
For Honor wurde von vielen Spielern schon früh in 2017 als „tot“ abgestempelt. Wie steht das Online-Nahkampfspiel in 2018 da? Spielt das überhaupt noch jemand?
Riesen-Hype um For Honor: Als ich während der E3 2015 den ersten Trailer zu For Honor sah, hibbelte ich aufgeregt auf meinem Stuhl umher. Das könnte endlich ein cooles, realistisches Nahkampfspiel werden, dachte ich. Ich sah schon meine Ritter-Karriere vor mir, wie ich schwertschwingend durch das Mittelalter-Setting marschiere und für Ruhm und Ehre kämpfe.
So erging es auch vielen anderen Gamern: „Gänsehaut“, „Awesome“ oder „Auf sowas warte ich seit 10 Jahren“ waren die ersten Reaktionen, die zu dem Trailer geäußert wurden. Den Weltpremiere-Trailer könnt Ihr Euch hier ansehen:
Auch der Release im Februar 2017 war für Ubisofts Schwertkampf-Epos ein voller Erfolg. Bereits die Beta-Phasen stellten neue Rekorde auf. Man sah in eine glorreiche und lange Zukunft für For Honor.
Massig Kritik in 2017
Aber dann kam doch alles anders. For Honor offenbarte schnell eklatante Schwächen und Probleme. Schon früh liefen dem Game die Spieler weg. Die sozialen Medien und die Spielemagazine waren voller Kritik. Nach dem Hype folgte der heftige Absturz.
Welche Probleme hatte For Honor?
- Das Matchmaking und die Server-Infrastruktur sorgten für Frust. Die Peer-to-Peer-Verbindungen waren zu instabil. Es gab Lags und Verbindungsabbrüche
- Die Gear-Stats waren unausgeglichen – vor allem die Rache sorgte für Diskussionen und musste überarbeitet werden
- Die Helden waren nicht in Balance
- For Honor hatte kaum Langzeitmotivation
- Horrende Stahlpreise ließen die Spieler auf die Barrikaden gehen
- Es gab allerhand Bugs, Glitches und Exploits
Meine „For Honor“-Karriere verlief also so, wie die von vielen anderen: Ich gab zum Release Vollgas in For Honor, kam dabei häufig an meine Frustgrenze, spielte das Game ein paar Wochen weiter und kurz nachdem all meine Freunde For Honor aufgaben und sogar weiterverkauften, hörte auch ich damit auf. Irgendwann im April war bei mir mit For Honor Schluss.
Im Mai 2017 schrieb ich dann einen ziemlich gnadenlosen Artikel zu For Honor – denn die Season 2 war mit zahlreichen Neuerungen gestartet und niemand interessierte sich dafür. Schon in den Wochen zuvor wurde darüber berichtet, dass For Honor 95% seiner Spielerschaft verloren habe. Google-Trends zeichnete ein deutliches Bild, dass die Season 2 diesen Trend nicht stoppen konnte.
Das Interesse an For Honor im zeitlichen Verlauf von Februar 2017 bis Mai 2017 stieg mit Season 2 nicht spürbar an: Ubisoft wehrte sich dagegen und sagte öffentlich, dass Berichte über den Spielerschwund „Fake News“ seien. Aber in der Community kam diese Aussage eher so an, als sei For Honor gescheitert und Ubisoft zu stur, um das einzusehen.
So dümpelte For Honor in der zweiten Jahreshälfte von 2017 so vor sich hin. Es kamen zwar einige Updates und neue Inhalte, allerdings erschien das meiste unter dem Radar der Gaming-Presse.
Wie steht For Honor in 2018 da?
Ist For Honor inzwischen ganz gestorben? Spielt das noch jemand in 2018?
Nein, For Honor ist nicht tot. Und ja, es gibt Leute, die es in 2018 spielen. Zum Beispiel ich.
Schon vor einigen Wochen habe ich mal wieder in For Honor reingeschaut. Nur weil ich neugierig war, ob ich noch einigermaßen mit meinem Orochi umgehen kann. Und weil ich gerade sonst nichts zum Zocken hatte.
Und seitdem spiele ich wieder voller Begeisterung For Honor!
