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Special
Oct. 21, 2018 | 12:24 Uhr

Bless Online wird zum Launch Free2Play und man mag sich wundern, warum das Spiel seit dem Release der Early Access Version im Mai über 30.000 Spieler verloren hat. Wir beleuchten den Werdegang von Bless.

Das MMO-Release Bless Online steht seit dem Early Access Release immer wieder in der Kritik der Spieler. Aber warum?

Vor dem Launch von Bless als Free2Play-Titel am 24. Oktober wollen wir den Werdegang von Bless beleuchten.

Bless Online – der steinige Weg in den Westen

Bless Online’s lange Entwicklungsgeschichte: Bless Online befindet sich schon seit 2009 in der Entwicklung und hatte während dieser Zeit immer wieder mit Problemen zu kämpfen. Warum mussten Spieler im Westen solange auf Bless Online warten?

Mitte 2009 begannen die Arbeiten an dem MMO, das später als Bless Online bekannt werden sollte. Knapp 5 Jahre später, im Jahre 2014, startete in Korea die erste Closed Beta.

Es folgten weitere Beta-Tests in Korea, bis 2016 bekannt wurde, dass der Publisher Aeria Games Bless Online im Westen vertreiben würde. Auch in Russland konnte Bless Fuß fassen. Ein Publisher wollte dort russische Bless Online-Server betreiben.

Bless-Emissary

Doch Mitte 2017 stieg Aeria Games aus dem Publishing Deal mit Neowiz für Europa aus. Kurze Zeit später kündigte auch der russische Publisher an, dass man die Bless-Server in Russland nach nur 5 Monaten schließen würde. Die Zukunft für das MMO im Westen war ungewiss.

Neowiz nimmt es selbst in die Hand: Doch Neowiz entschied sich dazu, Bless Online alleine in den Westen zu bringen. Das Entwicklerstudio wollte Bless Online einfach selbst publishen. Für die Veröffentlichung setze Neowiz auf die Vertriebsplattform Steam.

Um Bless auf den Release im Westen vorzubereiten, begann das Entwicklerteam damit, die Ecken und Kanten abzuschleifen und das Spiel zu einem besseren Erlebnis zu machen.

Bless Online World Boss Dragon

Fans erhalten erste Infos: In den Monaten vor dem Early Access-Launch des Spiels wurde immer mehr über die geplanten Änderungen bekannt:

  • Neowiz sprach offen über das neue Kampfsystem, dass man für den West-Release des Spiels geplant hatte. Fans waren vom ersten Gameplay-Material zum größten Teil überzeugt.
  • Zum Release sollte Bless Online mehrere Sprachen unterstützen. Spieler konnten sich auf eine englische Synchronisation und Übersetzungen in Englisch und Deutsch freuen.
  • Bless Online sollte auf keinen Fall Pay2Win sein. Neowiz sprach sich vor dem Release vehement gegen jede Form von bezahlten Vorteilen aus. Inhalte aus dem Ingame-Shop sollten das Spiel nicht zu stark beeinflussen. Die Fans blieben skeptisch.

Bless Online hat schon vor dem Release Probleme

Neowiz hat Probleme mit Influencern: Ein genaues Erscheinungsdatum hatte Neowiz noch nicht bekanntgegeben. Die Fans wussten bis jetzt nur, dass das MMO im Mai 2018 erscheinen sollte. Deswegen setzten die Fans Ihre Hoffnungen auf ein Presse-Event in San Francisco.

Bless-Markt

Zu diesem Event waren verschiedene Influencer eingeladen, die sich zuvor über das Abgeordneten-Programm als Ambassador beworben hatten. Die Abgeordneten sollten als Stimme der Community fungieren und Kritik gebündelt an Neowiz weiterleiten. Auf dem Event hatten die Abgeordneten als erste die Gelegenheit das überarbeitete Bless anzuspielen.

Neowiz hatte darauf verzichtet, einen offiziellen Stream des Events einzurichten. Stattdessen sollten die geladenen Influencer das Event über Twitch streamen. Interessierte Spieler waren also auf die geladenen Influencer angewiesen. Beim Streamen traten immer wieder Probleme auf. Die Internetverbindung war häufig überlastet.

