
WildStar geschlossen, ArcheAge und Rift verkauft, Entlassungen bei Guild Wars 2. Für Fans von PC-MMORPGs sieht die Lage Anfang 2019 düster aus, sagt unser Autor Schuhmann. Die letzten 12 Monaten gab es fast nur schlechte Nachrichten.
So sah es vor einem Jahr aus: Vor einem Jahr um die Zeit war ich noch ganz guter Dinge. Am 24.2. 2018 erschien auf MeinMMO der Artikel „Out, aber sexy – MMORPGs wie WoW, ESO oder FF14 in 2018.“

In dem Artikel habe ich beschrieben, dass zwar keine neuen PC-MMORPGs mehr entstehen, doch der „1. Reihe“ von Online-Rollenspielen ging es da ganz gut:
- WoW blühte nach Legion auf
- ESO hatte sich als Konsolenspiel etabliert
- Final Fantasy XIV machte sein Final-Fantasy-Ding mit dicken Chocobos und Katzenmädchen
- Black Desert entwickelte sich mit neuen Features und einem Grafik-Update ganz gut weiter
- Guild Wars 2 hatte mit einer starken Erweiterung wieder in die Spur gefunden
Das waren die „Top 5 MMORPGs“, die WoW mittlerweile als alleinigen Platzhirsch und großes Leuchtturm-Spiel abgelöst hatten.

Dazu war eine Vielzahl von interessanten Indie-MMORPGs in Entwicklung, Asia-Spiele wie Bless oder Lost Ark standen an und es gab ja noch eine Reihe von weiteren, schon älteren MMORPGs, die alle ihre Spielerbasis hatten.
Ich sagte damals: Der MMORPG-Markt sei breiter und interessanter geworden. Die Spiele stünden fast alle besser da, als vor 5 Jahren.
Statt wie damals ein großes Leuchtturm-Spiel „World of Warcraft“ gibt es heute vier oder fünf MMORPG der ersten Reihe, die als „erfolgreich“ und „gut“ wahrgenommen werden. Und auch Spiele außerhalb dieser ersten Garde haben ihre Fans.
Schuhmann zum Stand der MMORPGs, im Februar 2018
Ein Jahr später hat sich die Stimmung deutlich getrübt. Denn 2018 gab es fast nur schlechte Nachrichten für die PC-MMORPGs.

Das ist seitdem bei den Top-Spielern passiert:
- WoW hat mit „Battle for Azeroth“ eine ruppige Entwicklung durchgemacht – tolle Werbekampagne, aber problematischer Content. Die Nachrichtenlage um Activision Blizzard war in letzter Zeit ohnehin stürmisch
- Bei ESO war Summerset ein ordentliches AddOn, man hatte aber das Gefühl, es fehlt an Innovationen und neuen Ideen
- bei Black Desert und Final Fantasy XIV ist 2018 relativ wenig passiert
- bei Guild Wars 2 wurden jetzt Leute entlassen. Offenbar lief das MMORPG schon länger auf Sparflamme und ArenaNet sollte Mobile-Spiele entwickeln. Als die nichts wurden, schlug NCSoft Alarm und es kam zu Entlassungen.

Nirgendwo muss man hier laut „Krise“ rufen oder um die Existenz eines Spiels fürchten. Die Aussichten der Top-MMORPGs stehen für 2019 ganz gut.
Auch die Entlassungen bei Guild Wars 2 sollen zu einer erneuten Fokussierung auf das Kerngeschäft von ArenaNet führen: also wieder mehr Guild Wars 2.
Aber groß aufgetrumpft hat keins der 5 MMORPGs in 2018. Black Desert steht zwar finanziell hervorragend dar, das liegt aber an der Mobile-Auskopplung, die in Asien funktioniert.
Das ist seitdem bei MMORPGs aus der 2. Reihe passiert:
- EVE Online wurde an die Entwickler hinter Black Desert verkauft, will jetzt mehr auf Mobile und Asien setzen – bei EVE-Entwickler CCP wurde schon 2017 kräftig entlassen
- Trion Worlds, die Firma hinter ArcheAge und Rift, ist tot – die Spiele wurden von Gamigo übernommen
- Funcom, jahrelang MMORPG-Entwickler, will mit dem Genre nicht mehr groß was zu tun haben, konzentriert sich auf Survival-Spiele – der Relaunch ihres MMORPGs The Secret World hat kaum für Furore gesorgt

