In einem exklusiven Interview hat sich unsere Autorin Leya mit einem der Hauptschreiber der Warframe-Comics unterhalten. Ryan Cady verschaffte uns einen tieferen Einblick in die Arbeit eines Game-Comic-Schreibers und warum er bei Warframe in die Community eintauchen muss.
Am 30. Mai erschien der 5. Web-Comic zu Warframe. Die Comics gelten in Warframe als offizielle Lore und geben dem Universum mehr Tiefe und Hintergründe. Ryan Cady ist zusammen mit Matt Hawkins einer der Hauptschreiber der Geschichte.
Mein MMO: Ich weiß, dass Du selbst Warframe spielst. In welcher Form hilft es Dir, das Game selbst zu spielen, wenn Du die Story für die Comics entwickelst?
Ryan Cady: Ich bin davon überzeugt, dass ich eine gewisse Authentizität brauche, wenn ich eine Geschichte erzähle. Der einfachste Weg, um diese Authentizität in Warframe zu erreichen, ist es, selbst Gameplay-Erfahrung zu sammeln. Wenn ich ein Script schreibe, in dem etwa der Warframe Excalibur vorkommt, bin ich in der Lage, mehr als etwas Generisches und Allgemeines zu Papier zu bringen. Tötet Excalibur etwa jemanden, kann ich schreiben, dass er seine Waffe Lato-Prime benutzte oder ich beschreibe einen Excalibur-typischen Move.
Mein MMO: Du bekommst also ein besseres Gefühl für die Charaktere, die bereits im Spiel vorhanden sind?
Ryan Cady: Ja, und ich sammle natürlich auch Wissen über die Lore aus dem Spiel direkt. Dazu gehört aber noch mehr. Ich folge auch dem Warframe-Subreddit, um ein besseres Gefühl für die Community zu bekommen. Da finde ich dann auch schon mal Insider-Witze, die ich manchmal im Comic verarbeite.
Die Lore für ein Game-Comic zu schreiben, ist wegen der Spieler mit hohem Druck verbunden
Mein MMO: Gibt es einen Unterschied, wenn du für einen “normalen” Comic schreibst oder für einen Comic zu einem Game wie Warframe?
Ryan Cady: Bei einem Game ist der Einfluss der Fans viel größer als bei einem normalen DC- oder Marvel-Comic. Die Spieler haben eine gewisse Erwartungshaltung, die auch auf ihrer persönlichen Spielerfahrung basiert. Warframe ist für viele sogar ein wichtiges Spiel auf emotionaler Ebene.
Die Spieler haben eine eigene Vision „ihres Games“ und möchten diese auch im Comic wiederfinden. Der Druck beim Schreiben eines Game-Comics ist definitiv höher für mich, weil ich den Spielern gerecht werden möchte. Aber das ist positiver Stress, weil ich dadurch tief in die Thematik und Community eintauche.
Mein MMO: Die Lore der Comics und des Games gehören zusammen wie ein Puzzle. Ist es auch möglich, die Comics zu verstehen, wenn ich Warframe nicht spiele?
Ryan Cady: Wir versuchen die Comics schon so zu schreiben, dass sie für jeden verständlich sind. Aber ich glaube, dass die Erfahrung nicht dieselbe ist, wenn man Warframe nie spielte.
Das Warframe-Universum ist so einzigartig und hat starke Einflüsse auf die Comics. Vermutlich stecken in den Comics auch verwirrende Aspekte, wenn man das Spiel nie angefasst hat. Ich kann mir aber vorstellen, dass das Lesen der Comics einen anregt, Warframe mal auszuprobieren.
Digital Extremes hat das finale Wort bei den Comics
Mein MMO: Wie arbeitet ihr als Schreiber eigentlich mit Digital Extremes, also den Entwicklern, zusammen?
Ryan Cady: Die Skripte werden immer wieder hin und her geschickt und von Lead-Designer Steve Sinclair editiert. Letztendlich hat er immer das letzte Wort und entscheidet über die finale Story eines Comics. Ich musste auch schon öfter ein komplettes Skript über den Haufen schmeißen und neu schreiben, weil Steve nicht zufrieden war. Außerdem erzählt Steve uns, wo die Geschichte von Warframe zukünftig hingehen soll, damit wir das beim Schreiben berücksichtigen können.
Mein MMO: Wurde jemals etwas von Digital Extremes aus dem Comic geschmissen, worüber Du traurig warst?