200€ Premium Kundenservice: Während des Events verkündete Neowiz den Releasetag und die Preise der verschiedenen Version von Bless. Wie bei einem MMO üblich, konnten Spieler eine Gründerversion erwerben. Während die Basisversion mit 30$ zu Buche schlug, sollte das teuerste Gründerpaket 200$ kosten. Teil des Gründerpakets war ein Premium Kundenservice.

Bless Arena PvP

Während der Vorstellung des besonderen Kundenservices stellte eine Mitarbeiter Premium-Kundenservice als den Kundenservice vor, „bei dem wir tatsächlich Eure Tickets lesen.“

Bei den Spielern sorgte das für so viel Unmut, dass Neowiz zurückruderte, den Premium-Kundenservice raus nahm und den Preis des 200$ Gründerpakets auf 149$ absenkte.

Interesse am MMORPG groß

Hungriger Markt wartet: Zum Release bot der westliche MMORPG-Markt Bless die besten Voraussetzungen:

  • 2014 waren mit The Elder Scrolls Online und WildStar die letzten großen MMORPGs gestartet.
  • Danach kam 2016 nur Black Desert.

Der MMORPG-Markt war ausgehungert und Bless fand idealen Nährboden für seinen Launch. Auf absehbare Zeit war Bless das einzige, klassische AAA-MMORPG, das im Westen erscheinen würde.

Das führte zu einem extrem hohen Interesse am Spiel und auch zu hohen Verkäufen am Launch-Tag.

Bless Online Comeback

Bless Online erscheint – Kein Konsens unter den Fans

Schlechte Performance: Spieler, die sich ein Gründerpaket gekauft hatten, konnten 2 Tage vor dem offiziellen Release des MMOs, in das Spiel reinschauen. Doch zum Spielen kamen viele Spieler während dieser zwei Tage nicht. Die Server waren heillos überlastet. Es gab einen Bug, der dafür sorgte, dass die Spieler im ersten Ladebildschirm feststeckten.

Als Folge dieser Probleme bildeten sich zwei Lager unter den Spielern:

  • Für einen Teil der Spieler war die Performance des Spiels eine Zumutung. Selbst auf sehr starken Rechnern gab es keine stabilen FPS. Diese Spieler beantragten über Steam einen Refund, wodurch sie Ihr Geld zurückerhielten.
  • Ein anderer Teil der Spieler blickte eher gemäßigt auf die Situation. Dieser Teil sagte, dass bisher kein MMO-Release glatt über die Bühne gelaufen sei. Sie waren der Meinung, dass die Probleme in Zukunft verschwinden werden würden.

Bless Online traurig

Bless wird von Release-Problemen geplagt: Nachdem der Headstart zu Ende war und alle Spieler Bless Online spielen konnten, begann die Release-Woche des MMORPGs. Doch wenige Tage nach dem Start von Bless zeichneten sich neue Probleme ab.

  • Erste Spieler erreichten Level 45 und merkten, dass es keinen wirklichen Endgame Content gab. Viele dieser Spieler hatten zuvor auf den japanischen oder russischen Servern gespielt. Neowiz hatte die Vanilla-Version des MMOs in den Westen gebracht. Diese Langzeit-Fans waren enttäuscht.
  • Ein Dupe-Exploit sorgte für Probleme. Spieler duplizierten Items und konnten sich so mächtige Ausrüstung herstellen. Spieler forderten einen Server-Reset. Neowiz entschied sich dagegen.
  • Die englische Übersetzung des Spiels war stark fehlerhaft und die deutsche Übersetzung noch nicht fertig.
  • Das Klassen-Balancing des MMOs war nicht vorhanden. Magier und Paladine waren im PvP viel zu stark und konnten die anderen Klassen dominieren. Alle Klassen verursachten zu viel Schaden an Monstern, wodurch die Spieler durch den Content sprinten konnten.

Action-Combat wird gelobt: Doch trotz der Probleme gab es auch positives Feedback der Fans. Besonders zum Release wurde das Kampfsystem von den Fans gelobt. Zwar war es nur begrenzt Action-Combat, jedoch sorgte verringerte Skill-Anzahl und Aneinanderreihung der Fähigkeiten für rhythmische Kämpfe.

