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News
Jan. 13, 2019 | 15:00 Uhr

Für eine Reihe von Indie-MMORPGs kam in dieser Woche eine Horror-Meldung. Durch einen Streit zwischen Improbable und Unity stand plötzlich die Entwicklung auf der Kippe. Jetzt sollen die Indie-Teams auf die „Unreal Engine“ von Epic wechseln. Man lockt mit 25 Millionen $.

Auf diese Kombination setzen viele Indie-MMORPGs: Die meisten MMORPGs, die gerade in Entwicklung sind, werden mit einem kleinen Team und wenig Budget finanziert. Sie haben nicht das Geld,  um auf eine eigene Engine zu setzen, wollen aber große Welten erschaffen.

Daher nutzen einige Teams:

  • Die „Unity“-Engine – die Engine sollte mal den Entwicklungsprozess „demokratisieren“ und eine Engine für jedermann werden
  • Und die Technik „SpatialOS“ von Improbable – die soll es möglich machen, dass auch kleine Teams riesige Welten erschaffen können.

Einige interessante „Indie-MMORPG“, über die wir auf MeinMMO in den letzten Jahren berichtet haben, setzt auf diese Kombination: So etwa Worlds Adrift oder Fractured.

fractured screenshot

Fractured

Das war die Albtraum-Nachricht: In dieser Woche erschütterte aber ein Streit zwischen genau diesen beiden Firmen die heile Indie-Welt.

Die beiden Firmen führen nämlich öffentlich einen Krieg.

  • Improbable warf Unity vor, ihre Terms of Service so geändert zu haben, dass sie nicht mehr mit SpatialOS vereinbar seien. Deshalb müssten jetzt Spiele schließen, die mit Unity und SpatialOS entwickelt werden.
  • Unity hingegen warf Improbable vor, einen Konflikt aufzublasen und damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Spiele, die schon in der Entwicklung seien, wären von der Änderung nicht betroffen. Das wisse Improbable auch.

worlds adrift charaktere

So reagierten Indie-Entwickler: Diese Nachricht krachte bei den Teams, die ihre Indie-MMORPGs entwickeln, voll rein.

  • Die Macher hinter Fractured sagen: „Die Dinge sahen sehr, sehr gut aus – bis jetzt. […] Wenn sich diese Situation nicht auflöst, müssen wir vielleicht schließen.“
  • Die Entwickler hinter dem Spiel „Lazerus“ nahmen ihr Game sogar für eine kurze Zeit offline.
  • Bei Worlds Adrift sprach man von einer „Situation“, von der man hofft, dass sie sich bald klärt.

Worlds-Adrift-09

SpatialOS will jetzt Unreal Engine pushen

So geht es jetzt weiter: Die Situation ist noch verworren. Die beiden Parteien wirken zerstritten.

  • Bei Unity sagt man, das Problem werde aufgebauscht. Die Änderung hätte überhaupt keine Auswirkung auf Spiele, die in Entwicklung seien oder schon live sind.
  • Improbable erhebt aber weiter schwere Vorwürfe gegen Unity. Es heißt, es sei jetzt schwer, Entwickler zu unterstützen, die weiter auf die Unity-Engine setzen.

Improbable ist einen Deal mit Epic eingegangen und will die Indie-Entwickler, die auf SpatialOS setzen, davon überzeugen von Unity zur „Unreal Engine“ zu wechseln. Dafür hat man einen Fond von 25 Millionen US-Dollar angelegt: einen „Übergangs“-Fond.

In einem gemeinsamen Blogpost (via unrealengine.com) erklären Tim Sweeney (Epic Games) und Herman Narula (Improbable), ihre Verbundenheit durch gemeinsame Ziele. Sie werfen Unity vor, mit ihren Änderungen Entwickler in eine unsichere Position gerückt zu haben. Sie sprechen von einem „Limbo.“

Die 25 Millionen US-Dollar sollten Entwicklern helfen, zu anderen „offeneren“ Plattformen und Öko-Systemen zu wechseln.

Scavengers Artwork neu 3

Wird mit SpatialOS und Unreal Engine entwickelt: Scavengers.

Das bedeutet das: Es könnte sein, dass einige MMORPGs, die jetzt auf Unity und SpatialOS setzen, künftig anders aussehen werden. Natürlich nur, wenn sie denn den Sprung auf eine andere Engine wagen.

Einige Entwickler klagen schon, sie hätten nie eine andere Engine als „Unity“ benutzt. Es könnte also sein, dass sich die Entwicklung mancher Projekte jetzt verzögert.

Wir sind gespannt, wie sich die Situation entwickelt.

von Schuhmann