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Meinung
Dec. 29, 2018 | 11:00 Uhr

Seit Jahren gibt es mit Lost Ark mal wieder ein richtiges dickes MMORPG, sagt unser Autor Schuhmann. Und wir in Europa müssen draußen bleiben und das wohl noch für Jahre.

Es ist jetzt genau das passiert, worauf die Leute seit 4 Jahren gewartet haben: Es ist mal wieder ein Hit-MMORPG da, das den Geschmack des Mainstreams trifft. Das ist die gute Nachricht.

Es gibt aber auch eine schlechte: Wir in Europa werden wohl noch Jahre darauf warten müssen.

Lost-Ark-Trailer

Lost Ark bedient sich überall, bietet starken Mix

Das ist Lost Ark: Das erste Mal sah man Lost Ark Ende 2014 in einem Trailer. Seitdem wurde das Spiel als eine Art „Next Gen Diablo“ aufgezogen, aber im Kern ist es ein Action-MMORPG.

Lost Ark ist nichts wirklich Neues, kein revolutionäres Spiel mit innovativen Features, Sandbox, SpatialOS und allem Schnickschnack, sondern ein klassisches MMORPG.

Ungewohnt ist am Spiel nur die ISO-Perspektive, die wir in Europa mit Diablo verbinden, die in Asien aber „normal“ für MMORPGs ist.

Lost Ark wird schon zum Beta-Start vollständig und komplett. Das Action-MMORPG setzt auf bewährten Zutaten und vereint die zu etwas Großem und Gutem.

Lost-Ark-steampunk-dungeon-05

Dabei bietet Lost Ark einen bunten Mix aus allen möglichen Stilen und Richtungen: Cowboys im Science-Fiction-Setting treffen auf klassische Martial-Arts-Kämpfer oder schräge Fantasy-Dämonen.

Die Tiefe eines MMORPGs trifft die schnellen Spielstile von Hack’n Slay Action-MMOs.

Südkoreaner schwärmen für das MMORPG

Das zeichnet Lost Ark aus: Den Berichten aus Südkorea kann man entnehmen, dass Lost Ark einfach Spaß macht und ein „full-featured MMORPG“ ist: ein Spiel, das unheimlich viel zu bieten hat.

Hier im Westen sind zwar viele skeptisch, weil wir „ISO-Perspektive“ und MMORPG schwer zusammenkriegen, in Korea ist Lost Ark aber ein Hit.

Beobachter stellen vor allem drei Dinge heraus:

  • Es ist schon in der Open-Beta unheimlich poliert und wirkt in sich rund und schlüssig
  • für ein koreanisches Free2Play-Spiel ist der Cash-Shop erstaunlich fair und dezent
  • zudem bietet Lost Ark einfach unheimlich viel, gerade im Endgame

Auch westliche Spieler, die Gelegenheit haben, Lost Ark zu spielen, schwärmen von dem Spiel und versuchen die Faszination zu transportieren:

  • So sagt YouTuber Arekkz Gaming, dass er Lost Ark für eines der besten Spiele hält, die er je gespielt hat
  • Asia-Experte Steparu knallt aktuell ein Video nach dem anderen raus, in dem er unkommentiert Gameplay zeigt

Das Problem: Für die meisten von uns ist Lost Ark immer noch nicht spielbar. Das MMORPG gibt es nur in einer südkoreanischen Open Beta. Es ist eigentlich nicht vorgesehen, dass wir Westler da mitspielen dürfen.

Es ist dasselbe Problem wie bei Blade & Soul. Das sah in ersten Trailern aus Asien schon 2010 fantastisch aus. Da spielten wir hier noch „WoW: Wrath of the Lich King“, während in Südkorea ein neues MMORPG-Zeitalter anbrach.

Zu uns in Europa kam Blade & Soul jedoch erst 2016. Da war von „Next-Gen-Look“ längst nichts mehr zu sehen und wir hingen auch hier schon bei neuen, gut aussehenden Titeln wie Black Desert.