Bless-Online-War

Außerdem gefiel vielen Fans die Art und Weise wie Neowiz mit Kritik umging. Während des Release-Zeitraums schien das Entwicklerteam nicht zu schlafen. Alle paar Stunden wurden neue Updates aufgespielt, die Probleme beseitigten. Das Team reagierte schnell auf die Probleme der Spieler und versprach in Zukunft neue Endgame-Inhalte.

Mehrere Patches verbesserten die Klassen-Balance, doch der Schaden war bereits angerichtet und viele Spieler zogen sich frustriert von Bless Online zurück. Um das Spiel zugänglicher zu machen, begannen einige Fans damit, eine deutsche Fan-Übersetzung für das Spiel zu entwickeln, doch das Projekt verlief im Sand.

Die Spieler blieben nicht bei Bless Online

Sinkende Spielerzahlen: Das nach dem Release eines MMOs die Spielerzahlen sinken, ist normal. Ein Teil der Spieler ist im Endgame des Spiels angekommen und hat erstmal nichts mehr zu tun. Wichtig ist, dass ein stabiler Kern dem Spiel treu bleibt.

Bless Online Dragon

Doch es wollte sich bei Bless dieser Kern nicht so recht etablieren. Die Spielerzahlen des MMOs sanken täglich, bis sie sich auf dem aktuellen Niveau von etwa 700 (Stand: 15.10.2018), laut der Webseite SteamDB, eingependelt haben.

Anfang Juli schauten noch etwa 7000 Spieler täglich beim MMO vorbei. Schon damals forderten die Fans von Neowiz eine Serverzusammenlegung, um etwas gegen die sinkenden Spielerzahlen zu unternehmen.

Doch die Serverzusammenlegung kam wohl zu spät und konnte die verbliebenen Spieler nicht dazu bewegen, weiterhin Bless Online zu spielen.

Bless Unleashed wird angekündigt

Nachfolger im Geiste? Auf der Gamescom 2018 kündigte Neowiz ein neues MMO an. Der Titel: Bless Unleashed.

Bless Unleashed soll auf die Unreal Engine 4 setzen und ein actionreiches Kampfsystem bieten. Das MMO soll für die Xbox One erscheinen und Assets von Bless Online verwenden.

Bless-Unleasehd-Drache

Bei den Bless Online-Spielern sorgte die Ankündigung für Unmut. Es wurde die Vermutung geäußert, dass Neowiz Bless nur genutzt hätte, um die Entwicklung von Bless Unleashed zu finanzieren. Neowiz dementierte das und sagte, dass beide Spiele von komplett unabhängigen Entwicklerteams entwickelt werden würden.

Ein Bless Mobile ist mittlerweile auch in Entwicklung.

Was wird aus Bless Online?

Die Zukunft von Bless: Wie sich Bless Online nach der Umstellung auf das Free To Play-Modell entwickeln wird, lässt sich schwer sagen. Bless-Publisher Neowiz ist der Meinung, dass Bless Online Erfolg haben kann. Die Spieler werden zum MMO zurückkehren.

Das Spiel soll möglichst lange weiter betrieben werden. Durch Updates soll aus Bless zum Free-To-Play-Launch ein gutes Produkt werden, mit dem man ehemalige und zukünftige Spieler überzeugen können möchte. Wie viele Spieler sich Bless Online anschauen werden, wenn es kostenlos ist, bleibt abzuwarten.

Zum Release von Bless Online kommt die lang angekündigte deutsche Lokalisierung des Spiels. In einem Interview mit Mein MMO sprachen die Entwickler außerdem über den PvP-Fokus des Spiels und PvE-Inhalte.

Was denken die Bless-Spieler? Einige Spieler von Bless machen sich Sorgen um das MMO. Bless Unleashed erscheint 2019 zwar nur für die Xbox One, ist aber für einen Teil der Bless Spieler die Version, die sie gerne auf Steam gespielt hätten. Aus Ihrer Sicht steht Bless Unleashed zu Bless Online in Konkurrenz.

Andere Spieler loben Neowiz für das Durchhaltevermögen des Publishers. Der Publisher hat in den letzten Monaten weiter an Bless Online gearbeitet und Fehler beseitigt.

Ab dem 24. Oktober könnt Ihr Euch selbst ein Bild von Bless Online machen. Wer zum Release gezögert hat, kann sich das MMO dann ohne großes Risiko anschauen.