
Seit dem Reboot in 2013 veröffentlichen die Entwickler von Final Fantasy XIV in regelmäßigen Abständen neue Patches. Doch diese beständige Praxis wird in der Community kritisiert. Warum ist das so?
Wie geht es FFXIV gerade? Von der Menge des neuen Contents, den das MMORPG aus dem Hause Square Enix regelmäßig erhält, können manch andere Games nur träumen. Das Spiel, das 2010 als eine Totgeburt auf den Markt kam, erfreut sich mittlerweile gesunder Spielerzahlen. Es ist eines der wenigen MMORPGs, die von ihren Spielern ein Abo verlangen und es auch bekommen.
Der Sommer 2019 wird heiß für das Spiel. Mit „Shadowbringers“ veröffentlicht Final Fantasy XIV bereits seine dritte Erweiterung und bereitet sich auf die Flut neuer Spieler mit neuen Servern und Datenzentren vor.
Doch ein Teil der Veteranen von FFXIV findet, dass der Kern des Contents vom MMORPG dringend eine Umwälzung braucht.
Wie funktioniert das Content-System von FFXIV? Das Patch-System von Final Fantasy 14 ist auf Beständigkeit ausgelegt. Ungefähr alle vier Monate erhalten die Spieler einen großen Patch, der immer von einem schicken Trailer und viel Hype begleitet wird. Die Inhalte eines solchen Content-Patches sehen normalerweise so aus:
- Fortsetzung der Hauptstory von FFXIV
- 1 – 2 neue Dungeons
- Ein Boss-Kampf gegen einen Primae (Beschwörungen in FFXIV)
- 8- oder 24-Mann-Raid
- Neue Ausrüstung und Cosmetics
- Mehrere Nebenquests
- „Quality of Life“ – Verbesserungen, zum Beispiel besseres User-Interface oder Modus für Farbenblinde
- PvP-Anpassungen oder Inhalte
- Kleinere Features wie neue Mini-Games oder ähnliches
Es ist also ein ordentlicher Brocken an Content. Dabei werden die Patches in „gerade“ und „ungerade“ aufgeteilt, je nach ihrer Nummerierung:
- Bei einem „geraden“ Patch, zum Beispiel 4.4, werden neue epische Raids veröffentlicht und das allgemeine Gegenstandslevel der Ausrüstung steigt um ca. 30 Level.
- Die „ungeraden“ Patches, wie der aktuelle Patch 4.5, bringen hingegen „Aufhol-Content“ mit sich. Es gibt den Spielern, die keine epischen Raids laufen, die Möglichkeit, in ihrer Gegenstandsstufe die Raider einzuholen. Somit bleiben die Casual-Spieler nicht auf der Strecke.
Manchmal werden diese Patches in kleinere Bestandteile aufgesplittet, um den Content gleichmäßig über die Monate zu verteilen, damit die Spieler möglichst immer etwas zu tun haben.
Was sind die Vorteile? Neben dem offensichtlichen Vorteil der stetigen Content-Zufuhr für die Spieler ergibt sich durch diese Patch-Struktur auch ein Vorteil für die Entwickler. So haben der Direktor Naoki Yoshida und sein Team bei jedem Patch gewohnte Strukturen und Arbeitsabläufe, in die sie sich eingespielt haben.
Auf diese Weise können sie effizienter arbeiten und sind schneller mit dem Content fertig. Das zeigt sich zum Beispiel in dem Kommentar des Localization Lead Michael Koji Fox. Er verglich die schwere Arbeit, die das noch junge Team an der ersten Erweiterung „Heavensward“ verrichten musste, mit dem zweiten Addon „Stormblood“:
Dank der Erfahrung [die wir in Heavensward gemacht haben] verging die Entwicklung von Stormblood glatt. Wir wurden eine Woche früher fertig und ich musste denken „Ist es in Ordnung so früh schon fertig zu sein?“ (lacht)
Wenn aus Beständigkeit Monotonie wird
Und wo ist jetzt das Problem? Mit der Zeit geriet dieses System des stetigen Content-Zuflusses unter den Veteranen von Final Fantasy XIV in die Kritik. Das Entwickler-Team verwendet es nämlich schon seit dem Reboot des MMORPGs, also mittlerweile seit satten fünf Jahren. Einige Spieler reden hier sogar von Recycling.
Kritisiert wird dabei die starre und vorhersagbare Struktur des Contents, die immer wieder genutzt wird:
- Die Dungeons sind immer linear, haben drei Bosse und einige Trash-Mobs dazwischen
- 8-Mann-Raids haben immer vier Bosse in Arenen
- 24-Mann Raids haben immer vier Bosse mit Trash und einigen Allianz-Mechanics dazwischen
- Es gibt immer zwei Sets der Endgame-Ausrüstung, aus denen sich die Spieler ihr „Best-in-Slot“-Set zusammen stellen.
- Der Progress der Aufrüstung und der meisten anderen Inhalte ist eingeschränkt durch tägliche oder wöchentliche Caps, man kann also zum Beispiel nur ein Rüstungsteil pro Woche von einem Raidboss erhalten
Wer hier also Überraschungen sucht, der wird nicht fündig. Mit dem Release der Patch Notes zu jedem neuen Update ist über dessen Inhalt praktisch alles bekannt, was einen starken Kontrast zu Games wie Destiny 2 darstellt, wo Spieler Wochen später noch unerwartete Quests und vollkommen unbekannte Waffen entdecken.