- WildStar wurde endgültig zugemacht
- Bless ist im Early Access gescheitert, musste den F2P-Gang antreten und es scheint jetzt ein fast aussichtsloser Kampf zu sein, noch mal relevant zu werden
- bei SWTOR ist es erstaunlich ruhig, seit BioWare den Fokus auf Anthem legt – man wartet dort noch auf eine Roadmap

Hier sieht die Lage deutlich düsterer aus als bei den MMORPGs aus der ersten Reihe. Viele der Spiele scheinen in eine Art „Wartungsmodus“ gewechselt zu sein. Sie werden nicht geschlossen, aber auch nicht gerade mit Enthusiasmus weiterentwickelt.
Von vielen Spielen hört man außerhalb der engsten Fankreise kaum noch was. Ein Spiel wie SWTOR, das vor wenigen Jahren noch mit großen Erweiterungen Schlagzeilen machte, ist fast völlig aus der Öffentlichkeit verschwunden.

Das ist bei den Indie-MMORPGs passiert:
- Chronicles of Elyria war vor einem Jahr noch ein ferner Hoffnungsträger – da ist die Stimmung jetzt ziemlich gekippt. Man hört viel Kritik, dass es nicht vorangeht.
- Ashes of Creation hat in den letzten Monaten den Wind eher im Gesicht gespürt als im Rücken, nachdem man einige kontroverse Entscheidungen traf
- Von Crowfall gibt’s noch immer nichts Neues – auch wenn es vielversprechend aussieht
- Camelot Unchained ist das Nischenspiel, das es immer sein wollte
- Pantheon hält sich aus dem Trubel raus, will offenbar keine Öffentlichkeit groß
Bei den Indie-MMORPGs hat sich insgesamt wenig getan. Die Spiele sind in engen Nischen. Sie gelten zwar für ihre Fans als Hoffnungsträger und werden auch von anderen MMORPG-Fans interessiert verfolgt, so richtig viel hat sich 2018 hier aber nicht bewegt.
Der Hype um Spiele wie Ashes of Creation ist eher noch abgeflaut.

Gibt’s auch gute Nachrichten? Ja, die gibt es, bei aller Krise:
- ESO plant mit Elsweyr ein neues Addon, das bisher gut ankommt
- Final Fantasy XIV wird mit Shadowbringers einen neuen Anlauf nehmen – auch hier sieht vieles gut aus
- Black Desert floriert auf Mobile und verdient da ein Vermögen
- Crowfall sieht noch immer nach einem guten Spiel aus
- und auch Herr der Ringe Online geht es wohl ganz gut
- mit Astellia steht 2019 ein neues Asia-MMORPG für Europa an
- und in ferner Zukunft kriegen wir irgendwann mal Lost Ark

Es ist nicht alles düster – auch 2019 gibt es natürlich noch einiges bei den MMORPGs zu spielen.
Sicher wird sich auch WoW wieder berappeln und die Millionen Fans begeistern, die es noch immer spielen. Auch steht bald der Release von WoW Classic an.
Aber das meiste im MMORPG-Genre wird in den bestehenden Spielen passieren, die ihren eigenen Weg gehen und ihren Groove gefunden haben. Große „neue MMORPGs“ sind am Horizont nicht zu erkennen.
Was passiert als nächstes? In Asien sind PC-MMORPGs fast völlig von Mobile-MMORPGs abgelöst worden. Seiten, die früher jede Woche 10 News zu neuen PC-Asia-MMORPGs hatten, bringen heute 10 News über Mobile-Games.
Hier im Westen ist diese Entwicklung bislang ausgeblieben – MMORPG-Fans haben große Vorbehalte gegen Mobile-Spiele. Bei uns in Europa und Nordamerika dominieren daher viele Online-Spiele in Richtung Shooter und Action die Gaming-Szene.
Man darf gespannt sein, ob 2019 hier eine Wende eintritt.