Ich war dann voll motiviert, einen neuen Kämpfer – die Schamanin – zu erlernen. Schließlich geht es in den Kämpfen von For Honor in erster Linie um den eigenen Skill. Ohne ein Studium der Fähigkeiten des Kämpfers und ohne zahlreiche Übungskämpfe wird man nicht glücklich. Man muss seinen Kämpfer beherrschen und seine Bewegungen automatisieren, um erfolgreich zu sein.
Und darauf hatte ich wieder richtig Bock. Dabei stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass die Matchmaking-Zeiten relativ kurz sind. Ich befürchtete, dass ich ewig in der Spielersuche hängen würde – schließlich „ist ja For Honor tot“. Aber huch, Mitspieler sind schnell gefunden.
For Honor lebt
Tatsächlich steht For Honor jetzt in 2018 deutlich besser da als noch im April 2017 – also als zwei Monate nach Release. Und der Trend zeigt nach oben!
Die Steam-Charts offenbaren, dass For Honor gegenwärtig rund 5300 Spieler auf Steam online hat – durchschnittlich. Zum Vergleich:
- Im Februar 2017, im Release-Monat, waren es 28.000 durchschnittliche Spieler
- Im März 2017 waren es 8700
- Im April 2017 waren es 3500 – also schon deutlich weniger als momentan
- Im Juli 2017 waren es nur noch 1250
- Die Talsohle wurde im Oktober 2017 mit 1180 durchschnittlichen Spielern durchschritten
Seit 2018 ist ein klarer Aufwärtstrend zu verzeichen:
- Im Januar 2018 hatte For Honor eine durchschnittliche Basis von 2100 Spielern auf Steam
- Im März 2018 lag diese bei 3200
- Im Juni lag sie bei 4900
- Und in den letzten 30 Tagen bei 5300.
Die Spielerzahlen auf der PS4 und der Xbox One lassen sich nicht einsehen, allerdings sind wohl auch diese positiv. Denn wie Ubisoft bekanntgab, sind in 2018 pro Monat mehr als eine Million Spieler aktiv in den Schlachten unterwegs. Letzte Woche gab es neue Zahlen von Ubisoft: Die Zahl der registrierten Spieler sei mittlerweile auf 10 Millionen gestiegen.
For Honor erfreut sich also bester Gesundheit in 2018! Das Google-Interesse ist zwar immer noch gering. Allerdings stieg es zur E3 2018 wieder spürbar an: Es gibt also wieder einige Spieler, die sich für die Zukunft von For Honor interessieren.
For Honor macht’s wie The Division
Was sind die Gründe für den Trendwechsel? Es lassen sich viele Gründe aufzählen, warum es sich in 2018 lohnt, wieder For Honor zu spielen. So kamen allerlei frische und kostenlose Inhalte in Form von neuen Helden, neuen Maps, neuen Modi und neuen Cosmetics. Ranglistenspiele wurden eingeführt, Bugs und Exploits wurden behoben. Ubisoft tüftelte am Gear-System und an der Helden-Balance. Eine wichtige Neuerung, welche die Qualität der Spielerfahrung anhebt, ist die Einführung der Dedicated Server.
Eine Entwicklung wie The Division: Dabei muss man den Entwicklern hoch anrechnen, dass sie For Honor nicht aufgaben, sondern es kontinuierlich verbesserten und erweiterten. Ähnlich ging Ubisoft auch mit dem vielkritisierten The Division um, das selbst laut den Entwicklern keinen Spaß mehr machte. Doch dann kümmerte man sich um all die Dinge, die den Spielern nicht gefielen, sodass heute noch viele Agenten The Division spielen.
Was ist in 2018 für For Honor geplant?
Ein Ende ist nicht in Sicht: Die Entwickler veröffentlichen auch jetzt noch neue, kosmetische Inhalte, sie veranstalten noch immer regelmäßig Livestreams. Die Community ist mit Leidenschaft dabei, veranstaltet Turniere – und wächst.
Zudem ist für den 16. Oktober 2018 ein großes neues Update geplant: Marching Fire kommt und hat eine neue Fraktion, neue Modi und einige Verbesserungen im Gepäck.
Auch in Zukunft wird For Honor also mit Content versorgt. Und ich bin mir sicher, dass ich mir Marching Fire im Oktober ansehen werde. Denn ja, es spielt noch jemand For Honor in 2018.
Mehr Infos zum Oktober-Update lest Ihr hier: