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Special
Mar. 13, 2019 | 09:39 Uhr

Hat sich die Art verändert, wie wir MMORPGs spielen? Ist der Zauber verloren gegangen, der uns in fremde Welten eintauchen und komplexe Spielmechaniken meistern ließ? Es hat den Anschein, als würden Spieler MMORPGs heute völlig anders angehen, als das noch zu den Anfangszeiten des Genres der Fall war.

So spielte man Online-Rollenspiele früher: MMORPGs wie Everquest, Ultima Online oder auch World of Warcraft boten zum Release eine einzigartige Spielerfahrung. Alle war neu und spannend. In der Ferne entdeckte man einen Turm und wollte unbedingt wissen, was sich darin befindet. Ein Spieler, der einem unterwegs begegnete, fragte, ob man Hilfe brauchte und schon kämpfte man sich gemeinsam durch die mit Monstern übersäten Levels des Turms.

Ein Comic zeigt, wie sich das Spielen von MMORPGs verändert hat. Quelle: Nerfnow

So spielt man MMORPGs heute: Heute sieht die Sache etwas anders aus. Über den Turm in der Ferne liest mal erst mal in einem Wiki-Eintrag oder schaut sich ein Youtube-Video an. Ist der Loot dort nicht gut genug, dann meidet man den Turm besser und sucht nach einer effektiveren Methode, an Beute zu kommen. Ein Spieler, der einem begegnet wird gleich als „Ganker“ bezeichnet, und eventuell greift er auch sofort an.

Ist der Zauber verloren gegangen? Die Unschuld, mit der wir uns früher einem MMORPG widmeten? Spielen heute ganz andere Dinge eine Rolle als früher?

Haben sich die Ansprüche geändert?

Was ist wichtig in einem Onlinespiel? In vielen MMORPGs oder auch MMOs ist es offenbar zweitrangig geworden, der Story aufmerksam zu folgen. Das zeigt sich oft schon an den Questbeschreibungen. Zwar bieten diese eine Geschichte, die man inzwischen sogar einfach wegklicken kann.

Es geht oft nur darum zu sehen, was man tun muss, um an den Loot und die EXP zu kommen. Entsprechend sind einfach zu erledigende Aufträge beliebt. Töte x Wildschweine und bringe dem Questgeber y Felle.

Grinding kann entspannend sein und führt auf eine effektive Weise zum Ziel – nämlich, schnell aufzusteigen und flott an guten Loot zu kommen.

Ultima Online war kein einfach zu spielendes MMORPG und faszinierte trotzdem.

Dabei bleiben aber viele der Dinge auf der Strecke, die ein MMORPG früher ausgemacht haben. Etwa das Erkunden der Spielwelt, um herauszufinden, was die Hintergrundgeschichte des verwunschenen Waldes ist.

Warum befindet sich mitten im Forst ein Friedhof? Was ist seine Geschichte? Wer wurde so weit weg von der Zivilisation beerdigt und warum? Darüber machen sich viele keine Gedanken mehr. Man sieht: Cool, Friedhof – Loot!

Woran liegt dies? Dieses Phänomen kann man – etwa laut Reddit – nicht nur bei jüngeren Spielern sehen. Auch Veteranen zeigen ein anderes Spielverhalten auf. Es geht im Prinzip um Effektivität.

Das heißt, in möglichst kurzer Spielzeit so viel wie möglich erreichen zu können. Als jüngerer Spieler mag man es von Handyspielen und Loot-Shootern gewöhnt sein, schnell an viel Beute zu kommen und flott aufzusteigen.

Man überträgt dieses Prinzip, schnell Erfolgserlebnisse erzielen zu wollen, dann auch auf andere Genres.

Stellen Loot-Shooter wie Anthem die natürliche Weiterentwicklung von MMORPGs dar?

Als Veteran hat man generell mit Zeitproblemen zu kämpfen. Neben Job und Familie bleibt einfach nicht mehr so viel Zeit zum Spielen übrig, wie das noch früher der Fall war.

Natürlich trifft dies nicht auf jeden Spieler zu. Es gibt sie noch, diejenigen, die jeden Winkel einer Spielwelt selbst und ohne Youtube-Videos erkunden und die Lore jedes Ortes kennenlernen möchten.

Es gibt noch die Spieler, die jede Wirkung eines Skills auswendig kennen, die freundlich zu Mitspielern sind und denen nicht die beste Grafik wichtig ist.

Ist es eine Evolution oder war früher wirklich alles besser?

Der Kunde bestimmt den Trend: Doch man bemerkt einfach einen Trend, der zu schnellen Erfolgserlebnissen und weniger komplexen Onlinespielen führt. Ein Trend, bei dem Grafik wichtiger ist, als ein gut optimiertes Spiel.

Ein Trend, bei dem man sich lieber schnell Booster für kleines Geld im Item-Shop kauft, als die Zeit aufzuwenden, sich alles selbst zu erspielen.

Dieser Trend kommt nicht von ungefähr. Entwickler richten sich nach dem, was die Kundschaft haben will. Es wird das entwickelt, was sich gut verkauft.

Also greifen Spieler, sowohl jüngere Gamer als auch Veteranen, zu Titeln, die einen immer mehr an die Hand nehmen, die immer schneller Erfolgserlebnisse versprechen, in die man sich nicht tagelang einarbeiten muss und bei denen die Grafik im Fokus steht.

Spiele, bei denen die Community schnell Guides und Videos erstellt, welche andere dann nutzen, um schneller voranzukommen.

Retro-MMORPGs wie Pantheon: Rise of the Fallen werden zeigen, ob sie den Zauber von früher zurückbringen können.

War früher wirklich alles besser? Und plötzlich hört man ein Jammern. Früher war doch alles besser. Wieso sind MMORPGs nicht mehr so komplex wie damals?

Es ist ein selbst geschaffenes Problem. Aber es gibt Abhilfe. MMOs wie Project Gorgon, Legends of Aria oder das kommende Pantheon: Rise of the Fallen wollen auf Old-School-Tugenden setzen.

Diese Spiele werden zeigen, ob man den Zauber und die Unschuld wieder einfangen kann, mit der wir früher MMORPGs gespielt haben oder, ob wir vielleicht einfach die rosarote Nostalgiebrille absetzen müssen, weil früher eventuell doch nicht alles besser war und es gut ist, die Unschuld zu verlieren.

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