Im November steht erneut die Erkundung des postnuklearen Ödlands der Fallout-Reihe an. Doch in Fallout 76 seid ihr nicht der einsame Wanderer, sondern teilt euch die Endzeit-Gebiete mit anderen Spielern. Unser Autor Andreas hat eine eigene Meinung zu diesem Spielprinzip.
Fallout und Multiplayer? Kann das funktionieren? Und dann noch mit offenem PvP? Das wird bestimmt nichts! Was machen die nur mit meiner geliebten Fallout-Reihe? So und ähnlich hört man Fans der RPG-Reihe seit Ankündigung jammern. Dabei muss doch nicht alles gleich schlecht sein.
Fallout Online – Kann das gut gehen?
Multiplayer bei TES gewünscht, bei Fallout nicht: Man sollte meinen, dass sich die Spielergruppen von The Elder Scrolls und Fallout stark überschneiden. Immerhin bieten beide Reihen grundsätzlich ein sehr ähnliches Gameplay. Doch, während Fans von TES schon seit Morrowind nach einem Multiplayer-Modus rufen, lehnt man dies bei Fallout kategorisch ab. Warum?
Fallout lebt von der Atmosphäre, bei der man als – im Grunde einziger – Bunkerbewohner in das Ödland kommt und sich in dieser postnuklearen Welt zurechtfinden muss. Die Bewohner reagieren auch entsprechend auf diesen Fremdling, der nicht in die Gesellschaft passt, die sich nach dem Atomkrieg bildete. Man ist der einsame Wolf, der alleine überleben muss. Dies wäre in einem Multiplayer-Modus nicht mehr der Fall, weswegen es generell problematisch ist, Fallout einen Multiplayer-Part zu spendieren.
Eine Vermutung bewahrheitet sich: Schon seit Jahren hegte ich den Verdacht, dass Bethesda an einem Multiplayer-Fallout arbeitet. Mir war aber als Fan der Reihe klar, dass dies kein MMORPG wird. Umgeben von Hunderten oder Tausenden von Mitspielern könnte Fallout meiner Meinung nach nicht funktionieren.
Der gesamte Hintergrund einer wenig bevölkerten Landschaft, in der die wenigen Überlebenden versuchen müssen, irgendwie über die Runden zu kommen, würde durch den „Massively“-Aspekt eines Onlinespiels zerstört werden. Das wären zu viele Spieler, das wäre nicht mehr Fallout.
Doch wie könnte dann ein Multiplayer-Spiel in der Reihe aussehen. Für mich war klar, dass es mehr in Richtung Survival gehen würde mit kleineren Spielerzahlen. Gerade der Aufbau-Aspekt von Fallout 4 ließ mich dann vermuten, dass dies in einem Online-Fallout eine Rolle spielen könnte.
Und schon war der Gedanke geboren: „Fallout Online“ wird ein Survival-RPG für kleine Spielergruppen, die Siedlungen aufbauen und diese verteidigen müssen. Wie nah ich damals mit dieser Vermutung lag, ahnte ich noch nicht.
Man darf ruhig skeptisch bleiben
Ein wenig Skepsis bleibt: Dass ich dies durch meine offenbar lange Zeit unbemerkten hellseherischen Superkräfte schon vorhergesehen habe, heißt aber nicht, dass ich bei Ankündigung von Fallout 76 Feuer und Flamme war. Ich gebe zu, auch ich war skeptisch. Nicht wegen des Multiplayer-Aspekts an sich, sondern eher wegen des PvP.
Zum einen bin ich selbst kein großer Fan von offenem PvP. Wenn ich mich mit anderen Spielern messen will, dann unter fairen Bedingungen, wann und wo ich es möchte. Darüber hinaus haben viele Onlinespiele mit offenem PvP gezeigt, dass dies zu Problemen führt. Ultima Online beispielsweise musste Ende der 1990er Jahre aufgrund des offenen PvP beinahe eingestellt werden.
Ein Multiplayer-Fallout kann auch funktionieren
Neue Möglichkeiten: Allerdings sehe ich die Situation nicht so schwarz wie manch anderer Fallout-Fan, für den die Serie nun auf den Abgrund zurast. Fallout 76 könnte meiner Meinung nach jede Menge neuer Möglichkeiten ins Spiel bringen.
Sieht man es doch mal nüchtern: Fallout 3, Fallout: New Vegas und Fallout 4 spielen sich alle doch sehr ähnlich. Schon bei Fallout 4 musste ich mich ab einem bestimmten Punkt zwingen, weiterzuspielen. Ich weiß nicht, ob ich dasselbe in Grün nochmal bei Fallout 76 hätte erleben wollen.
Computerspiele-Reihen leben doch davon, dass sie sich entwickeln. Dass sie mit jedem weiteren Titel etwas Neues bieten. Ich erinnere mich da etwa an die Ultima-Reihe. Der Sprung von Ultima 5 zu Ultima 6 und dann zu Teil 7 und 8 brachte jedes Mal ein neues Gameplay mit sich.
Man sah förmlich, wie sich die Serie entwickelte. Und genau das ist auch bei Fallout nötig. Nun mag man sich darüber streiten, in welche Richtung sich die Spiele entwickeln sollten aber was Fakt ist: Fallout 76 ist definitiv eine Weiterentwicklung der Serie.
Fallout im Multiplayer könnte lustig werden: Ich kann mir gut vorstellen, dass Fallout 76 großen Spaß macht:
- Man erkundet das Ödland zunächst alleine und bemerkt einen anderen Spieler
- Steht er mir freundlich gegenüber oder wird er mich angreifen?
- Mit Kumpels zusammen erforscht ihr uralte Ruinen, bekämpft gemeinsam Mutanten und sammelt Loot
- Man trifft mehr Spieler und formt eine Gruppe. Zusammen sammelt ihr Rohstoffe, um eine Festung zu bauen
- Schließlich kommt es zu Überfällen und ihr verteidigt die Festung – sei es gegen Monster oder gegen andere Spieler
- Zwischendurch zieht man alleine los und erlebt Fallout wieder als einsamer Wolf, ganz traditionell
Der Release zeigt, ob Fallout 76 eine gute Idee war
Wird das klappen? Natürlich kann ich mir Fallout 76 noch so schön ausmalen und Pläne schmieden, wie ich gemeinsam mit Freunden vorgehe. Letzten Endes werden wir bei Release – oder in der Beta – sehen, wie es sich spielt.
- Gibt es viele Ganker, die andere ärgern?
- Wie häufig trifft man auf andere Spieler?
- Macht es auch Spaß, die Spielwelt alleine zu erkunden?
- Wie laufen Quests ab?
Das sind Fragen, die man erst beantworten kann, wenn man Fallout 76 spielt. Aber bis dahin zeige ich mich zuversichtlich. Ja, ich behalte mir auch ein wenig Skepsis vor – vor allem, was das PvP angeht – aber ich freue mich auch. Fallout mal gemeinsam mit anderen zu erleben, könnte richtig Laune machen. Mal schauen, wie es letzten Endes umgesetzt wird.