Das kritisiert die Community: Der Ablauf der Patches ist durch diese vorgegebene Content-Struktur sehr ähnlich. Sobald die neuen Inhalte freigeschaltet wurden, werden die gefarmt, bis man das tägliche oder wöchentliche Limit erreicht hat.
Durch die Dailies und Weeklies wird verhindert, dass die Spieler zu schnell durch den Content rushen und zu früh fertig sind oder sich einen großen Vorteil gegenüber anderen verschaffen.
In einem Kritik-Thread im deutschen Bereich der offiziellen Foren schrieb die Spielerin Caitlyn dazu:
Leider wird das Alter von FFXIV vor allem Stormblood zum Verhängnis. Nach 4 Jahren sind die gleichen Steine-Farmereien, 3-Boss-Dungeons und Klassen- oder Boss-Mechaniken einfach ausgelutscht.
RicaRuin unterstützt sie bei dieser Aussage:
Ok, selbst ich als offensichtlich großer Verfechter des Spiels und „So schlimm wie ihr das darstellt, ist es gar nicht“-Verfechter gebe ja zu, dass der Content etwas stagniert und ein paar Dinge sich definitiv ändern müssen.
Aber auch in den englischen Foren und auf Reddit findet man immer wieder solche Threads. Und man kann tatsächlich mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass die oben aufgeführten Inhalte der Patches in dieser Form auch in der kommenden Erweiterung „Shadowbringers“ zurückkehren werden.
In den Key-Notes während des Fan Festivals in Las Vegas hat Direktor Yoshida bereits bestätigt, dass es die Dungeons und Raids im gewohnten Stil wieder geben wird.
Und doch funktioniert das System
Es entsteht an dieser Stelle also ein Kontrast:
- Einerseits hat das Patch- und Content-System von Final Fantasy XIV über mehrere Jahre hinweg gut funktioniert. Das MMORPG wuchs und brachte laut den Investor-Reports solide Einnahmen.
- Andererseits wird eben dieses System für seine starre und sich immer wiederholende Struktur kritisiert.
Wie sieht das der andere Teil der Community? Es gibt aber auch genügend Spieler, denen die strikte Struktur der Patches nichts ausmacht. Im Gegenteil, diesem Teil der Community gefällt die Beständigkeit und Zuverlässigkeit, mit der die neuen Content-Patches von FFXIV veröffentlicht werden.
Einer der Redakteure des Online-Magazins MassivelyOP, Eliot Lefebvre, ist in einem seiner Artikel über Final Fantasy 14 darauf eingegangen. Er schreibt:
Ich stimme zu, FFXIV ist wirklich linear und konsistent, und zuverlässig mit seinen Updates. Aber das ist nichts Schlechtes. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Entwickler des Spiels wissen, was funktioniert und wie man es weiterhin zuverlässig liefern kann.
Und während sein Artikel für viele Diskussionen in den Kommentaren dazu gesorgt hat, war er mit seiner Meinung nicht alleine. Der User John Artemus schrieb dazu:
Ich kann euch gar nicht sagen wie unglaublich erfrischend es ist, ein MMORPG zu spielen, das zuverlässig und beständig ist, und es nicht versucht, alle paar Jahre das Rad neu zu erfinden!
Zeit ist ein Faktor: Hinzu kommt noch, dass für die modernen MMORPG-Spieler die Zeit eine knappe Ressource ist. Der Direktor von FFXIV, Naoki Yoshida, ist sich dieser Tatsache bewusst und passt den Content seines MMORPGs diesem Umstand an.
Durch die gleichbleibende Struktur des neuen Contents können die Spieler die Zeit, die sie in Final Fantasy XIV verbringen, genau einplanen. Sie wissen ungefähr, wie viel Zeit ein Dungeon in Anspruch nimmt und wie lange ein durchschnittlicher Raid dauert. Das macht das Spielen für sie bequemer.
„Repariere nicht, was nicht kaputt ist“?
Spieler liefern Verbesserungsvorschläge: Im Thread „Große Liste an Vorschlägen“ in den offiziellen Foren haben die Spieler aufgezählt, welche Änderungen sie sich für den Content wünschen. So standen auf der Liste zum Beispiel:
- Große Belagerungsschlachten um die Städte als Open-World-Content.
- Mehr Innovation bei Dungeons und Bossen. Als positives Beispiel wurde Bardams Statue gebracht, die den Spielern Mechaniken beibringt. Auch andere, weniger lineare Layouts der Dungeons wurden vorgeschlagen.
- Dungeons und Raids für andere Gruppen-Konstellationen als 4, 8 und 24.
- Ein Gear-System, das man über mehr als nur eine Stufe aufwertet und es über längere Zeit nützlich für die Spieler macht.
Sie sollen in erster Linie dazu dienen mehr Abwechslung in das lineare Spielsystem von FFXIV zu bringen.
Wird sich das Patch-System ändern? Das Entwickler-Team von Final Fantasy 14 hat beim Reboot vor fünf Jahren seine Erfolgsformel gefunden. Die regelmäßigen Updates kosten die Spieler „nur“ ihr monatliches Abonnement und versorgen sie beständig mit neuen Inhalten. Es ist daher unwahrscheinlich, dass sie dieses System so bald ändern werden.
Ob man diese Struktur als Monotonie oder Beständigkeit betrachtet, ist entsprechend jedem selbst überlassen.