Ryan Cady: Ja, aber das ist lange her. Wir hatten mal die Idee, Ordis in einen kleinen Sentinel-Körper zu stecken und aus ihm den Erzähler der Geschichte zu machen. Aber Digital Extremes meinte, das würde absolut nicht in die Lore passen. Ich war wirklich traurig, weil ich die Idee eines kleinen Erzähler-Roboters so cool und lustig fand.
Zur Erklärung: Cephalon Ordis ist eine künstliche Intelligenz, die dem Spieler hilft und die Schiffskommunikation übernimmt. Er ist vor allem für Sarkasmus und seine schlechten Witze bekannt. Er ist einer der heimlichen Stars in Warframe.
Warframes Story besteht aus Puzzleteilen, die im Comic zusammengefügt werden
Mein MMO: Aus der Sicht eines Geschichtenerzählers: Welche Aspekte des Warframe-Universums faszinieren dich am meisten?
Ryan Cady: Du meintest vorhin, dass Warframes Geschichte wie ein Puzzle ist und das trifft es ganz gut. Du kannst jedes einzelne dieser Puzzleteile nehmen und damit spielen. So hat Warframe diese vielen, diversen Story-Fragmente, die auch außerhalb des Genres SciFi funktionieren. Ich bin etwa ein riesiger Horror-Fan und es gibt diese gruselige Quest “Ketten des Harrow”, in die ich gerne tiefer hineintauche. Diese Puzzleteile zu erweitern und sie zu einem Großen Ganzen zusammenzufügen, macht mir unglaublich viel Spaß.
Mein MMO: Könntest Du uns eine kleine Zusammenfassung geben, was bisher eigentlich in den Comics passiert ist und was die Leser dort erwartet?
Ryan Cady: Natürlich! Wir befinden uns auf der Erde. Die Grineer überfallen dort die Dörfer der Orokin unter Captain Vors Leitung. Sie suchen etwas Spezielles, von dem wir noch nicht wissen, was es ist. Nur das Mädchen Mitsuki überlebte den Angriff. Plötzlich taucht ein Excalibur-Warframe auf und beschützt Mitsuki vor einer kompletten Grineer-Armee.
Excalibur gerät darauf in Gefangenschaft. Es wird deutlich, dass Lotus die ganze Zeit das Tun der Grineer verfolgt hat. Sie sendet einen Mag-Warframe aus, um das Schlachtfeld aufzuräumen. Die Story dreht sich im Moment darum, dass die Charaktere versuchen herauszufinden, was die Grineer eigentlich suchen und warum sie die Dörfer zerstören.
Dabei verfolgt man den Mag-Warframe, das überlebende und erblindete Orokin-Mädchen Mitsuki und Little Duck, einen Arbeiter der Solaris United.
Mein-MMO: Wieso ist Mag in den Comics eigentlich der Hauptcharakter und Lead-Frame geworden?
Ryan Cady: Wir wollten gerne einen der drei Starter-Warframes [Mag, Excalibur oder Volt] als Lead-Frame haben. Das ist auch der Grund, warum Excalibur als erster Warframe im Comic auftaucht. Er ist einfach eine Ikone. Mag hingegen ist mein persönlicher Liebling, den ich gerne spiele. Sie war auch mein erster Warframe, den ich aus den drei Startern gewählt habe. Außerdem finde ich ihre Fähigkeiten visuell einfach stark.
Mein-MMO: Vielen Dank für Deine Zeit und das Interview, Ryan.
Anmerkung: Wir haben das Gespräch über Skype geführt. Einige Antworten des Schreibers wurden zum besseren Verständnis gekürzt – Inhaltlich gibt das Interview alles so wieder, wie es gesagt wurde.
Warframe-Comics vielleicht bald auf Deutsch?
Falls Ihr nun neugierig geworden seid, könnt Ihr Euch den ersten Warframe-Comic gratis auf der Seite Comixology downloaden. Die Preise der anderen Comics (2-5) liegen zwischen 1,80 Euro und 4,50 Euro.
Die Comics gibt es bisher allerdings nur in Englisch. Im Interview erzählte Ryan noch, das eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie auch mal ins Deutsche und andere Sprachen übersetzt werden.
Was haltet Ihr davon, dass ein Teil der Geschichte in den Comics erzählt wird?
Wir führten schon mal ein Interview mit Rebecca Ford, der Community-Direktorin von Warframe. Hier unterhielten wir uns über die Zukunft von Warframe.