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Jan. 02, 2019 | 14:00 Uhr

Für das „Scheitern“ von Heroes of the Storm gibt es viele Gründe. Wir nennen einige davon und erklären, was hätte besser laufen sollen.

Vor einigen Wochen gaben die Entwickler von Heroes of the Storm bekannt, dass mehrere eSports-Turniere in der Zukunft nicht mehr stattfinden würden. Außerdem wurde das Entwickler-Team verkleinert und angekündigt, dass man nun einen „anderen Rhythmus“ bei den Veröffentlichungen finden würde – offenbar langsamer.

Für viele Spieler ist damit klar: Die Zukunft von Heroes of the Storm ist düster und das MOBA von Blizzard ist faktisch „tot“. Doch woran ist Heroes of the Storm eigentlich gescheitert? Immerhin vereinte Blizzard hier die beliebtesten Helden aus allen Blizzard-Universen und hätte alleine daraus eine große Zugkraft ziehen können.

Wir listen einige Gründe auf, warum Heroes of the Storm gescheitert ist.Heroes of the Storm Orphea title fitting

Der gesättigte Markt

Der MOBA-Markt war von Anfang an recht klar aufgeteilt. Auch wenn Blizzard mit den Warcraft 3-Funmaps eigentlich der Ursprung von MOBAs ist, hat sich League of Legends als eigenständiges Spiel rasch an die Spitze gesetzt. DOTA (2) hat sich auch ein großes Stück vom Kuchen gesichert und so ist das Genre mehr oder weniger zwischen diesen beiden Riesen aufgeteilt. Zwar gibt es noch kleinere Vertreter, wie etwa SMITE, das durch eine ungewöhnliche Perspektive besticht, doch verglichen mit LoL und DOTA ist auch das nur ein kleines Licht.

Hinzu kam, dass Heroes of the Storm zeitweise auch nur ein Mod für StarCraft 2 sein sollte, bevor man auf eine eigene Engine umstieg und ein eigenständiges Projekt daraus machte. Das verschlang Zeit und gab anderen MOBAs nur noch mehr Zeit, Spieler an sich zu binden.

lol evelyn k/da skin

LoL bindet seine Spieler … auf vielfältige Weise.

Die Bindung an andere Spiele

MOBAs sind, stärker als viele andere Spiele, sehr gut darin, Spieler dauerhaft an sich zu binden. Wer nämlich mit Echtgeld kosmetische Gegenstände kauft und tausende Stunden in ein Spiel steckt, der hat diese „Leistung“ stets im Hinterkopf. Es ist schwer, sich von einem Spiel zu trennen, in das man bereits 500€ gesteckt oder 7000 Spielstunden investiert hat. Warum sollte man dann also zu einem anderen Spiel wechseln?

Diese Hürde ist groß und dürfte vor allem viele „klassische“ Gamer, für die Zocken ihre Hauptbeschäftigung in der Freizeit ist, von einem Wechsel abgehalten haben.Kda-LoL-Sexy-1024×400

Heroes of the Storm war auch nie sonderlich gut darin, diesen Wechsel besonders reizvoll zu gestalten. Die einzigen Momente, an die wir uns erinnern können, waren die „Mega-Bundles“, in denen 20+ Helden für einen günstigen Preis erhältlich waren. Doch das alleine war nicht genug um jemanden dazu zu bringen, League of Legends oder DOTA den Rücken zu kehren.

Toxizität in der Community

Wer ein MOBA gespielt hat, wird in jedem Fall schon mal beleidigt, beschuldigt oder anderweitig belästigt worden sein. Gerade Spiele wie League of Legends sind dafür bekannt, dass ein rauer Ton herrscht und der Chat gerne mal für Anfeindungen missbraucht wird.HotS Whitemane Full Artwork

Das war auch in Heroes of the Storm nicht anders. Zwar besaß auch HotS ein eigenes Report-System, um störende Spieler zu melden, die im Laufe der Zeit mit immer härteren Strafen belegt wurden, doch fühlte es sich nur selten so an, als würde das System helfen. Viel zu oft hatten Spieler den Eindruck, dass ihre Meldung einfach im Nirvana verschwindet und gar keine Auswirkung hat.

Bei vielen Spielern gab es den Gedanken: Lohnt sich das Melden überhaupt? Warum soll ich mir das Spiel noch antun, wenn ich immer nur beleidigt und harsch angegangen werde?

Das miserable Matchmaking

Ein weiterer Punkt ist das Matchmaking von Heroes of the Storm. Während in den verschiedenen Ligen, wie der Helden-Liga oder der Team-Liga das Matchmaking über die Jahre solide wurde, ist das im „Schnellen Spiel“ nicht der Fall. Das ist allerdings der Modus, in dem sich die Vielzahl der „Casual“-Spieler herumtreibt, die nicht stark kompetitiv und nur „zum Spaß“ spielen will.

