ist, kreative Entscheidungen zu treffen, vor allem in Richtung Politik, glaubt unser Autor Schuhmann.
Der erste Trailer: Am 23. Mai erschien der erste Reveal-Trailer zu Battlefield V. Star des Trailers war eine Frau mit einer metallenen Arm-Prothese.
Es war ein ungewöhnlicher Trailer weitgehend ohne Musik, der die Gameplay-Elemente und Innovationen von Battlefield V in einer Folge von raschen, zusammenhängenden Action-Sequenzen inszenierte.
Der Look war realistisch und cineastisch auf „gritty“ getrimmt – wie ein Kriegsfilm aus den letzten Jahren.
Das Chaos der Schlacht sollte durch die Waffenwechsel, Explosionen und schnellen Abfolge der Höhepunkte dargestellt werden.
Was wollte der Trailer vermitteln? Battlefield V war in dieser Darstellung keine epische Schlacht, sondern es hatte etwas gewollt Künstlerisches und Gedrängtes.
Mehr Dislikes als Likes und heftige Kontroverse
Wie kam der Trailer an? Der erste Trailer wurde kontrovers diskutiert. Viele hängten sich vor allem an der prominent platzierten Frau auf. Man warf den Machern vor, da eine „liberale Agenda“ durchdrücken zu wollen. Sie würden Frauen in einen Position stecken, die sie historisch nicht hatten.
Es formierte sich erheblicher Widerstand gegen den Trailer. Der „triggerte“ viele, wie man so sagt. Der offizielle Reveal-Trailer zu Battlefield V erntete viele spöttische, scharfe Kommentare, die ihm übertriebene politische Korrektheit vorwarfen.
Auch sonst gab es einige Beschwerden, wie Battlefield V hier präsentiert wird. Es gefiel vielen nicht, wich zu stark von der Erwartungshaltung ab. Der Trailer hat bis jetzt zwar eine Menge Aufrufe (fast 12 Millionen), aber mehr Dislikes als Likes auf YouTube.
Lieber auf Nummer Sicher
Der zweite Trailer: Zur Gamescom erschien jetzt am 16. August ein neuer Trailer.
Der ist so traditionell und konservativ, dass ihn einige mit „Der Soldat James Ryan“ vergleichen. Über der Action liegt mit „House of the Rising Sun“ ein klassischer Soundtrack. Viele Shooter haben schon bekannte Songs über drastische Action-Szenen gelegt. Das ist allgemein so üblich, eine Gaming-Konvention.
Der neue Trailer scheint alle Checkboxen aus dem Lehrbuch für „So muss ein Trailer zu einem Shooter aussehen“ abzuhaken.
Der Gamescom-Trailer erzählt keine zusammenhängende Abfolge von Szenen, sondern springt eher von Szene zu Szene, wie es den Sehgewohnheiten von Spielern entspricht. Die Maschinerie und Zerstörung des Krieges liegen im Vordergrund.
Zwar tauchen auch Frauen auf, aber nicht derart zentral, dass man den Entwicklern daraus einen Strick drehen könnte.
Was will der zweite Trailer? Die Inszenierung des neuen „Battlefield V“-Trailers ist cineastisch-dramatisch. Auch hier geht vieles zu Bruch, doch es hat etwas Majestätisches. Kameraführung und Szenen-Gestaltung ähneln eher klassischen Kriegs-Epen wie eben „der Soldat James Ryan“ als dem Chaos-Look, auf den der erste Trailer abzielte.
Die Aussage hier: Das wird das Battlefield, das sich Fans der Serie gewünscht haben.
Wie kommt der zweite Trailer an? Der hat keine Kontroverse ausgelöst. Die Likes sind 10-mal so hoch wie beim ersten Trailer.
Große Spiele-Franchises bewegen sich in einem engen Korridor
Was zeigt das?
- Der Vergleich beider Trailer zeigt deutlich, wie gefährlich es für Entwickler sein kann, von der „gewohnten Norm“ abzuweichen und mit den Sehgewohnheiten und der Erwartungshaltung der Spieler zu brechen.
- Vor allem Aussagen und Entscheidungen, die irgendwie als „politisch“ interpretiert werden könnten, sind bei solchen Blockbuster-Produktionen wie Battlefield V hoch-riskant.
- Man erkennt, welche Macht das Internet und der Druck über soziale Medien hat. In den Echo-Kammern des Netztes verstärken sich solche negativen Stimmungen und treten dann geballt auf. Die Gegenreaktion war scharf und zwang Dice beim 2. Trailer offenbar zu einer Reaktion.
Enger Korridor: Wenn man die beiden Trailer vergleicht, dann wird auch klar, warum den großen Spiele-Serien so oft vorgeworfen wird, sich von Jahr zu Jahr zu wiederholen. Der Korridor, in dem sich diese Serien bewegen, ist eng. Die Fans haben eine klare Vorstellung, wie ein „Battlefield“ zu sein hat. Ein Abweichen davon ist riskant.
Zum Umdenken mag die Entwickler auch das hier bewegt haben: