Die ersten MMORPGs kamen in den 1990er-Jahren auf. Doch zu jener Zeit gab es kein schnelles Internet und keine Flatrates. Wie spielte man denn da online?
MMORPGs und das frühe Internet: 1991 startete Neverwinter Nights als eines der ersten Online-Rollenspiele. Damals konnte das Spiel nur über den Internetprovider AOL mit einer stündlichen Abrechnung (6 Dollar pro Stunde) gespielt werden – zusätzlich zu den Kosten der Internetverbindung. Später öffneten sich die Spiele dann. Meridian 59 (1996) und auch Ultima Online (1997) waren über jeden Service spielbar und begründeten das Genre der MMORPGs.
Das Zeitalter der kreischenden Modems
Wie wurde zunächst online gespielt? Das Internet ist deutlich älter als MMORPGs. Um im World Wide Web surfen zu können, wurde in den 1970er und 1980er-Jahren sowie noch zu einem Teil in den 1990ern ein analoges Modem benötigt. Besonders weit verbreitet waren die Akustik-Telefonmodems. Diese Geräte nutzten die reguläre Telefonleitung, um Daten zu übertragen. Das bedeutete aber, dass man entweder telefonieren oder surfen konnte. Beides zusammen funktionierte nicht, es sei denn, man besaß eine zweite Telefonleitung.
Darüber hinaus waren diese Modems langsam und laut. Zunächst musste auch der Telefonhörer auf das Modem gelegt werden, später gab es dafür ein Gerät, bei dem dies nicht mehr nötig war. Das Kreischen des Modems beim Übertragen der Daten war ein unangenehmer Nebeneffekt dessen, dass man das Internet nutzen konnte.
Wie schnell waren die Modems? Zunächst waren die 28.8k-Modems weit verbreitet. Diese übertrugen maximal 28.8kb/s. Später wurden diese durch die 56k-Modems mit einer Datenübertragung von maximal 56kb/s ersetzt.
So etwas kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, wo sich sogar schon Gigabit-Leitungen etablieren.
Stellt euch vor, ihr seid mit eurem Handy auf dem Land und habt dort nur Edge-Verbindung. Diese überträgt sogar 220kb/s. Das heißt, ein 56k-Modem war fast vier Mal langsamer als eine Edge-Verbindung auf dem Handy!
Entsprechend dauerte das Surfen sehr lange. Und natürlich wurde diese Zeit abgerechnet. Rund 20 Pfennig pro Minute kostet dies, bis Mitte der 90er-Jahre ein Preisrutsch stattfand.
Mitte der 1990er Jahre kamen zudem ISDN-Leitungen mit 65kb/s auf, die aber den Vorteil hatten, dass man gleichzeitig Telefonieren und surfen konnte.
Ende der 1990er-, Anfang der 2000er-Jahre kamen DSL-Leitungen mit 768kb/s beziehungsweise 1.000 kb/s auf. Die Geschwindigkeit steigerte sich von da an kontinuierlich und sehr schnell. Zu jener Zeit wurden auch die ersten Flatrates eingeführt. Allerdings waren die noch zeitlich beschränkt. Man konnte beispielsweise 100 Stunden im Monat für 100 D-Mark surfen. Plus Kosten für den Anschluss. Die Preise sanken anschließend recht schnell, da damals immer mehr private Telekommunikationsunternehmen auf den Markt strömten und sich mit immer günstigeren Angeboten unterboten.
Wie spielte man dann? Entweder, man trieb zu den Anfangszeiten der MMORPGs die Telefonrechnung in die Höhe oder man musste sich stark einschränken. Und es war mitunter sehr teuer, zu spielen. Denn neben den Kosten für den Telefonanschluss, der minütlichen Abrechnung für die Nutzung der Leitung und dem Kauf des Spiels, mussten zu jener Zeit noch Abogebühren bezahlt werden.
Aufgrund der hohen Kosten spielten viele Onlinegames-Fans dann eher an der Uni. Dort konnten die Computer oft kostenlos zum Surfen genutzt werden, was natürlich viele dazu veranlasste, auch Computerspiele online zu spielen.
Eine kleine, persönliche Geschichte
So erlebte der Autor sein erstes MMORPG: Als riesiger Fan der Ultima-Serie kaufte ich mir im Herbst 1997 Ultima Online. Es war mein erster persönlicher Kontakt mit dem Genre, obwohl ich schon vorher von Meridian 59 gehört hatte.
Zur damaligen Zeit Internet nutzte ich seit etwa einem Jahr sogar schon eine ISDN-Leitung fürs Internet. Allerdings eher schlecht als recht. Denn unsere Anlage hatte das Problem, dass immer dann, wenn ich im Internet unterwegs war und jemand anreif, die Leitung gekappt wurde.
Mit einer älteren Schwester, die ständig telefonierte, gestaltete sich das Spielen von Ultima Online dann entsprechend schwierig. Wir machten schließlich Zeiten aus, zu denen ich relativ ungestört spielen und sie telefonieren konnte. Handys gab es damals ja noch nicht.
Ultima Online faszinierte mich so sehr, dass ich oft die Zeit vergaß. Besonders heftig wurde dies nach dem ersten Freimonat. Mein Vater stand mit hochrotem Kopf in der Tür meines Zimmer, Telefonrechnung in der Hand. Ich erinnere mich noch, dass es ein Betrag von fast 500 D-Mark waren, die ich verpulvert hatte, denn Flatrates gab es zu jener Zeit noch nicht. Die Abrechnungen fanden im Minutentakt statt.
Entsprechend wurde meine Internet-Zeit die kommenden Woche stark eingeschränkt. Glücklicherweise kamen dann Flatrates auf und es wurde deutlich angenehmer, zu spielen.
MMORPGs waren zu ihren Anfangszeiten also ein sehr teures Hobby, für das man auch viel Geduld mitbringen musste. Heute braucht man sich über die oben genannten Probleme keine Gedanken mehr zu machen.