Doch genau diese Spieler finden nur selten Spaß. Denn ein Matchmaking, das Spieler nach Können einordnet, scheint hier nicht gegeben zu sein. Die Häufigkeit der Matches, in denen eine Seite mit dem drei-, vier- oder fünffachen an Kills gewinnt oder einen Levelvorsprung von vier oder fünf Leveln besitzt, ist viel zu häufig.HotS Loss History

Das sorgt dafür, dass viele Spieler nicht den Eindruck haben, ein Match überhaupt gewinnen zu können, was wiederum schnell an der Frustrationstoleranz nagt.

Wir haben das in unserem Artikel aufgegriffen: Heroes of the Storm macht am meisten Spaß, wenn man es nicht spielt.

Die uninteressanten Lootboxen

Das große Update „Heroes of the Storm 2.0“ brachte jede Menge kosmetische Gegenstände ins Spiel, mit denen Charaktere individualisiert werden können. Spraylogos, Voicelines, Skins, Mounts, Banner-Symbole, Ansage-Sprecher und vieles mehr steckten nun in Lootboxen, die man für Echtgeld kaufen oder sich im Spiel verdienen konnte.

Die Rate, mit der man Lootboxen freischaltet, ist gering. Auch die Inhalte sind in vielen Fällen langweilig. Bei all den kosmetischen Gegenständen gibt es extrem viele Dinge, die einfach nur uninteressant und langweilig sind, selbst dann, wenn man den zugehörigen Helden spielt.HotS Loot Chest

Hinzu kommt auch noch der Fakt, dass Lootboxen in unterschiedlichen Qualitäten daherkommen. Die „gewöhnliche“ Lootbox hat eine hohe Chance, auch nur gewöhnliche Dinge zu enthalten – in anderen Spielen wäre das „grauer Müll“ und genau so fühlt es sich auch an.

Doch nicht nur der „graue Müll“ ist das Problem, sondern auch, dass man ihn immer und immer wieder erhält. Duplikate sind der Regelfall. Wer in 10 Lootboxen drei Mal irgendwelche Chat-Smilies für Chromie bekommen hat, obwohl er diesen Charakter sowieso nicht spielt, der hat keine Lust mehr. Da trösten auch die 5 „Splitter“ nicht, die man für Duplikate bekommt.

Overwatch hat dies besser gelöst. Hier wurden nach einigen Monaten die Lootboxen so verändert, dass Duplikate eine Seltenheit sind und man in jeder Box wirklich das Gefühl hat, „etwas neues“ zu bekommen. Das ist bei Heroes of the Storm nicht der Fall.

Die Lootboxen sind langweilig und kontraproduktiv für alle Spieler, die gerne einen bestimmten Skin haben wollen. „Früher“ konnten fast alle Skins mit Echtgeld gekauft werden. Wer „Winterhauch-Jaina“ sein wollte, der wusste genau, wie viel Geld er dafür auf den Tisch legen musste.Hots Winter Veil Jaina

Immer wieder konnte man auf Reddit lesen: „Jetzt, wo ich mir nicht mehr gezielt das kaufen kann, was ich haben möchte, gebe ich gar kein Geld mehr für HotS aus.“

Ein Mischsystem wäre vermutlich die beste Lösung gewesen. Dann hätten Spieler sich noch immer Lootboxen verdienen, aber auch begehrte Skins gezielt mit Echtgeld kaufen können.

So war nur ein kleiner Teil der Spielerschaft zufrieden.

Die „Das Spiel ist tot“-Spirale

Der letzte Grund für das Scheitern hält noch an und dürfte „hausgemacht“ sein. Denn die Art und Weise, wie Blizzard angekündigt hat, dass das Team von Heroes of the Storm kleiner und die Entwicklung langsamer wird, führte direkt zu dem Folgeschluss: „Das Spiel ist tot“.

Diese Stimmung breitete sich rasend schnell unter den Spielern aus und auf YouTube gibt es einige Videos von größeren Streamern, die ihr Spiel deinstallieren. Das steckt wiederum auch viele „normale“ Spieler an, die ansonsten einfach fleißig weitergespielt hätten.Hots Tracer Murky Trailer

Die negative Stimmung hält jedoch an und selbst unter jedem Kommentar, der fragt „Wie werde ich besser mit Held X?“ kommen Reaktionen, die nachfragen: „Warum willst du noch Zeit in ein totes Spiel stecken?“

Diese Spirale dreht sich weiter und weiter, sie verjagt immer mehr Spieler, die sich dieser Ansicht anschließen – und das, obwohl bereits ein neuer Held angekündigt wurde.

Das waren unsere Gründe für das Scheitern von Heroes of the Storm. Was glaubt ihr, warum konnte sich HotS nicht am Markt durchsetzen? Was waren die Verfehlungen der Entwickler und für welche Umstände konnten sie vielleicht gar nichts? Lasst es uns in den Kommentaren diskutieren!

von Cortyn