Mit der Ankündigung, PS4- und Xbox-Spieler in Fortnite: Battle Royale jetzt zwangsweise gegeneinander antreten zu lassen, hat Epic einen merkwürdigen Schritt unternommen. Auch wenn der offizielle Grund logisch erscheint, könnte das Vorgehen auch Zeichen einer Abnahme der generellen Spielerbasis sein, glaubt zumindest unser Autor Robert.
Was hat Epic am Matchmaking geändert? Mit dem letzten Patch auf die Spielversion 8.10 hat sich die Zusammensetzung der Lobbies geändert:
- War ein plattform-übergreifendes Matchmaking vor dem Update optional, ist es nun obligatorisch. Dies bedeutet, dass PS4-Spieler und Gamer auf der Xbox One nun gegeneinander antreten.
- Gleiches gilt für die Plattform Nintendo Switch und Smartphones, welche nun immer gegeneinander spielen.
- Lediglich Spieler auf dem PC bleiben unter sich, abgesehen von Konsolen-Spielern, welche mit Maus und Tastatur spielen.
Womit begründet Epic diesen Schritt? Die offizielle Begründung seitens des Fortnite-Entwicklers Epic klingt kryptisch:
Uns hat die Absicht dazu bewogen, mehr Optimierungspotential freizugeben, damit wir mehr Standardmodi während mehr Stunden am Tag laufen lassen und gleichzeitig mehr Orte mit Datenzentren unterstützen können. Bitte gebt uns euer Feedback über eure Erfahrungen!
Entwickler Epic zu den Änderungen in den Patch_Modes
Kurz gesagt: Epic muss Plattformen zusammenlegen, um die Auswahl an verfügbaren Playlists so groß wie möglich gestalten zu können:
- Doch warum kommt dieser Schritt genau jetzt?
- und warum war die Anzahl der verfügbaren Playlists vorher kein Problem, sondern jetzt?
Der wahre Grund ist, in meinen Augen, so profan wie einleuchtend. Fortnite verliert Spieler.
Darum braucht Fortnite so viele Spieler:
Die Spielerbasis von Fortnite ist wahnsinnig fragmentiert und Epic ist darauf angewiesen, dass viele Fortnite spielen.
- Fortnite bietet viele verschiedene Spiel-Modi an, neben Solo, Duo, Squad und Gruppenkeile auch regelmäßig zeitlich limitierte Modi
- dann haben sie x-verschiedene Datenzentren in allen Ecken der Welt
- und jede Plattform hat einen eigenen Spielerpool
Wenn jede Plattform an jedem Datenzentrum der Welt eigene Playlisten braucht, könnte es zu längeren Wartezeiten kommen, wenn jemand in der Nacht einen ungewöhnlichen Modus spielen will. Das will Epic offenbar unbedingt vermeiden.
Könnte Fortnite tatsächlich ein Problem mit der Spielerbasis haben? Für diese These gibt es gute Gründe:
- Die aktuell laufende Season 8 wird von der Spielerschaft eher nüchtern betrachtet. Wenig spannende Neuerungen, selbst der Battle Pass wird nicht annähernd so bejubelt wie noch in den Seasons davor.
- Mit Call of Duty: Black Ops 4 Blackout aber vor allem mit Apex Legends sieht sich Fortnite starker Konkurrenz ausgesetzt.
- Fortnite: Battle Royale ist mittlerweile anderthalb Jahre alt. Viele Spieler sind weiter gezogen oder schlicht und einfach müde.
- Durch die gestiegene Erfahrung wird es für Neueinsteiger immer schwerer, frühe Erfolgserlebnisse zu erzielen. In nahezu jeder Lobby machen die Baumeister den Sieg unter sich aus. Dies führt zu Frust und im schlimmsten Fall zu Komplett-Ausstiegen.
Nachdem Fortnite in punkto Spielerzahlen von einem Rekord zum nächsten geeilt ist, könnten die Spielerzahlen nun also tatsächlich abnehmen. Das ist nicht verwunderlich, schließlich ist es eine große Herausforderung, ein Spiel dauerhaft frisch und damit die Spieler bei Laune zu halten.
Auf eine sinkende Spielerzahl kann jedoch unterschiedlich reagiert werden. Epic ist hier mit Fortnite noch immer in einer sehr komfortablen Situation, wie ausgerechnet das Beispiel Destiny zeigt.
Destiny verzichtete auf Spiel-Modi
So ist Destiny mit sinkenden Spielerzahlen umgegangen: In Destiny konnten Spieler den genauen Spielmodus wie Kontrolle oder Konflikt im kompetitiven Mehrspieler auswählen.
Diese Fragmentierung der Spielmodi hat dazu geführt, dass speziell in den ruhigeren Zeiten das Matchmaking sehr lange gedauert hat. Zudem hat der Algorithmus sogar Spieler verschiedener Kontinente in ein Spiel geworfen, was die Spielerfahrung durch Lags noch weiter verschlechtert hat.
Destiny-Entwickler Bungie hatte nicht die Möglichkeit, verschiedene Plattformen zusammen zu legen (Crossplay zwischen PS4 und Xbox One ist erst mit Fortnite überhaupt salonfähig geworden). Aus diesem Grund wurden in Destiny 2 die Playlists bzw. Spielmodi zusammengelegt.
Somit verteilt sich die komplette Spielerbasis statt auf sechs Spielmodi nur auf zwei Playlists. Abwanderungen von Spielern können so deutlich besser aufgefangen werden. Das Matchmaking läuft vergleichsweise schnell, die Verbindungen sind stabiler.
Was ist der Nachteil von konsolidierten Playlists? Spieler können nicht mehr auswählen, welchen Spielmodus sie absolvieren möchten, unbeliebte Spielvarianten werden demnach zwangsweise gespielt.
Ein Problem, mit dem sich Epic (zumindest vorerst) nicht herumschlagen muss.
Weniger Plattform-Pools, gleichbleibende Zahl von Modi
Kann Fortnite das gleiche „Schicksal“ wie Destiny ereilen? Theoretisch schon, von diesem Punkt ist Fortnite meiner Meinung nach allerdings weit entfernt. Das Spiel lebte schon immer von seiner großen Vielfalt hinsichtlich verschiedener Spielmodi. Auch die Schnelligkeit des Matchmakings und dem Finden neuer Lobbies zeichnen Fortnite: Battle Royale seit seinem Start aus.
Die zumindest teilweise Zusammenlegung der Plattformen ist eine smarte Maßnahme. Die Zukunft und der weitere Fahrplan für Fortnite wird zeigen, ob diese Maßnahme die einzig nötige gewesen ist oder weitere folgen werden.
Was glaubt Ihr? Hat Epic die Plattformen zusammengelegt, um einem Spielerschwund zu begegnen? Oder steckt etwas Anderes dahinter?