Asia-MMORPGs haben seitdem einen Ruf, dass wir sie im Westen erst bekommen, wenn es schon viel zu spät ist.

Lost-Ark-Hawkeye-Soul-Master

Kann man das nicht doch spielen? Es ist zwar möglich über VPN und Account-Kauf auch als Europäer Lost Ark zu spielen, doch das wird nicht gerne gesehen.

Zumal Lost Ark aktuell in Südkorea von Ausländern überrannt wird. Hier strengt sich Smilegate gerade an, die Chinesen fernzuhalten. Immerhin fluchen schon die Südkoreaner über ewig lange Warteschlange.

Für die meisten Spieler aus dem Westen ist es keine Option, Lost Ark jetzt schon zu spielen. Mit Account-Kauf über dubiose Foren und irgendwelchen VPN-Accounts beschäftigen sich nur wenige Leute. Den Rest schreckt zudem die Sprachbarriere ab.

Lost-Ark-Titel

Wann kommt es nach Europa? Im Moment gibt es von Smilegate zwar die Absichtserklärung, Lost Ark in Europa und Nordamerika zu veröffentlichen, aber noch keinen konkreten Termin.

Smilegate ist in Asien dank des Shooters „Crossfire“ eine große Nummer. Das Geld verdient man hauptsächlich in Südkorea und China. Doch hier im Westen hat man noch kaum Erfahrungen.

Ein Büro in Berlin, mit dem Smilegate Crossfire in Europa vorantreiben wollte, hat man im April 2018 wieder geschlossen. Eigentlich bräuchte Smilegate wohl einen potenten Partner mit Erfahrungen im Westen, wie etwa den Publisher von Black Desert, Kakao Games. Aber hier ist noch kein Deal bekannt.

Lediglich mit den Chinesen von Tencent hat sich Lost Ark schon 2015  geeinigt, doch da ging es nur um einen Port nach China.

Lost-Ark-Hawkeye-Soul-Master

Das gibt Hoffnung: Helfen könnte es tatsächlich, dass die eigentlich logische Expansion-Route für Lost Ark verschlossen ist: China macht gerade aus politischen Gründen dicht.

Das macht Europa und Nordamerika attraktiver. Zumal nach der BlizzCon die Rufe laut wurden, Lost Ark solle sich doch beeilen. Die Spieler hier suchten einen Ersatz für Diablo 4, mit dem man erst ab 2020 rechnen kann.

Doch sogar im besten Fall, wenn Smilegate starke Partner für das Publishing findet, dürfte es auch bei Lost Ark 2020 werden, bis wir es in Europa spielen können. Immerhin ist das MMORPG noch in einer Open Beta und Ports beginnen eigentlich erst mit dem Release.

Lost Ark Wizard

Ein vergleichbarer Fall ist Black Desert. Das startete im Juli 2014 in Südkorea in eine Beta, hier im Westen kam es am 3. März 2016 an. Das würde für Lost Ark heißen, dass wir etwa den Sommer 2020 anpeilen könnten, wenn alles optimal läuft.

Ein Port von Lost Ark in den Westen scheint sicher. Aber bis es kommt, werden wir wohl neidisch nach Südkorea sehen müssen, die dort endlich das MMORPG bekommen, auf das wir seit Jahren warten.

Ich jedenfalls schaue mit einigem Neid hinüber und stell mir schon vor, wie cool es wäre, da mitzumischen. Ich überleg schon, welche der Klassen ich spielen werde.

Lost-Ark-Monster

Horror-Look

Gibt es eine Alternative? Als Alternative könnte Lost Ark tatsächlich noch „Project TL“ zuvorkommen. Das schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Lost Ark. Project TL ist aber noch nicht mal in der Südkorea spielbar. Das kommt aber von NCSoft, einer Firma mit einem eigenen Publishing-Arm hier im Westen.

von Schuhmann