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Oct. 28, 2018 | 13:03 Uhr

FIFA 18 stand bei eSportlern stark in der Kritik, galt als „langsam, träge, unkontrollierbar“. Macht es FIFA 19 in diesem Jahr besser? Bei einem Talk auf dem Livestreaming-Kanal MAX redeten Profis Klartext zur Release-Version. 

Hoher Einsatz – hoher Gewinn: Im eSport, und insbesondere bei FIFA 19, geht es mitunter um sehr viel Geld: Manche Profis investieren 3000-5000 Euro in ihre Teams, so mancher FIFA-Weltmeister soll sogar zwischen 8000 und 10.000 Euro für Packs ausgeben. Dafür gewann er aber auch knapp 200.000 in der Weltmeisterschaft.

Das Krisenjahr „FIFA 18“: FIFA 18 funktionierte mitunter nicht so, wie sich die Profis das vorstellten. So sagte Anfang des Jahres Corentin „RocKy“ Chevrey, der FIFA-Weltmeister aus 2017: „Das Spiel wird schlechter und schlechter“. Er kritisierte vor allem das Gameplay von FIFA 18, es sei träge, langsam und unkontrollierbar.

Die von den Entwicklern versprochenen Verbesserungen hätten das Spiel nur schlimmer gemacht, seit Monaten quäle er sich durch die Matches.

Im Rahmen der aktuell in Berlin stattfindenden EGX sprach MeinMMO-Chef Dawid Hallmann mit einem der besten Spieler der Welt, Marcel „Donchap28“ Deutscher, sowie mit dem professionellen FIFA-Trainer Benny Aka Tazz, über die neuste Ausgabe der Fußballsimulation. Hat sich FIFA 19 gesteigert?

Hier könnt Ihr das Gespräch zusammen mit einem spannenden FIFA-19-Match anhören und ansehen:

Profis sehen Verbesserungen

Mehr Features zum Trainieren: Marcel „Donchap28“ Deutscher, der zu den 30 besten Spielern der Welt gehört, stellte ein positives Frühzeugnis aus: „Ich habe ein sehr gutes Gefühl bei FIFA 19. Es gibt sehr gute neue Features wie die dynamischen Taktiken, mit denen man während des Spiels Einfluss darauf nehmen kann.“

Timed Finishing eine große Neuerung: Dieser Einschätzung stimmte auch Benny aka TaZz von bPartGaming zu. Vor allem das neue „Timed Finishing“ gebe die Möglichkeit, sich einen Vorteil gegenüber weniger geübten Spielern zu verschaffen: „Das ist eine Komponente, die den Schuss verbessern kann. Das kann man üben – und dadurch kann ich als Spieler etwas besser machen als mein Gegner und mir so einen Vorteil verschaffen.“

Ein Umstand, den auch Marcel bereits feststellte: „Man sieht beim ‚Timed Finishing’ sehr gut, was man falsch gemacht hat – oder richtig. Im letzten Jahr war das anders, wo drei Fernschüsse mit Christiano Ronaldo plötzlich an den Pfosten gehen, und man nicht wusste, warum.

fifa-19-timed-finishingOffensivspiel wird realistischer

Nur „X“-Drücken klappt nicht mehr: Auch die Pässe fallen in FIFA 19 schwieriger aus, Fehler werden vom Spiel bestraft. Aber hier könne man mit Übung einiges wettmachen: „Im letzten Jahr hat man oft gegen Spieler gespielt, die die X-Taste durchgedrückt haben – das geht jetzt nicht mehr. Das hat EA Sports sehr viel besser gemacht“, so Marcel.

FIFA-Coach Benny sah das Problem im letzten Jahr ebenfalls: „Bei den Pässen wurde in den letzten Jahren viel nachgeholfen. Ich finde es gut, dass das runtergepegelt wird, das macht es schwieriger. Es wird bestraft, wenn du etwas falsch machst – da wird sich ein Unterschied zwischen Spielern einstellen.“

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MeinMMO-Chef Dawid Hallmann im Gespräch mit Marcel Deutscher

Eher mal hinten rum: Die beiden Profis gehen davon aus, dass sich die neuen Features im Offensivspiel bemerkbar machen werden: „Man muss wahrscheinlich etwas Tempo rausnehmen. Im letzten Spiel konnte man sehr schnell einfach nach vorne spielen, aber jetzt kommen die Pässe eher ungenau“, so Benny.

Es wäre nicht mehr möglich, stumpf nach vorne zu stürmen: „Es wird mehr über hinten gehen, weniger mit Risikobällen nach vorne. Man holt vielleicht mal den Außenverteidiger mit rein und sucht Sicherheit im Spielaufbau.“

Dadurch gewinnt das Spiel noch mehr Simulationscharakter, findet Marcel: „Im echten Fußball rusht ja auch keine Mannschaft über 90 Minuten nach vorne. Im letzten Jahr konnte man sehr gut verteidigen, hatte gutes Pressing, und der Gegner wusste nicht mehr, was er tun sollte. Der hat dann aus dem Reflex einfach X gedrückt und einen plötzlich ausgekontert.“

Das funktioniere in FIFA 19 nicht mehr: „Da muss man eher nochmal umdrehen und über hinten kommen.“

fifa-19-grätschePatch rein – oder lieber nicht?

Im letzten Jahr gab es einen frühen Patch: Bei aller Optimierung finden sich allerdings wie schon im letzten Jahr teils gravierende Bugs im Spiel: „Beispielsweise führen Spieler einen Innenseitenschuss aus, wenn man mit dem Vollspann schießen möchte – diese Option fällt also erst einmal weg“, erklärt Benny, der gespannt ist, wie EA damit umgehen wird:

„Das ist jetzt eine sehr interessante Phase. Im letzten Jahr gab es ganz früh einen Patch, der viele Fehler gefixt hat. Der wurde danach aber von allen verteufelt, weil er viel veränderte, was das Spiel zu diesem Zeitpunkt ausmachte.“

Grundkern soll nicht verändert werden: EA hatte ursprünglich angekündigt, diesen Fehler nicht wieder machen zu wollen. „Aber dieses Mal wäre es vielleicht ganz gut, wenn der Patch die Bugs beseitigen würden.“

Auch Marcel fand, dass ein Patch ganz gut wäre – wenn er nicht so rigoros das Spiel verändern würde, wie der letztjährige: „Sollte der Patch kommen, darf er nicht wieder das ganze Spiel verändern. Man sollte dem Spiel erst mal die Chance geben, der Grundkern des Gameplays sollte erhalten bleiben. Denn es macht einen guten Eindruck – sowohl für Casual-Gamer als auch für uns Pros.“