Bei Destiny 2 startet am Dienstag ein Halloween-Event Festival der Verlorenen. Mit dem Event kommt ein neuer Horde-Mode zum Shooter. Der könnte tatsächlich darüber entscheiden, ob Destiny 2 eine neue Richtung einschlägt oder ob es so läuft wie immer, sagt unser Autor Schuhmann.
Das Ur-Problem von Destiny: Seit 2014 leidet Destiny unter einem großen Problem, Content-Flaute. Es gibt einfach zu wenig zu tun, um Hüter dauerhaft ans Spiel zu fesseln.
Das Destiny-Jahr läuft so:
- Im September erscheint die Hauptattraktion eines Jahres
- Im Dezember die erste große Erweiterung
- Im Frühjahr des Folgejahres dann der nächste und letzte Schub an neuen Inhalten
Mit jedem dieser Content-Releases kommt ein Balance-Update, das die Waffen ändert und eine neue „Saison“ beginnt. Sonst passiert nur wenig in einem Jahr Destiny: abgesehen von kleineren Komfortverbesserungen oder Bugfixes, wobei die sich oft Zeit lassen wie jetzt der Nerf der Sleeper Simulant.
Das führt dazu, dass Destiny lange Content-Dürren mitmacht:
- Von Ende Oktober bis Anfang Dezember
- Von Januar bis Mai – das variiert
- Und dann vom Juli bis zum August
Das sagt Bungie zu den Content-Dürren: Schon seit 2015 verspricht Bungie, dass diese Content-Dürren nun ein Ende haben und es besser wird. Bereits Februar 2015 redete Eric Hirshberg von Activision schon von einer „robusten Pipeline“ an neuen Inhalten. Die Hüter warten seitdem darauf, dass diese Pipeline mal sprudelt.
Für Destiny 2 hatte Activision ähnliches mit anderen Worten versprochen. Doch bislang konnte Bungie das nie wirklich erfüllen.
Deshalb gibt’s bei Destiny immer so lange Content-Flaute
Darum kann Bungie das Problem nicht lösen: Offenbar hatte Bungie zu Beginn völlig unterschätzt, wie viel Aufwand es ist, ein Spiel von der Größe von Destiny live weiterzuentwickeln.
Man bekam es einfach nicht hin, gleichzeitig an der nächsten Erweiterung zu arbeiten, das laufende Spiel zu betreuen und dann noch „nebenbei“ Inhalte zu entwickeln.
Strukturen, um das zu gewährleisten, mussten erst mühsam erstellt werden:
- So Ende 2015 hatte man ein „Live-Team“ aufgebaut – das sollte das laufende Spiel unterstützen – das wurde im Dezember 2015 groß mit einem „We’ll do it live“-Vidoc beworben.
- gleichzeitig hatte Activision zugesichert, „Partner-Studios“ als Hilfe für Destiny draufzugehen: die High Moon Studios oder Vicarious Visions
- außerdem hat Bungie wohl beständig, sein eigenes Personal erweitert – sie sollen über 700 Mitarbeiter haben
Destiny hatte aber Jahre lang einen so ehrgeizigen Plan, dass eigentlich immer eine „große Inhalts-Erweiterung“ in Arbeit war, die sich verspätete oder anderweitig Probleme machte und mehr Ressourcen erforderte, als eigentlich geplant war.
An der großen Erweiterung arbeitete offenbar immer das Haupt-Teams von Bungie, während das „Live-Team“ lediglich kleinere Events und Content-Updates veranstalten konnten, für die keine neuen Inhalte erstellt wurden.
Dazu soll es bei Destiny legendär umständlich sein, neue Inhalte zu erstellen, wie mal aus einem Bericht von Kotaku hervorging.
Dort soll ein Insider beschrieben haben, wie umständlich der Editor von Bungie sei. Man müsse eine Map 8 Stunden über Nacht laden, dann dauere es noch 20 Minuten, um sie zu öffnen. Einen einfachen Knotenpunkt um wenige Meter zu versetzen, daure zwar nur wenige Sekunden, dann müsse aber alles noch 20 Minuten lang kompliert werden.
So waren kostenlose Updates bisher: Das führte dazu, dass außerhalb der Bezahl-DLCs kaum nennenswerter Content erschien. Man behalf sich dann mit dem „Recyclen von Events.“ Das trug dazu bei, dass Destiny einen Ruf als „Recycling-Weltmeister“ aufgebaut hat.
Die drei größten dieser kostenlosen Content-Updates waren:
- Das Sparrow-Racing im Dezember 2015 – da wollte Bungie eigentlich mit dem ganzen Spiel in eine andere Richtung gehen. Destiny sollte mehr zum Hobby oder MMO werden – den Weg hat man aber kurz danach wieder verlassen
- Der „The Taken Spring“ im Frühjahr 2016 – da musste Bungie improvisieren und aktualisierte Content aus „Das Gefängnis der Alten.“
- Und „Age of Triumph“ im Frühjahr 2017 – ein Recycling der alten Raids und das Einführen von Erfolge.
Das Besondere: All diese „größeren kostenlosen Content-Updates“ kamen eigentlich nur in Situationen, in denen keine DLCs geplant waren.
Diesmal soll „wirklich“ alles anders werden
Neuer Plan: Bei dem „neuen“ Destiny 2 Forsaken soll das anders werden. Bungie hat einmal mehr versprochen, dass man den Hütern wirklich jeden Monat etwas zu tun gibt.
Mit dem ersten Event für Forsaken, „Festival der Verlorenen“, will Bungie jetzt am Dienstag, dem 16.10., tatsächlich neue Inhalte bringen:
- Den Horde-Modus im Spukforst soll eine neue Aktivität sein, in dem Spieler 15 Minuten ums Überleben kämpfen
- Außerdem soll eine neue Quest kommen, in der Spieler den Mord am Kryptarchen Ives untersuchen
Neue Richtung oder Dejá vu – Wohin geht’s für Destiny 2?
Das Spannende: Bislang waren Events für Destiny eigentlich nur Gelegenheiten, um den Cash-Shop zu promoten. Am Dienstag werden wir erfahren, ob sich das wirklich geändert hat und ob Bungie 2018 endlich den eigenen Anspruch erfüllen kann, den Spielern das ganze Jahr über substantielle Inhalte zu bringen.
Die könnten dann auch dauerhaft im Spiel bleiben und Abwechslung bringen.
Allzuviel sollte man wohl nicht erwarten, aber man darf gespannt sein, ob mit Forsaken tatsächlich eine bleibende Änderung in der Philosophie von Bungie eingetreten ist.
Viel wird davon abhängen, ob es Bungie gelungen ist, hinter den Kulissen die Produktionsabläufe zu verbessern und etwa die neuen Partner-Studios nun geschickt einzusetzen, um frischen Content auch mal „einfach so“ zu veröffentlichen.
Die Frage ist:
- Kann Bungie 2018 wirklich mit kostenlosen Updates Destiny 2 erweitern und frisch halten?
- oder bleibt das Event doch unter den Erwartungen und ist nur für wenige Stunden interessant.
Ich bin jedenfalls gespannt, wie die lange Geschichte von Destiny sich am nächsten Dienstag entwickeln wird.